RISE AGAINST - The Black Market
Mehr über Rise Against
- Genre:
- Punk
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Interscope (Universal Music)
- Release:
- 11.07.2014
- The Great Die-Off
- I Don't Want To Be Here Anymore
- Tragedy + Time
- The Black Market
- The Eco-Terrorist In Me
- Sudden Life
- A Beautiful Indifference
- Methadone
- Zero Visibility
- Awake Too Long
- People Live Here
- Bridges
Souveräne Arbeit mit Energiedefizit
Manchmal muss der Zufall nachhelfen, um eine Band für sich zu entdecken. So habe ich vor einigen Jahren "Appeal To Reason", das vorletzte Studioalbum von RISE AGAINST aus dem Jahr 2008, bei einem Spiel gewonnen. Ursprünglich und ungehört nicht sonderlich begeistert, biss sich das Werk aber dann zunehmend in meinem Player fest und ich musste feststellen, dass RISE AGAINST einen herausragenden Spagat zwischen Punk und melodischen Hardcore hinbekommt, der mich auf diesem Werk durchaus an eine etwas softere Variante von IGNITE erinnert hat.
Mittlerweile steht die komplette Diskographie in meinem Schrank und vor allem die letzten drei Alben "The Sufferer & The Witness", "Appeal To Reason" und "Endgame" waren echte Hitfeuerwerke, die folgerichtig nicht nur mein Herz, sondern die Charts in vielen Ländern eroberten. "Endgame" schaffte es hierzulande gar auf die Pole Position der Charts. Natürlich wird eine im Punk verwurzelte Band bei Erfolgen im Mainstream auch immer kritisch von den Szenewächtern beäugt, aber tatsächlich konnte ich keine Anbiederung, Verweichlichung oder erzwungene Hit-Single-Orientierung erkennen. Nein, die Songs waren immer noch voller Energie, der nötigen Portion Wut, dabei aber eben hochmelodisch und mit echter Message. Der Erfolg war ein Ergebnis von Klasse. Sonst nix.
Entsprechend gespannt war ich, ob "The Black Market" trotz des riesigen Erfolges des Vorgängers daran anknüpfen kann. Um es vorweg zu nehmen: in meinen Ohren läuft das neue Werk doch etwas hinter den letzten drei Werken ins Ziel.
Schon die einführenden Streicher im Opener 'The Great Die-Off' zeigen eine neue Seite der Band. Doch ist diese noch sehr angenehm, so wirkt der Song anschließend dann doch eine Spur weniger energetisch, weniger angepisst, ja, irgendwie zufriedener. Eine Einschätzung, die sich im Laufe der folgenden Nummern bestätigt. Fast über die gesamte Spielzeit wirkt es so, als wäre die Handbremse noch angezogen. Egal, ob die Single 'I Don't Wanna Be Here Anymore', der Titelsong oder 'Methadone', es ist immer ein bisschen schaumgebremst. Nur selten dringt die eigentlich unbändige Energie durch wie bei 'The Eco-Terrorist In Me', 'Zero Visibility' oder dem abschließenden 'Bridges'. Das ist schon schade, denn diese Energie im Verbund mit dem untrüglichen Gespür für eingängige Melodien war ja bislang das große Aushängeschild von RISE AGAINST.
Allerdings muss ich zugeben, dass die Melodien schon wieder ziemlich gut sind und sich mit jedem Durchlauf die positiven Momente mehren. Die Energie bleibt zwar auf der Strecke, aber dafür singt Tim McIlrath besser als je zuvor, man ist in Sachen Geschwindigkeit eine Spur dynamischer unterwegs und musikalisch dürfte man die Vorgänger wohl auch in die Tasche stecken. Das Problem: darum geht es zumindest mir nicht, wenn ich RISE AGAINST höre. Da erwarte ich Musik in der Schnittmenge von Punk und Hardcore und damit nun einmal Energie, Energie, Energie. Musikalität spielt hier eine untergeordnete Rolle.
Eine kleine Enttäuschung ist "The Black Market" also durchaus geworden. Aber um es mal mit aktuellen Ereignissen zu vergleichen: "The Black Market" ist eher ein souveränes 1:0 gegen die USA als ein triumphales 7:1 gegen Brasilien. Die große Begeisterung kommt also nicht auf, aber ein Erfolg dürfte es dennoch sein.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk