ROTTING CHRIST - Katá Ton Daimona Eautou
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2013
Mehr über Rotting Christ
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood Music)
- Release:
- 01.03.2013
- In Yumen – Xibalba
- P'unchaw Kachun - Tuta Kachun
- Grandis Spiritus Diavolos
- Kata Ton Demona Eaftou
- Cine Iubeşte Si Lasă
- Iwa Voodoo
- Gilgameš
- Rusalka
- Ahura Mazdā-Aŋra Mainiuu
- 666
- Welcome To Hel
Sperrig, wuchtig, finster - dabei aber frei von Klischee und Stilkorsett.
Massig vor sich hin walzende Urgewalt überfällt uns im Intro zu diesem elften Studioalbum der Black-Metal-Veteranen von ROTTING CHRIST, doch schon nachdem die erste knappe Minute verklungen ist, machen die Griechen klar, warum sie nach wie vor zu den herausragendsten Vertretern der alten Black-Metal-Szene ihrer Heimat gehören. Zwar ist das Soundgewand vom Opener 'In Yumen - Xibalba' an weitaus moderner als auf den Klassikern der Band, doch die zwischenzeitlich gesuchte Nähe zum gotisch angehauchten Dark Metal ist anno 2013 nicht mehr allzu präsent. Es wird im ersten Stück schnell gerifft, das Klangbild ist heavy und wuchtig, die Gitarre darf in alter Black-Metal-Manier auch mal über die Saiten scharren, der Rhythmus gemahnt an die Orktrommeln von Moria und der mantrisch murmelnde und grollende Gesang des Masterminds Sakis machen "Katá Ton Daimona Eautou" zu einem fast ritualistisch wirkenden Werk.
Danach präsentiert sich 'P'unchaw Kachun - Tuta Kachun' weniger grimmig, nochmals moderner und es entfaltet ein gewisses Tribal-Feeling, das auch zu südamerikanischen Bands passen würde, bevor 'Grandis Spiritus Diavolos' sakrale Gesänge und orchestrale Klänge der Marke "Omen"-Soundtrack mit klassischen Metalsägen und einem nach vorne losrockenden Headbanger-Drive verbindet, den ich so traditionell metallisch von der Band gar nicht erwartet hätte. Gerade das Gitarrensolo zum Ende hin ist großartig geraten. Dagegen gibt sich das Titelstück wieder sehr schwarzmetallisch und mit flirrenden Gitarren garniert, nicht jedoch, ohne gewisse orchestrale Elemente und Keyboard-Sequenzen einzubinden, die ROTTING CHRIST einmal mehr in eine okkulte, mystische Nische rücken.
Spätestens mit dem eigenwilligen, gebetsartigen weiblichen Gesang und dem prägenden Piano bei 'Cine Iubeste Si Lasa' wird klar, dass die Griechen einen ganz eigenen Weg gehen und ihre durchaus extreme Herangehensweise an den Metal weder mit überkommenen Black-Metal-Kodizes noch mit triefenden Gothic-Klischees belasten. Damit sitzt die Band im Zweifel zwischen allen Stühlen, doch wird sie so einer gewissen Tradition der Veteranen der Extrem-Metal-Szene ihrer Heimat gerecht: Sie schert sich nicht um Trends, sondern sie setzt markante eigene Akzente, auch auf die Gefahr hin, die Massen an der Insel ihrer vielköpfigen Hydra vorbei segeln zu lassen.
Wer auf eigenwillige extreme Klänge steht und sich an einer omnipräsenten ritualistischen Tribal-Rhythmik ebenso wenig entziehen kann, wie einer teils durchaus verschrobenen und individuellen Gesangsdarbietung, der findet im neuen Werk dieser altgedienten musikalischen Vorreiter aus Hellas eine vielseitige und spannende Scheibe, die allerdings Puristen jeglicher Färbung derbe verschrecken dürfte. Wenn euch diese durchaus sperrige und gewöhnungsbedürftige Wuchtramme aber mal gepackt hat, dann im Zweifel richtig! Probehören wird daher sowohl dem Skeptiker als auch dem Fan der Band dringend empfohlen.
Mehr zu diesem Album:
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle