RUSSIAN CIRCLES - Guidance
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2016
Mehr über Russian Circles
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Sargent House/ Carco Records
- Release:
- 05.08.2016
- Asa
- Vorel
- Mota
- Afrika
- Overboard
- Calla
- Lisboa
Cooler Fiesling-Post-Rock!
Vielleicht geht es ja dem einen oder anderen auch so: Mitte der 90er Jahre schwappt ein Stil namens "Post Rock" in die Prog- und Metal-Szene über, und Bands wie MOGWAI, ISIS, NEUROSIS, MONO, GSY!BE, später auch CASPIAN, OSTINATO, RED SPAROWES, LONG DISTANCE CALLING uvm. wissen den Hörer mit einem spröden aber wahnsinnig faszinierenden Stil nachhaltig gefangen zu nehmen. Post Rock spielt hier vor allem mit den Kontrasten: laut/leise, schön/ruppig, gut/böse. Kaum wahrnehmbare, zärtliche Passagen schwellen an zum ultimativen "Wall Of Sound", der Lärmorgie schlechthin. Doch irgendwann wird dieses Prinzip langweilig, genauso wie die tausendste Wiederholung desselben SLAYER- oder JUDAS-PRIEST-Riffs.
Auch die Amerikaner RUSSIAN CIRCLES bewegen sich schon seit 2004 und fünf Alben auf ähnlichen musikalischen Pfaden. Und ich bin doch ein wenig erstaunt, dass sich die Musik noch nie in meine Sammlung verirrte, hat die Band doch eine ziemlich große Anhängerschaft, und Kritikerliebling scheint sie auch zu sein.
Dann mal hinein in medias res: 'Asa' bietet wie erwartet atmosphärisch-verhalltes Cleangitarren-Geklöngel, das nach vier Minuten fließend in 'Vorel' übergeht. Hier gibt es dann ein erstes "Woow" zu verzeichnen, denn ähnlich wie, aber viel schneller als GSY!BE steigert sich die Band in meterdicke, abgründige, schroffe Sounds hinein, die später zu tief-tiefen Riffs mit treibendem, fies in die Magengegend drückendem Bass mutieren. Post-Rock zum Bangen also, aber viel dunkler und bösartiger als LONG DISTANCE CALLING, mit fast schwarzmetallischen Anklängen, wie man sie von TEMPEL her kennt. Falls man TEMPEL kennt.
Damit ist die Geschichte des Albums schon fast erzählt. 'Asa' und 'Vorel' sind die Extrem-Pole, zwischen denen die Band hin- und herpendelt. Sie verzichtet hierbei auf unnötige Längen und aberwitzige Anzahlen von Wiederholungen, bricht aber auch keinesfalls den Fluss der Musik und streut auch immer wieder eine Melodie ein, die auch hängenbleibt, so denn man düstere Gedanken mag. Damit ist "Guidance" insgesamt ein sehr gutes Genre-Album, das dem Stil nun zwar keine allzu neuen Facetten hinzufügt, den Fundus dieser Musikrichtung jedoch sehr kreativ ausschöpft und sogar Potential hat, Fans von Genre-Nachbarn (Art Rock, Modern Metal, Extreme Metal, Black Metal) abzuschöpfen. Prädikat empfehlenswert.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker