RUSH - Counterparts
Mehr über Rush
- Genre:
- Prog Rock
- Label:
- Atlantic /WEA
- Animate
- Stick It Out
- Cut To The Chase
- Nobody`s Hero
- Between Sun & Moon
- Alien Shore
- The Speed Of Love
- Double Agent
- Leave That Thing Alone
- Cold Fire
- Everyday Glory
[Klassiker]
Als ich mich dazu entschloß, so nach und nach mal den RUSH Backkatalog zu reviewen, war mir gar nicht bewußt, wie schwer die Wahl der zuerst zu besprechenden Scheibe sein würde. Aus musikhistorischen Gründen wäre ja meine Wahl entweder auf "2112" oder "Moving Pictures" gefallen, aber irgendwie ist meine spontane Wahl dann doch der 93er-Meilenstein "Counterparts" geworden. Ich denke mal, der Grund dafür dürfte ganz einfach der sein, daß RUSH mit diesem Album den Spagat zwischen Komplexität, Härte und Eingängigkeit am Besten geschafft haben. Somit dürfte dieses Album auch für alle, denen das grandiose Trio aus Kanada bisher verborgen geblieben ist, ein guter Einstieg sein.
Als ich den Silberling erstmalig testete, war ich bereits nach den ersten Takten des Openers "Animate" ob der verblüffenden Härte angenehm überrascht. Das waren nicht die RUSH, die mich in den Jahren zuvor mit ausgetüftelter, technisch in höchstem Maße anspruchsvoller Rockmusik, die vor allem in den Spätachtzigern schon fast poppige Tendenzen hatte, zu begeistern verstanden. Von Hausproduzent Peter Collins, Freunde adäquater Klänge werden ihn von seiner Arbeit mit QUEENSRYCHE her kennen, extrem fett produziert, bollert hier vor allem Gitarrist Alex Lifeson extrem gewaltig aus den Boxen. So rifflastig war ich RUSH nicht gewohnt. Aber nach dem ersten Schock entdeckte ich, daß gerade diese Dynamik - vor allem Basslegende Geddy Lee groovt hier monstermäßig wummerig im Hintergrund - den Charme dieses Songs ausmacht. Gepaart mit einer herrlich ohrenfreundlichen Gesangslinie und dem, wie immer extrem innovativen, aber nun auch extrem druckvollen Drumming des Herrn Neil Peart, ergibt sich hier der wohl härteste Opener eines RUSH Albums ever. Gut, auch der Rest der Scheiblette verwundert mit extrem wuchtigen Gitarren, aber RUSH wären nicht RUSH, wenn sie ihre Songs nicht liebevoll mit kleinen musikalische Details verziert hätten. Während "Stick It Out" in erster Linie aufgrund der schrägen Rhythmik auffällt, verwöhnt "Cut To The Chase" mit einer herrlichen Melodie.
Was nun folgt, sollte für jeden Rockfan schon Kaufgrund genug sein: "Nobody`s Hero", ein vorwiegend akustisch gehaltener Song, der, nicht nur aufgrund des extrem nachdenklichen Textes, zu den 10 besten Rocksongs der 90er zählt. Hier gelingt dem Dreier der Balanceakt einen komplexen Song radiotauglich klingen zu lassen. Versehen mit vielen kleinen Ideen, die so vielen anderen Songs fehlen, versprüht der Song einfach eine Atmosphäre, die kaum beschreibbar ist. Und spätestens wenn der kongeniale Chorus einsetzt, wird jeder verzückt mitsingen. Bis zum nächsten Überflieger "Double Agent" dürfen wir uns mit "Between Sun & Moon", "Alien Shore" und vor allem dem Rocker "The Speed Of Love" beschäftigen. Drei für RUSH-Verhältnisse, relativ gradlinige Nummern, von denen mir besonders letzteres sehr gut gefällt. Angekommen bei genannter Nummer erfreuen uns die Jungs mit extremer Hektik. Unterlegt von beinahe tribal-artigen Drumbeats schrammeln Lee und Lifeson hier untypisch roh daher. Es klingt annähernd dissonant und kalt, was die teils gesprochenen Vocals noch unterstreichen. Erst der Chorus lockert das Geschehen deutlich auf. Was such nun wirr liest, klingt auch so. Macht aber megamäßig viel Spaß beim Zuhören, da es mächtig - und ich meine MÄCHTIG - abrockt.
Im Abschluß gibt´s im instrumentalen "Leave That Thing Alone" mächtig Drive der Rhythmustruppe, über dem sich Alex mit verspieltem Saitengeklimper austoben darf, Eingängigkeit bei "Cold Fire" und einen wunderschönen Rausschmeißer in "Everyday Glory". Gerade das finale Nümmerchen fasziniert noch mal mit einer herzzerreißenden Melodie. Exquisit.
Anspieltips: Nobody`s Hero, Animate, Double Agent
- Redakteur:
- Holger Andrae