RUNNING WILD - Blood On Blood
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2021
Mehr über Running Wild
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- SPV/Steamhammer
- Release:
- 29.10.2021
- Blood On Blood
- Wings Of Fire
- Say Your Prayers
- Diamonds & Pearls
- Wild & Free
- Crossing The Blades
- One Night, One Day
- The Shellback
- Wild, Wild Nights
- The Iron Times (1618 – 1648)
Schiff ahoi!
Schrubbt das Deck und setzt die Segel, Kapitän Rolf und seine Crew setzen nach fünf Jahren wieder zur schwermetallischen Hafenrundfahrt an. Nach "Shadowmaker" konnte es vor neun Jahren nur besser werden. Und das wurde es mit "Resilient" und der 2016er Schatztruhe "Rapid Foray" auch. RUNNING WILD- Fans können also zuversichtlich auf das mittlerweile 17. Studioalbum des Flaggschiffs blicken. "Blood On Blood" heißt das gute Stück und setzt dem Aufwärtstrend der Band die Krone auf. Denn im Vergleich zum Vorgänger wirken die Songs noch ausgereifter, die Band noch stimmiger, die Musik RUNNING WILDs noch abwechslungsreicher als zuvor.
Mit dem 'Diamonds And Pearl'-Flashback sowie dem stimmungsvollen "Black Hand Inn"-Querverweis 'The Shellback' wurden zwei sehr verheißungsvolle Sturmgebiete auf hoher See entdeckt und anstatt am Soundeisberg unterzugehen, durchbricht der druckvolle Klang auch die letzten Zweifel. Nein, mit einem Album dieser Größenordnung habe ich bisweilen nicht gerechnet, stehen die beiden Single-Auskopplungen doch stellvertretend für die komplette "Blood On Blood"-Klasse. Ohne auf dem gleichen Thema endlos herumzusegeln, schlägt also Rock'n'Rolf inklusiver famoser Gitarrenarbeit einen eleganten und stilsicheren Bogen zwischen dem Glanz vergangener Tage und einer sehr modernen Frische. Und das hat neben besagtem, zeitgemäßem Sound zwei Hauptgründe:
Zum einen kommen wunderbare Parallelen zur "Pile Of Skulls"- bis "Masquerade"-Phase noch wesentlich häufiger ans Tageslicht als man denkt. Die Refrains sitzen bombensicher und prägen sich binnen kürzester Zeit in den Hörmuscheln ein, mit einer tollen Mischung aus straighter Härte, tollen Melodien und dem gewissen Hang zum Groove sprühen die Songs vor Spielfreude und gerade weil RUNNING WILD ein ums andere Mal eher als Ein-Mann-Projekt verschrieben wurde, spielt sich die aktuelle Mannschaft in einen ähnlichen Rausch wie noch zu "Masquerade"-Zeiten.
Zum anderen – und hier schlage ich meine Brücke – schnürt sich Rolf selbst kein konzeptionelles Korsett, das ihn in seinem Ideenreichtum einschränkt. Nein, mal thematisiert er die Prophezeiungen im Zusammenhang mit den Begründern des Tempelordens ('Say Your Prayers'), mal stoßen die drei Musketiere in den Kampf ('Crossing The Blades'), ohne dass Kasparek seine Seefahrerthematik, wie bereits geschildert, vernachlässigen muss. Und diese Freiheit gipfelt sowohl im finalen Hochspannungsakt 'The Iron Times (1618 – 1648)', das in elf Minuten auf sehr dramaturgische Art den 30-jährigen Krieg in Szene setzt, und 'One Night, One Day', eine leicht balladeske Hymne, die von Augenblick zu Augenblick weiterwächst, als auch in den regelrechten Gute-Laune-Nummern 'Wild And Free' und 'Wild, Wild Nights', die nicht unwesentlich von dieser frischen Brise profitieren. Doch auch das eröffnende Doppelfeuerwerk mit dem nach vorn preschenden Titelstück und dem rhythmischen 'Wings Of Fire' können hiervon ein Liedchen trällern.
Es sind also viele Gesichtspunkte, die "Blood On Blood" so vor Energie und Facettenreichtum sprießen lassen. Und so kann es das neueste Bollwerk auch durchaus mit den Höhepunkten vor knapp 30 Jahren aufnehmen, obwohl abzuwarten bleibt, ob auch dieses Album den Test der Zeit bestehen, die Klasse auch langfristig halten kann. RUNNING WILD ist wieder am gewohnten Hafen angekommen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp