ROEHR, MATT - Dead Slow
Mehr über Roehr, Matt
- Genre:
- Blues / Blues Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Gonzo Music / Tonpool
- Release:
- 29.04.2022
- Temporary Love
- For My Sins
- Goodbye
- On My Own
- Keep You
- Dead Slow
- Same Old Song And Dance
- Only You
- Time Of My Life
- 1976
Blues - unerwartet und auf leisen Sohlen.
MATT GONZO ROEHR? Moment mal, ist das nicht der Gitarrist der BÖHSEN ONKELZ? Und was sollte er denn schon auf einem Soloalbum bringen, was nicht seinerzeit Kollege Weidner bereits mit DER W versucht hat? Einen mehr oder weniger gelungenen Aufguss der wohl bekanntesten und berüchtigsten Deutschrockkapelle, so könnte man denken. Doch so billig ist es natürlich nicht. Fans der oben genannten Hauptband des Gitarristen können hier schon weiter zappen, denn mit Deutschrock im Allgemeinen und mit dem Stil der ONKELZ hat "Dead Slow" so wirklich gar nichts am Hut.
Das fängt bereits beim englischen Albumtitel und den englischen Songs an und hört bei einer ganz anderen musikalischen Nische auf. An dieser Stelle sei gesagt, dass es nicht das erste Soloalbum des Künstlers nach dem Split der ONKELZ 2005 ist. Und auch die ersten beiden Soloalben stellten mehr die Virtuosität des Protagonisten und die Vorliebe zum Blues in den Vordergrund. Lediglich mit dem 2011er Album "Blitz & Donner" schielte der, mittlerweile in Südamerika beheimatete, Gitarrist wieder nach den deutschen Wurzeln (wie auch der Nachfolger "Zuflucht vor dem Sturm"). Doch das ist Geschichte, die BÖHSEN ONKELZ reformierten sich und es blieb wohl kein Spielraum, um die eigenen musikalischen Träume am Leben zu erhalten. Aber wie so oft kommt es anders. Mit "Dead Slow" schiebt der Frankfurter nun ein sauberes Bluesrock Album in die Läden, welches sich der Musikkonsument einmal völlig losgelöst von den gewohnten Schaffenswerken zu Gemüte führen darf. Der Opener 'Temporary Love' treibt das Album lässig an, über dem bluesigen Grundgerüst mogelt sich eine feine Portion Jazz inklusive Trompeteneinsatz ein. Es bleibt über die Albumdistanz eher ruhig und mit 'Goodbye' hat es eine wirklich schöne Akustiknummer auf die Platte geschafft. Neben dem Titelsong drängt sich vielleicht noch der vielschichtige Song '1976' auf, der das Album am Ende gut abrundet. Ansonsten ist "Dead Slow" nicht gepflastert mit Gassenhauern und es ist auch kein Album zum mitgrölen und abfeiern. Es ist eher das coole Album, was man beim Feierabendbier gern daheim in aller Ruhe genießen möchte.
Wie auch schon auf seinen vorherigen Soloalben zeigt MATT GONZO RÖHR, dass mehr in ihm schlummert als die doch eher schlichteren Töne seiner Hauptband vermuten lassen. Wenn man überhaupt Querverweise ansetzen darf, dann passt "Dead Slow" eher in die Nähe solcher Recken wie STEVIE RAY VAUGHAN oder eben auch ERIC CLAPTON, dessen unaufgeregte Art mir hier immer wieder in den Sinn kommt. Nicht ganz so glücklich bin ich persönlich mit der Wahl des Sängers. Zach "Dowzy" Dowd macht seine Sache zwar ganz ordentlich, kann aber in Sachen Blues in der Stimme das Feeling der Musik nicht so wirklich gut einfangen, was den Gesamteindruck schon etwas trübt. Besser passt dann doch Sohnemann Vincent Roehr ins Klangbild, das Zusammenspiel zwischen seinen Keyboards und dem Gitarrenspiel kann komplett überzeugen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Wilkens