SACRAMENT - Aguante!
Mehr über Sacrament
- Genre:
- Melodic Metal
- Hold
- Transition
- Crimson Tide
- World In A Grain Of Sand
- Blown Away
- Garden Of Prosperine
- Today
- The Visionaire
SACRAMENT wurde bereits 1990 von den heute immer noch aktiven Mitgliedern Stefan Meyer (Schlagzeug), Jürgen Kretschmann (Gitarre), Bernd Müller (Gitarre) und Alex Wiener (Gesang, Bass) gegründet, und zwar damals als Thrash-Metal-Band. Bis 1994 veröffentlichte das Quartett vier Demos, und 1995 erschien bei Under Siege Records das Full-Length-Debüt "Agony". Es folgte eine Mini-Tour mit den Label-Kollegen von SIEGES EVEN, und auch mit den DIMPLE MINDS, WARPATH und ACCU$ER teilte man sich in dieser Zeit die Bühne.
1998 wurde dann Andy Doktorowski als Sänger verpflichtet - da sich SACRAMENTs Musik schon vom Thrash-Metal wegentwickelt hatte, sollten auch gesanglich neue Möglichkeiten eröffnet werden. 1999 erschien die bereits deutlich melodischere EP "Withered Dreaming" in Eigenproduktion und -vertrieb, die im europäischen In- und Ausland sowie in Südamerika weitgehend positive Kritiken erhielt.
Der auf "Withered Dreaming" eingeschlagene Weg nach der Formel "Melodie und Härte" wurde seitdem konsequent weitergeführt und verfeinert, und nach endlos erscheinenden sieben Jahren führte er nun schließlich zur Veröffentlichung des aktuellen Albums "Aguante!". Dieses geflügelte Wort - spanisch für: Ausdauer, Durchhaltevermögen, Trotz - wurde als Anfeuerung an die Band von einem argentinischen Radio-DJ verwendet, und es wurde prompt auch zum neuen Band-Motto. Denn von Ausdauer, Durchhaltevermögen und Trotz kann man bei einer Band, die seit 1990 in (fast) unverändertem Line-up besteht, wahrlich sprechen.
Doch widmen wir uns nun dem bereits angesprochenen Album "Aguante!", das von SACRAMENT selbst in den letzten zweieinhalb Jahren aufgenommen, produziert und finanziert wurde:
Der Opener 'Hold' wird zunächst von kraftvollen Gitarrenriffs dominiert, bevor auch die melodische Komponente ins Spiel kommt und sich Melodie und Härte quasi im Gleichgewicht befinden. Das Tempo wird mit Hilfe von einigen Breaks immer wieder variert, und so verhält es sich auch mit der freigesetzten Energie. Mal gehen SACRAMENT sehr aggressiv zu Werke, und mal stehen ruhigere Töne im Vordergrund. Dieses Wechselspiel äußert sich auch im variablen Gesang, der von weich bis hart die ganze Bandbreite abdeckt. Und dass die Herren von der Instrumentalfraktion ihr Handwerk beherrschen, wird auch schon bei diesem ersten Song deutlich.
Im Vergleich zum Opener ist das anschließende 'Transition' deutlich geradliniger ausgefallen, und so bestimmen vor allem hart-rockige Gitarrenriffs dsa Geschehen. Die Melodien spielen aber auch hier eine sehr große Rolle, und zusammen mit den mehrstimmigen Chören sorgen sie für eine enorme Eingängigkeit. Auch das folgende 'Crimson Tide' bleibt sehr schnell im Ohr hängen, was in erster Linie an dem recht einfach gestrickten Refrain liegt. Ansonsten haben SACRAMENT hier das Tempo deutlich reduziert, und auch die kräftigen Gitarrenriffs wurden in den Hintergrund gedrängt.
Auch der längste Song des Albums, 'World In A Grain Of Sand', ist weitgehend recht ruhig angelegt, aber hier können sich die Gitarristen mit ihrem kraftvollen Riffing immer wieder durchsetzen. Überhaupt ist dieses Stück ziemlich abwechslungsreich ausgefallen, und so wird es trotz einer Dauer von über sechs Minuten kaum langweilig. Hier und da legen SACRAMENT einige progressive Ansätze an den Tag, die aber nie selbstgefällig, sondern immer songdienlich eingesetzt werden. Dass die vier jungen Männer nicht erst seit gestern zusammen spielen, wird hier nur zu deutlich.
Bei 'Blown Away' haben wir es dann mit einer reinrassigen Ballade zu tun, die mit einigen Blues-Anleihen gespickt ist und ziemlich melancholisch daherkommt. Durch die sehr ruhigen Töne ist diese Nummer nicht besonders spannend geworden, und sie plätschert über weite Strecken dahin. Das ändert sich mit dem anschließenden 'Garden Of Prosperine' aber dann schlagartig, da die Gitarrenriffs wieder deutlich besser zur Geltung kommen. Dieser Song ist zwar in seiner Grundausrichtung auch eher gemäßigt, aber die aggressiven Momente kommen nicht zu kurz. So lockern beispielsweise auch einige kräftige Shouts den eingängigen Chorus auf und geben dem Stück gleich eine metallischere Note.
'Today' beginnt dann zunächst mit virtuosem Gitarrenspiel, das sich aber im Lauf des Songs immer mehr steigert, sodass wir es schließlich mit einer ordentlich rockenden Nummer zu tun haben. Hierbei haben die mehrstimmigen Chöre auch keinen unerheblichen Anteil, und so bleibt ein recht geradliniges Stück mit hohem Wiedererkennungswert.
An den Schluss des Albums haben SACRAMENT mit 'The Visionaire' den vielleicht gelungensten Song gestellt, der noch einmal die Sechs-Minuten-Grenze überschreitet. Doch wie auch schon 'World In A Grain Of Sand', so ist auch dieses Stück ziemlich kurzweilig ausgefallen. In den Mittelpunkt haben die fünf Franken hier eine Reihe von schönen Melodielinien gestellt, die aber immer wieder durch kraft- und druckvolle Gitarrenriffs angereichert werden. Doch auch die Rhythmusabteilung liefert ihren Beitrag, damit 'The Visionaire' als rundum gelungener Melodic-Metal-Song im Ohr hängen bleibt.
Insgesamt ist "Aguante!" also durchaus ein gelungenes Album geworden, mit dem sich SACRAMENT schon sehen lassen können. Und wer mit der melodischen Variante des Metals etwas anfangen kann, der kann ruhigen Gewissens ein Ohr riskieren. Handwerklich ist hier nämlich alles im grünen Bereich, und auch songwriterisch wissen die Franken ganz genau, was sie tun. An manchen Stellen hätten sie der Härte zwar noch ein bisschen mehr Raum lassen können, aber im Großen und Ganzen geht die selbst erstellte Formel "Melodie und Härte" schon auf. - Leute, die SACRAMENT jedoch aus den Anfangstagen noch kennen, dürfen nicht den Fehler machen, dass sie Songs im Stil des ersten Albums "Agony" erwarten - damit haben die neuen Stücke nämlich rein gar nichts mehr gemeinsam.
Anspieltipps: Hold, World In A Grain Of Sand, The Visionaire
- Redakteur:
- Martin Schaich