ROADRUNNER UNITED - The All-Star Sessions
Mehr über Roadrunner United
- Genre:
- Metal/Rock
- Label:
- Roadrunner/Universal
- Release:
- 07.10.2005
- The Dagger
- The Enemy
- Annihilation By The Hands Of God
- In The Fire
- The End
- Tired ´N Lonely
- Independent (Voice Of The Voiceless)
- Dawn Of A Golden Age
- The Rich Man
- No Way Out
- Baptized In The Redemption
- Roads
- Blood & Flames
- Constitution Down
- I Don´t Wanna Be (A Superhero)
- Army Of The Sun
- No Mas Control
- Enemy Of The State
Roadrunner Records feiert 25. Geburtstag. Und was macht man, wenn man zu diesem Anlass neben schlimmen Socken und hässlichen Krawatten auch was bekommen möchte, das man gebrauchen kann? Richtig. Man beschenkt sich selbst. Und eins gleich vorweg: Ein stilvolleres und besseres Präsent als das vorliegende ROADRUNNER UNITED-Album hätte man sich fast nicht machen können. Allein ein Blick auf das SEHR namhafte, mit 55 Musikern auch quantitativ imposant besetzte Line-up drückte bereits im Vorfeld die Spannung auf diese Scheibe weit in den roten Bereich.
Angeführt von den vier sogenannten "Team Captains" Robert Flynn (MACHINE HEAD), Dino Cazares (ex-FEAR FACTORY), Joey Jordison (SLIPKNOT) und Matthew K. Heafy (TRIVIUM), die alle jeweils vier bzw. fünf (Joey Jordison) Songs extra für diese Platte komponierten, wird der Hörer bei "The All-Star Sessions" auf eine spannende Reise durch die facettenreiche Rock/Metal-Welt mitgenommen.
Schon der modern-thrashige, von Robert Flynn geschriebene und von Howard Jones (KILLSWITCH ENGAGE) mit einem geilen Refrain versehene Opener 'The Dagger' haut gleich mal ordentlich ins Magendreieck und pegelt das Aggro-Level direkt zu Anfang bei "hoch" ein, nur damit der folgende, mit stimmungsvollem Akustikgitarren-In- bzw. Outro von Andreas Kisser (SEPULTURA) veredelte Death/Thrash-Schwinger 'The Enemy' (Gesang: Mark Hunter von CHIMAIRA) das Ganze mit mehr Schmackes eindrucksvoll wiederholt. Und ihr ahnt, was kommt: Das sich anschließende, von Glen Benton (DEICIDE) eingedeibelte und schön "Wort zum Sonntag"-kompatibel betitelte und getextete 'Annihilation By The Hands Of God' knüppelt einen mit fiesen Blasts (Respekt, Herr Jordison!), geilem Doublebass-Geknatter und groovenden Riffs direkt in die Hölle. Ganz, ganz famos!
Bis hierhin haben sich drei der vier "Team Captains" bereits die Ehre gegeben. Fehlt nur noch Matthew K. Heafy, der mit 'In The Fire' an Position Nummer vier stehend keinem Geringeren als King Diamond (MERCYFUL FATE) ein superbes, schwarzes Stück klassischen Heavy Metal auf den Leib geschrieben hat.
An dieser Stelle sei mal das ein oder andere Wort zu den "Captains" erlaubt: Während die von Robert Flynn komponierten Stücke auch im Kontext seiner Stammband funktionieren würden und alles beinhalten, was diese Band so großartig macht – nämlich die perfekte Balance aus (Bay Area-)Tradition und Moderne (Man höre hier auch die fantastischen 'The Rich Man' mit Corey Taylor (SLIPKNOT) am Mikro und 'Army Of The Sun', spitzenmäßig gesungen von BLOODSIMPLEs Tim Williams, sowie den mächtig angepissten Old-School-Thrasher 'Independent (Voice Of The Voiceless)' (Lungenbläschenkollaps: Max Cavalera (SOULFLY)); und man bei Dino Cazares seine FEAR FACTORY-Vergangenheit bzw. die Vorliebe für Death und Thrash Metal heraushört (Ausnahme: der großartige, von Matthew K. Heafy intonierte und mit 30 SECONDS TO MARS-Touch daherkommende Modern-Rock-Hit 'The End'), so kann ich vor den sich musikalisch fast völlig von ihren Hauptkapellen lösenden Sportsfreunden Joey Jordison und vor allem Matthew K. Heafy nur alle Hüte ziehen, die ich habe. Wer authentisch die Vibes von stilistisch so unterschiedlichen Acts wie KING DIAMOND, TYPE O´ NEGATIVE, CRADLE OF FILTH, MISFITS, DEICIDE oder BLACK SABBATH einfängt, und zudem auch das nötige instrumentale und songwriterische Können mitbringt, gehört für mich zu den Großen. End of story!
Ganz ehrlich: Als ich das erste Mal Songs wie das bereits erwähnte 'In The Fire', 'Dawn Of A Golden Age' mit Dani Filth (CRADLE OF FILTH) (hätte auf den letzten, alles andere als schwachen Platten der Engländer zu den Highlights gezählt), 'Blood & Flames' (geile BLACK SABBATH-Riffs, Mega-Gitarrenmelodie, die im Breitwandrefrain von Jesse David Leach (ex-KILLSWITCH ENGAGE) aufgenommen wird. Yes!) oder den sakralen Psycho-Doomer, von Pete Steele (TYPE O´ NEGATIVE) in einer Fantasiesprache (!) dargebotenen 'Enemy Of The State' hörte, hätte ich diese nie und nimmer Matthew K. Heafy (die drei erstgenannten Stücke) bzw. Joey Jordison zugeordnet. Vielleicht sollte ich auf meine alten Tage mein Interesse an SLIPKNOT und TRIVIUM doch mal steigern. Mal schauen.
Und wäre das, was die "Team Captains" mit ihren Mannschaften hier auf Silikon gezaubert haben, nicht schon toll genug, gibt es mit dem von Josh Silver (TYPE O´ NEGATIVE) komponierten, atmosphärischen und von Gott (also Mikael Akerfeld von OPETH) gesungenen 'Roads' noch ein zusätzliches Schmankerl, welches gleichzeitig den Ruhepol des Albums bildet.
Abschließend möchte ich noch anbringen, dass es für mich schön ist, mal wieder die Stimme von Kyle Thomas (ex-EXHORDER) bei 'Constitution Down' zu hören; dass Antworten auf die Frage erwünscht sind, was Dez Fafara (DEVIL DRIVER) nach seiner Zeit bei den indiskutablen COAL CHAMBER auf den Kopf gefallen ist, dass der Typ seit einer geraumen Weile wie´n angefahrener Höllenhund abgeht (nachzuhören beim Genickschuss 'Baptized In The Redemption' (Musik: Dino Cazares u. Roy Mayorga (ex-SOULFLY)); dass man mir bitte verzeihen möge, nicht jeden der beteiligten Musiker und Basskönner wie Steve DiGiorgio (u. a. ex-DEATH, TESTAMENT) und Sean Malone (ex-CYNIC) oder Gitarrenflitzefinger wie James Murphy (ex-TESTAMENT) und Jeff Waters (ANNIHILATOR) den jeweiligen Songs zugeordnet zu haben; dass Keith Caputo (LIFE OF AGONY) leider noch immer nicht den Scott-Weiland-Virus los ist; und dass ich jetzt vom Schrank dive. Tschüss!
Anspieltipps: Hier ist für jeden was dabei!
- Redakteur:
- Oliver Schneider