ROTHERY, STEVE - Live In Rome
Mehr über Rothery, Steve
- Genre:
- Rock
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 22.08.2014
- Morpheus
- Kendris
- The Old Man Of The Sea
- White Pass
- Yesterday's Hero
- Summer's End
- Waiting To Happen
- Afraid Of Sunlight
- Easter
- Sugar Mice
- Cinderella Search
- Materna Luna
- Monolith Pt. 2
Ein Saitengott auf gewöhnlichen Abwegen.
Man darf wohl sagen, dass der gute Mann eine sehr treue Gefolgschaft hat. Den Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen. Das bedeutet für den weiteren Verlauf des Textes: Spätestens beim ersten Singen der Saiten bin ich verzückt, und ab 'Waiting To Happen' singe ich lauthals mit. Wobei ich natürlich auch einen intimen, intensiven Vergleich mit den jeweiligen Originalen habe. Na, dann mal los!
Steve, Gitarrist der Britprogger MARILLION, die allesamt Nebenprojekten, Soloalben und Gastauftritten alles andere als abgeneigt sind, hat nun erstmals unter seinem eigenen Namen ein Album aufgenommen. Selbiges wird am 22. September erscheinen. Es mutet durchaus merkwürdig an und lässt mich auch ein wenig stirnzrunzelnd zurück, dass vorher bereits dieses "Live In Rome" auf den Markt kommt, da es auf der ersten Scheibe der Doppel-CD immerhin sechs der sieben Stücke des instrumentalen Soloalbums enthält. Dieses zu bewerten soll Gegenstand einer gesonderten Besprechung sein, belassen wir es einfach dabei, dass Freunde des typischen Rothery-Sounds natürlich nichts falsch machen können mit den langen, melancholischen Kompositionen des Engländers (hier sind es sechs Stücke, 62 Minuten). Wer dennoch Anspieltipps erhalten möchte: Hört in 'The Old Man Of The Sea' und das folgende, leichtfüßige 'White Pass' rein.
Doch ob der Bekanntheit der Stücke ist CD zwei sicher eine größere Erwähnung wert. Denn mit nur fünf Songs lässt Rothery mit seinen Mannen (und Frau) die große Geschichte MARILLIONs passieren. 'Waiting To Happen' und 'Sugar Mice' werden dabei von Manuela Milanese vorgetragen, die mit einem ungewöhnlich starken Timbre singt. Auch nach einigen Durchläufen muss ich mich gelegentlich räuspern. Dabei kommt der ursprünglich von Fish intonierte Song besser weg, aber gegen Steve Hogarth zieht Frau Milanese den Kürzeren. Das macht ihren Auftritt aber nicht schlecht, ich denke, es liegt bei mir einfach an der Gewohnheit. Im zweiten ihrer Stücke kommt sie kraftvoll rüber und harmoniert toll mit dem Solo, an das sie den Song abgibt, ihn aber auch wieder aufnimmt. Mit einer weiblichen Stimme wirkt 'Sugar Mice' völlig anders. Nicht besser, aber anders.
Den Rest darf Allessandro Carmassi von der MARILLION-Tribut-Band NEVERLAND singen. Das beginnt mit einer sehr überzeugenden Version von 'Afraid Of Sunlight'. Da ist Allessandro in seinem Element und man muss sagen, er kann unserem Freund H durchaus das Wasser reichen, auch wenn er deutlich seinen eigenen Stil einbringt. Das ist eine ganz starke Version! 'Easter' im Anschluss fällt leider ein bisschen ab. Hogarths stimmliche Bandbreite ist außergewöhnlich, und dass sich Carmassi nur gut aus der Affäre zieht, ist nach seiner großartigen Darbietung von 'Afraid Of Sunlight' ein kleiner Rückschritt. Instrumental ist sonst alles im grünen Bereich, auch wenn die Keyboards bei 'Easter' ein wenig aufdringlich klingen. Vor Ort war das sicher einfach nur brillant. Auf der CD ist es immer noch stark.
Als letzter MARILION-Track wird 'Cinderella Search' intoniert. Eine außergewöhnliche Wahl. Aber stilistisch passt das genau zu dem kommenden Soloalbum "The Ghost Of Pripyat". So gesehen genau die richtige Entscheidung, und dank des sich steigernden Charakters des Liedes auch ein guter Abschluss. Doch es folgt noch etwas für die lokalen Fans, nämlich ein bisschen Musik von RANESTRANE, einer lokalen römischen Progband. Eine schöne Geste und musikalisch sehr beachtlich. Diese Band sollte man mal antesten.
Steve Rothery live. Damit können Fans nichts falsch machen. Ansonsten bleibt die Frage, wie die Solostücke auf dem kommenden Album sein werden, und ob dieses doppelt Gemoppelte innerhalb von wenigen Wochen sinnvoll ist. Zumal ich die Sinnhaftigkeit der Reihenfolge in Frage stelle. Aber rein auf das Musikalische bezogen ist "Live In Rome" ein sehr starkes Werk voller emotionaler Rocksongs zwischen Traum und Freude - denn das sind die beiden Worte, die mir zu Rotherys Gitarrenspiel einfallen. Und sein Können stellt er nochmal ganz deutlich unter Beweis im Rausschmeißer 'Monolith Pt. 2'. Das war jenem kleinen Club sicher ein sehr intensives Erlebnis.
- Redakteur:
- Frank Jaeger