ROYAL HUNT - Collision Course
Mehr über Royal Hunt
- Genre:
- Symphonic Melodic Metal
- Label:
- Frontiers Records / Soul Food
- Release:
- 14.03.2008
- Principles Of Paradox
- The First Rock
- Exit Wound
- Divide And Reign
- High Noon At The Battlefield
- The Clan
- Blood In Blood Out
- Tears Of The Sun
- Hostile Breed
- Chaos A.C.
Zu den Bands, die gemessen an der konstant hohen Qualität ihrer Alben viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, gehören meiner Ansicht nach ROYAL HUNT. Der symphonische, progressive Melodic Metal, den die Truppe um Mastermind und Keyboard-Magier Andre Andersen seit Anfang der Neunziger kultiviert, lud in der Vergangenheit immer wieder zum Staunen, Träumen und Genießen ein. Dabei konnte man den Werdegang bisher prinzipiell in zwei Hälften einteilen: Die erste bildeten die eleganten, mächtigen Scheiben vom Debüt "Land Of Broken Hearts" (1992) bis zum Klassiker "Paradox" (1997), die ein gewisser D.C. Cooper mit seiner wohlklingenden und äußerst charismatischen Stimme bereicherte. Nach dessen Ausstieg holte Andre ARTENSION-Frontmann John West an Bord, um in Zukunft etwas Bombast abzurüsten und auf den folgenden Werken eine Mischung aus eingängigen Hardrock-Nummern und experimentelleren Ausflügen zu servieren. Auf der tollen letzten Platte "Paper Blood" fanden ROYAL HUNT schließlich wieder den Weg heraus aus der zwischenzeitlichen Introvertiertheit und latenten Selbstverliebtheit - und brannten ein furioses Feuerwerk ab wie lange nicht mehr.
Mit Studioalbum Nummer 9, das den Titel "Collision Course" trägt, steht nun wieder ein Einschnitt an, denn John West hat inzwischen die Band verlassen und ist durch Mark Boals ersetzt worden, der vor allem durch seine Arbeit mit YNGWIE MALMSTEEN und RING OF FIRE bekannt sein dürfte. Interessanterweise knüpft die Scheibe inhaltlich an das elf Jahre zurück liegende "Paradox"-Album an und beschäftigt sich wieder kritisch mit dem Konflikt zwischen den großen Weltreligionen Islam und Christentum. Nicht zu leugnen, dass dieses Thema aktuell wie selten zuvor ist. Doch viel interessanter dürfte für die meisten Fans die Frage sein, ob ROYAL HUNT auch musikalisch an ihre vielleicht aufregendste Platte anknüpfen können. So richtig gelungen ist das leider nicht, denn obwohl "Collision Course" voller guter Ideen, geschmackvoller Details und schöner Melodien steckt, fehlt einfach das letzte Quäntchen Entschlossenheit, das zwingende Argument, der majestätische, magische Weitblick. Bei den ersten Hörversuchen bleibt sogar erschreckend wenig hängen. Man nimmt schon wahr, dass da irgendwie gute Musik läuft, aber hinterher kann man sich an kaum etwas erinnern. Das wird besser, wenn man sich wirklich mal in Ruhe hinsetzt und genauer lauscht. Trotzdem bleibt am Ende ein leicht fader Beigeschmack zurück.
Auch wenn sich "Collision Course" stilistisch in hinlänglich bekannten Gewässern bewegt, wirken die neuen Songs seltsam gehemmt und steif. Mark Boals wirkt bei aller Klasse stellenweise noch nicht richtig in den Gesamtsound integriert, die Gitarren sind leider oftmals zu leise und agieren zu konservativ. Dafür thront über allem das Keyboard-Gewitter des Mr. Andersen. An sich könnte man damit noch gut leben, wenn es so mancher Komposition nicht an großen Spannungsbögen und Zielstrebigkeit mangeln würde. So sind ziemlich einfach strukturierte Nummern wie 'The First Rock' und 'Exit Wound' schlicht zu unspektakulär ausgefallen, zumindest für ROYAL HUNT-Verhältnisse. Deutlich mitreißender sind da schon das aufbrausende, mit opulenten Chören glänzende 'Divide And Reign' oder das sich gigantisch hoch steigernde, dramatisch arrangierte 'High Noon At The Battlefield'. Als weitere Highlights notiere ich das vielschichtige, intensive 'Tears Of The Sun' mit seinen quirligen Gitarrenläufen und feierlichen Melodien sowie den treibenden Rausschmeißer 'Chaos A.C.' mit seinen hymnischen Vocals.
Trotz dieser starken Momente kann ich "Collision Course" aber aus genannten Gründen nicht vorbehaltlos empfehlen. Treue ROYAL HUNT-Fans werden sicherlich den Zugang zu diesem Album finden und es letztlich auch in ihr Herz schließen. Neueinsteiger allerdings sollten sich lieber mit packenderen, selbstbewusster und kompakter daher kommenden Werken wie eben "Paradox" oder auch "Paper Blood" befassen. "Collision Course" ist wahrlich kein schlechtes Album, bleibt aber doch hinter meinen Erwartungen zurück.
Anspieltipps: Divide And Reign, High Noon At The Battlefield, Tears Of The Sun
- Redakteur:
- Martin van der Laan