ROOTWATER - Visionism
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2010
Mehr über Rootwater
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Distribution AS/Soulfood
- Release:
- 19.03.2010
- Intro
- Venture
- Living In The Cage
- Closer
- Frozenthal
- Freedom
- Timeless
- Realize
- Flollow The Spirit
- Alive
- The Ministry
- Steiner
- Under The Mask
- Visionism
- Hydamaka
Follow the spirit, live or die! Friss oder stirb.
Ein episches Intro, orchestrale Klänge umspielen sich, die Gitarren setzen ein, es wird immer epischer, ja, es groovt. Plötzlich: Abbruch. Tiefe, sägende, maulende Gitarren setzen ein und eröffnen das Reigen eine der außergewöhnlichsten Platten, die das neue Jahr bis dato mit sich gebracht hat.
Während eine andere Band im Jahr 2002 ein lautes, kalifornisches "Steal This Album!" herausschrie, gründete sich in Polen die musikalische Potpourri-Formation ROOTWATER. Das Ziel? Kompromisslose, fette Crossover-Metal-Geschichte zu schreiben, anders lässt sich das kaum beschreiben. Denn wo andere Formationen tief in ihrem Genre graben, um etwas passende herauszukramen und sich damit anständig in der Szene vorzustellen, läuft das bei ROOTWATER offensichtlich anders: Steht ein Riff, trifft sich die Band in einem schamanischen Zirkel und öffnet in einer mystischen Zeremonie die Büchse der Pandora, um anschließend, durchflutet von zahlreichen, abseitigen musikalischen Spielereien, den zu schreibenden Song in eine Richtung zu entwickeln, die der Hörer definitiv nicht vorhersehen konnte. That's it, so entstehen 15 Songs, ein Album und knapp 60 Minuten abwechslungsreicher Musik.
Will man die Band zwanghaft vergleichen, wie es die Eigenart unseres Kritikerstandes ist, so drängt sich als erste Referenz SYSTEM OF A DOWN auf. Mit einer ähnlichen Spielfreude werden heftige Gitarrenmomente mit ruhigen, wunderschönen Passagen kombiniert, werden Folk-Estampien mit eindrucksvollen Sample-Arrangements verbunden. ROOTWATER auf diese Analogie zu limitieren wäre aber fatal. Denn seien es die Gitarren, die rhythmisch von wurzeligem Death Metal bis hin zu modernen MESHUGGAH-Sounds reichen, Breaks, die direkt von den BEASTIE BOYS eingespielt worden sein müssen oder Trance-artige Technosounds, es passiert so unglaublich viel auf diesem Album, dass jeder Songs ein eigenes Schmuckkästchen darstellt, das es immer wieder zu öffnen lohnt. Überall glitzert und blitzert es, nur damit eine Faust aus diesem Kästchen schnellt und einem in bestem freundlich-manischen Fight-Club-Manier die Fresse poliert.
Ein ganz großes Plus von "Visionism" ist die Stimme von Maciej Taff, dem Aussehen nach der Tomi Joutsen (Sänger von AMORPHIS) Polens. Der Wiedererkennungswert seines Organs ist hoch, seine stilistische Bandbreite immens. Durch seine hohe Aggressivität in den richtigen Momenten erhebt er den Sound der Band auf eine neue Ebene des Metals und macht schließlich doch klar: Auch wenn die Band sich in vielen Stilen wohlfühlt und sogar tanzbaren Balkan-Pop-Crossover zitiert, sind sie immer noch METAL! Vielleicht noch ein Wort zum Cover: Großartig. Angucken und Kiefer auf dem Boden aufsammeln. Bitteschön. Dankeschön.
Fazit: Das Jahr 2009 brachte eine ähnlich intensive Überraschung: INDUKTI. Doch wo die einen Polen eine tiefe, mystische Komponente beschwören, gehen die Landsleute ROOTWATER eher den Weg der tanzbaren Melodien. Das macht "Visionism" möglicherweise kommerzieller, aber, Gott bewahre, deswegen auf keinen Fall uninteressanter. Denn die Art und Weise, wie der Genremix umgesetzt wird, ist grandios. Die Produktion drückt dabei massiv nach vorne und macht das Album mit Sicherheit zu einem Dauerbrenner im Auto. "Visionism" verdient eine klare Empfehlung für jeden Fan übergreifender Stilmixe, besser gab es das in diesem Jahr noch nicht.
Anspieltipps: Venture, Visionism, Follow The Spirit, etc.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer