SABATON - Primo Victoria
Mehr über Sabaton
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Black Lodge / Sound Pollution
- Release:
- 28.02.2005
- Primo Victoria
- Reign Of Terror
- Panzer Battalion
- Wolfpack
- Counterstrike
- Stalingrad
- Into The Fire
- Purple Heart
- Metal Machine
SABATON ist mit "Primo Victoria" etwas gelungen, was in letzter Zeit nur relativ wenige neuere Bands aus dem Bereich des traditionellen Heavy Metal geschafft haben. Die Schweden haben ein Album eingespielt, das mich vom ersten Durchlauf an mitgerissen und sich auch nach Wochen noch nicht abgenutzt hat. Das dürfte in erster Linie daran liegen, dass der Stil SABATONs zwar eindeutig dem europäischen Power Metal nahe steht, aber dabei einen völlig eigenen, nicht bereits von Hunderten zuvor ausgelatschten Pfad sucht. Das verdankt man in erster Linie der überragenden Gesangsleistung von Sänger Joakim, der von der eher tiefen Tonlage her ein wenig an Chris Boltendahl erinnert, aber deutlich melodischer singt. Auch das letztjährige Meisterwerk von BLACK DESTINY mag in dieser Hinsicht ein guter Vergleichswert sein. Der Sound der Scheibe ist enorm klar, differenziert und druckvoll, dabei aber auch sehr zeitgemäß. Neben den erwähnten BLACK DESTINY und vielleicht auch DARK AT DAWN ist für mich SABATON eine der Bands, die in der Lage sein könnten, die Fahne des harten europäischen Power Metal in ein neues Zeitalter zu tragen. Fernab von weichgespülten, neoklassischen und keyboardschwangeren Banalitäten, wie wir sie zu Hunderten zu hören bekommen, sind SABATON eher vergleichbar mit GRAVE DIGGER, RUNNING WILD, VIRGIN STEELE oder MANOWAR, ohne auch nur ansatzweise nach einer Kopie einer der erwähnten Bands zu klingen. SABATONs Sound ist einfach genauso heavy, ähnlich episch, aber dennoch frisch und eigenständig.
Musikalisch arbeitet man mit viel Melodie, starken Leadgitarren und auch etlichen epischen Keyboardparts, die aber zu keiner Sekunde kitschig oder gar süßlich rüberkommen, was SABATON sehr wohltuend von der ganzen Armada an melodischen Power-Metal-Bands abgrenzt. Bei 'Stalingrad' etwa kommt ein absolut klassischer 70s-Moog-Sound zum Einsatz, der dem Song in manchen Passagen fast etwas progressiv Spaciges verleiht. Die Jungs aus Falun gehen in der Regel auch nicht ganz so schnell zu Werke und legen deutlich mehr Wert auf intensive, gediegene Heaviness. Sicher gibt es auch bei SABATON den einen oder anderen sehr schnellen Song (z. B. 'Reign Of Terror' und 'Into The Fire'), aber es dominieren eindeutig dramatische Epen mit genialen Refrains, was hervorragend zum Konzept der Scheibe passt, das sich mit den großen Kriegen und Schlachten des 20. Jahrhunderts beschäftigt.
So dreht sich der wirklich geniale Opener 'Primo Victoria' um die Landung der Alliierten in der Normandie. Allgemein ist der Zweite Weltkrieg das Zentralthema des Albums, dem auch Titel wie 'Reign Of Terror', 'Panzer Batallion', 'Wolfpack' (völlig geniales Epos mit fantastischen Chören, das durchaus einen metallischen Soundtrack zum Film "Das Boot" abgeben könnte) und 'Stalingrad' gewidmet sind. Da eben diese historische Phase hier in Deutschland ein heikles Thema ist, sei noch dazu gesagt, dass die fünf Schweden weitgehend nicht pauschal Stellung beziehen, sondern eher versuchen, die Geschehnisse aus der Sicht der beteiligten Soldaten zu schildern. Allerdings wird schon sehr deutlich gemacht, dass man definitiv nicht auf Seiten der Nazis ist ("Genocide you cannot justify!"). Weitere Songs befassen sich mit dem israelisch-arabischen Sechs-Tage-Krieg ('Counterstrike') und mit dem Vietnamkrieg ('Into The Fire'). Das Konzept wird sehr schön und nachdenklich mit 'Purple Heart' abgerundet, das melancholisch darüber reflektiert, dass militärische Siege oft sehr teuer erkauft werden müssen und Soldaten oft weniger Helden als vielmehr Opfer sind. Außerhalb des Konzeptes gibt es noch den sehr coolen Bonustrack 'Metal Machine'. Dabei handelt es sich um eine eingängige Metalhymne zum Mitsingen, deren Text ausschließlich aus sinnvoll aneinander gereihten Songtiteln der alten Metalheroes der Bandmitglieder besteht.
Insgesamt bleibt mir nur zu sagen, dass das neue Werk von SABATON für mich einen der seltenen Pflichtkäufe darstellt. "Primo Victoria" ist ein absolutes Hammeralbum, das ich eigentlich jedem Fan des so genannten "wahren" Metals bedingungslos empfehlen kann. Hier ist jeder Song eine echte Hymne, aber trotzdem gnadenlos heavy. Vor allem klingt die Band auch wirklich eigenständig und nicht angestaubt, aber trotzdem nach klassischem Heavy Metal. Abgerundet wird das Ganze von einem sehr schönen Coverartwork.
Anspieltipps: Primo Victoria, Panzer Batallion, Wolfpack, Purple Heart, Metal Machine
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle