RIVERSIDE - Wasteland
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2018
Mehr über Riverside
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- InsideOut (Sony)
- Release:
- 28.09.2018
- The Day After
- Acid Rain
- Vale Of Tears
- Guardian Angel
- Lament
- The Struggle For Survival
- River Down Below
- Wasteland
- The Night Before
Das Leben nach der Apokalypse.
RIVERSIDE war für mich lange Zeit eine meine favorisierten Bands des gar nicht mehr so jungen neuen Jahrtausends. Von "Out Of Myself" im Jahr 2003 bis zum vierten Album "Anno Domini High Definition" fand ich jeden Song, jedes Album, jedes Konzert der Band absolut großartig. Vor allem "Second Life Syndrome" würde ich als absoluten Genreklassiker einordnen. Die leichte stilistische und klangliche Anpassung auf "Shrine Of New Generation Slaves" und "Love, Fear And The Time Machine" hat mich dann aber nicht mehr ganz so abgeholt. Mir klang das zu sehr nach Vintage, die Songs waren in meinen Ohren nicht mehr so zwingend und so ließ die Euphorie um die sympathischen Polen bei mir etwas nach.
Als uns Anfang 2016 dann die Nachricht erreichte, dass Gitarrist und Gründungsmitglied Piotr Grudziński verstorben sei, hing plötzlich sogar die Zukunft der Band am seidenen Faden und es dauerte eine Weile, bevor Sänger und Bandkopf Mariusz Duda verkündete, dass RIVERSIDE als Trio weitermachen würde. Es dürfte also klar sein, dass "Wasteland" ein besonderes Album für die Polen ist. Titel wie 'The Day After', 'Vale Of Tears', 'The Struggle For Survival' oder 'Wasteland' scheinen dabei den Verlust eines Freundes zu verarbeiten, doch tatsächlich geht es um das (Über-)Leben nach der Apokalypse.
Entsprechend emotional ist "Wasteland" dann auch ausgefallen. Schon das nur von Mariusz' Stimme vorgetragene 'The Day After' dürfte bei vielen Hörern eine fette Putenpelle auslösen. Es sind nur 108 Sekunden, doch die ziehen mich unmittelbar ins Geschehen und fesseln ungemein. Natürlich weckt das auch Erinnerungen an "Second Life Syndrome", was sicher kein Zufall ist. Denn auch dieses Album beginnt a capella mit einem Song namens 'After' und endet mit 'Before' und hier mit 'The Night Before'. Das folgende, bereits bekannte 'Acid Rain' würde dann stilistisch am ehesten auf "Rapid Eye Movement" passen, wie überhaupt auffällt, dass die Produktion wieder deutlich in Richtung der ersten drei, vier Alben schielt. Ein Schritt, den ich ausdrücklich begrüße. Gerade die verzerrten Gitarren atmen wieder den Geist der ersten drei Werke, was mir das Gefühl gibt nach Hause zu kommen.
Aber auch die Songs selbst finde ich wieder stärker als auf den beiden Vorgängern. Vor allem die unglaublich gefühlvollen 'Guardian Angel' und 'River Down Below' sind echte Tränentreiber, dazu mit herrlichen melodischen Ankern, die alles zusammenhalten.
Das ist alles wirklich großartig. Da stört es auch nicht, dass der Kern des Albums, das neunminütige 'The Struggle For Survival' - bis auf ein paar Harmoniegesänge am Ende - rein instrumental ist. Das ist so spannend inszeniert, dass mir das die ersten paar Male beim Hören gar nicht so bewusst geworden ist, dass es fast zehn Minuten lang keine Vocals gibt.
Ganz klar, "Wasteland" ist für mich ein deutlicher Schritt zurück zu alter Stärke. Die Nähe zu Alben wie "Out Of Myself", "Second Life Syndrome" und "Rapid Eye Movement" ist nicht von der Hand zu weisen, doch "Wasteland" wiederholt nicht, sondern schließt sich einfach nahtlos and und würde glatt als vierter Teil der "Reality Dream"-Trilogie durchgehen. Dass die besten Alben häufig in dunklen Zeiten geschrieben werden, erhält mit "Wasteland" einen weiteren Beweis.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk