RUMBLE IN RHODOS - Intentions
Mehr über Rumble In Rhodos
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Black Balloon Records
- Release:
- 28.11.2008
- Paws, Claws & Alarm-Clock Laws
- Flavoured Envy
- Conducted Electricity
- Ethical Codes
- Harpoon Etiquette
- Cinematic Sweeps
- The Function Of Colour
- Soft Blackouts
Vielschichtiger Alternative, der mit Eigenständigkeit und Varietät nur so um sich schlägt. Und trotzdem auf dem Boden bleibt, um unkompliziert genossen zu werden.
Ist es vermessen, ein für alle mal klären zu wollen, ob nun das Huhn oder das Ei zuerst da war? Höchstwahrscheinlich, aber ein Versuch kann nicht schaden. Besonders nicht, wenn er einem die Mechanik einer immer straffer organisierten Musikszene erklären kann.
Um genau zu sagen: wie läuft das, wenn eine Band zum Trendsetter erkoren wird, und keine drei Monate später x vermeintliche Trittbrettfahrer auf den Markt geworfen werden? Ist da zuerst das Label mit seinen Heerscharen an Talentpfadfindern, die den Banddschungel nach ähnlichen Exponaten durchforsten, ein potentielles Opfer finden und dem klarmachen: Wenn ihr so und so klingt, kommt ihr groß raus!
Oder ist da zuerst die Band, die rein zufällig und ohne irgendwelche Zusammenhänge einen Sound entwickelt, der dem einer Band vom anderen Ende des Globus ähnelt, der vorher noch zufälligerweise Platin abgestaubt hat?
Das Beispiel, das bei mir diesen Gedankengang angeregt hat, war die Band RUMBLE IN RHODOS mit ihrer neuen Scheibe "Intentions". Anfänglich war ich noch recht empört, war für mich das Huhn, hier das Label Black Balloon Records, doch definitiv eher da als der Sound, der verdächtig nach BILLY TALENT klang. Doch je mehr man sich in diese Platte reinhörte - aller anfänglichen Vorbehalte entgegen machte die Platte durchaus Lust auf mehr als drei Pflichtdurchläufe - löste sich die Annahme in Luft auf. Das Ei, also die Band, rückte in den Vordergrund, und auch die Frage, ob die Ähnlichkeit zu BILLY TALENT gewollt sei. Denn je mehr man sich mit der Musik beschäftigte, desto klarer wurde, dass "Intentions" weit von einer stumpfen Wiederaufnahme entfernt war. Klar, wir haben hier die üblichen Verdächtigen: Möglichst verspieltes Gitarrenspiel, das auch mal akustisch und wenig elektrifiziert sein darf, aber gleichzeitig noch Halt genug bot um locker durch die Stücke zu führen. Dann der Gesang, der verdächtig nach Erstsemester am Mikro klingt und zwischendurch vom ebenso obligatorischen Chorus-Backgroundgeschrei unterstützt wird. Soweit, so gut... Das Songwriting allerdings offenbart die Stärke dieser Band: Vielschichtigkeit. Keine großen Break, keine großartig verschachtelte Songkomposition, die Kunst des roten Fadens wird hier glücklicherweise nicht der progressiven Universalforderung geopfert, Anspruch sei eben nur so zu schaffen. Die Band schafft es, durchaus locker und wenig vorhersehbar ein Album einzuspielen, das überrascht und gleichzeitig nicht überfährt. Das ist durchaus eine Stärke in Zeiten wo selbst gestandene Bands Weiterentwicklung mit Unorganisation verwechseln.
Dieser Vielschichtigkeit, und natürlich der Fähigkeit der Band, eben fehlendes Können durch bodenständige Virtuosität wettzumachen, ist es zu verdanken, dass die Platte nicht in nervenraubendes Rumgefrickel abdriftet, obwohl es durchaus möglich wäre. Einen sauberen roten Faden zu stricken, ohne vorhersehbar zu wirken, und gleichzeitig rundum eigenständig zu arbeiten, ohne zu überfordern, das schaffen nicht viele. Und deshalb sind RUMBLE IN RHODOS durchaus ihren Platz in meiner Musiksammlung wert.
Anspieltipps: The Function Of Colour, Cinematic Sweeps, Ethical Codes
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Michael Kulueke