RUESLATTEN, KARI - Time To Tell
Mehr über Rueslatten, Kari
- Genre:
- Art Pop
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Despotz/Pirate Smile
- Release:
- 07.03.2014
- Time to tell
- Hide underneath bridges
- Hold on
- Paint the rainbow grey
- Rainy days ahead
- Why so lonely
- Shoreline
- Waltz across the sky
- Wintersong
- Stay right here
- Only you know
Wünderschön, doch die Reibung fehlt etwas.
Mit 'Why So Lonely' verzauberte uns Kari Rueslåtten anno 1994 als Sängerin von THE 3RD AND THE MORTAL. Das Debüt "Tears Laid In Earth" war damals etwas ganz besonderes. Die bedrückende norwegische Melancholie traf auf eine einzigartige musikalische Anmut, was natürlich auch in Karis besonderer Stimme begründet lag. Leider verließ Kari die Band. Neben diversen musikalischen Kollaborationen, u.a. mit Fenriz (ich frag mich, wie das zusammengehen soll...) (das geht überraschend gut. - PK) arbeitete die rothaarige Schönheit an einer Solokarriere. Immerhin vier Alben gab es bis 2004, bevor sie sich entschied, aufzuhören. Doch der Ruf ihrer Fans nach ihrer tollen Stimme verstummte nie und nun feiert sie, zwanzig Jahre nach "Tears Laid In Earth", ein Comeback.
'Why So Lonely', der vielleicht wichtigste Track ihrer Karriere, ist nun auch auf "Time To Tell" vertreten. Wie alle Tracks auf der neuen Scheibe, ist diese neue Version nur sehr spärlich instrumentiert. Tragende Rollen spielen Pianoklänge und die immer noch tolle Stimme.
Nun, müsste ich mich jetzt entscheiden, auf welche Art ich einsam sein will, würde ich, ich sage es ehrlich, jederzeit auf die dreimal sterbliche Art leiden wollen. Ein schöner Song bleibt ein schöner Song, keine Frage, doch die Magie von früher kann Kari nicht mehr entfachen. Und das ist leider das Fazit für das gesamte Album. Es ist eigentlich ziemlich gut mit "Little Earthquakes" von TORI AMOS vergleichbar, auch eine Emotionsbombe von Anfang der Neunziger. Die artverwandten Pianoballaden 'Wintersong' und 'Winter' sind nicht die einzigen Parallelen zwischen beiden Alben. Doch die junge Tori war emotional sehr aufgewühlt, während die 2014-Kari ziemlich mit sich im Reinen und zufrieden zu sein scheint. Und so ist die Musik: Sehr professionell emotional. Eigentlich von vorne bis hinten wunderschön, tolle Stimme, enorme beruhigende Musik, Seelenbalsam. Doch mir fehlt die kleine Dissonanz, der Reibungspunkt, der Ausbruch aus der beinahen Gleichförmigkeit, die Überraschung. Einfach der letzte Kick. Die Mutter, die sich bei 'Only You Know' Sorgen um die Zukunft ihres kleinen Babys macht, bringt das Thema zwar auf sehr ansprechende Weise rüber, doch tief in ihr ist klar, dass sie sich darum eigentlich keine Sorgen zu machen braucht. Ihr geht es gut. Ich hoffe, ihr versteht ein bisschen, was mir an diesem - trotzdem sehr guten - Album fehlt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Thomas Becker