SACRED OATH - Twelve Bells
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2017
Mehr über Sacred Oath
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Angel Thorne
- Release:
- 12.05.2017
- New Religion
- Twelve Bells
- Fighter's Heart
- Bionic
- Never And Forevermore
- Demon Ize
- Well Of Souls
- Eat The Young
- No Man's Land
- The Last Word
Die stilistischen Experimente wollen erst einmal verdaut sein.
Was in den letzten Jahren so bei SACRED OATH passiert ist, lässt sich irgendwie recht schwer nachvollziehen: Die Band hat in den späten Achtzigern mit "A Crystal Vision" einen sehr veritablen Untergrundklassiker abgeliefert, der lupenreinen US Metal der feinsten Art zu bieten hatte, und auch als die Band gute zwanzig Jahre später den Zweitling "Darkness Visible" und nochmal zwei Jahre danach den selbstbetitelten Drittling nachlegte, blieb kein Auge trocken. Doch irgendwann, spätestens zwischen "Fallen" und "Ravensong" kam die Band irgendwie ein bisschen aus dem Tritt, die hochmelodischen Ansätze mit QUEENSRYCHE-Vibes, die MERCYFUL FATE-Anklänge im Leadgitarrenspiel, und die helle und klare Gesangsdarbietung von Frontmann Rob Thorne wichen einem trockeneren, reduzierterem, hardrockigerem Gesamtbild, und das musste der US-Chrom-Fan erst einmal verdauen.
Für die Freunde der alten Schule bedeutet leider auch das inzwischen achte Studioalbum "Twelve Bells" keine Entwarnung. Klar, Rob Thorne ist noch immer ein toller Sänger, der sich allerdings mehr denn je in shoutende Bereiche vorwagt. Auch das Gitarrenspiel ist noch immer sehr fein, doch es würzt heute eben keine epischen bis melodisch-verspielten US-Metal-Granaten mehr, sondern eine mit deutlich stärkerem 90er-Touch versehene Mixtur aus funkigem Hardrock, dezent alternativen Anflügen und natürlich nach wie vor einem gewissen Grundbestand an US Metal, der freilich immer wieder durchschlägt, wie etwa in den härteren Momenten des starken 'Bionic'. Einen guten Augenblick haben die Herrschaften auch bei 'Never And Forevermore' erwischt, dessen Einstieg erst einmal eine recht belanglose Rockballadenschnulze erwarten lässt, das sich dann aber doch noch gewaltig steigert. Auch 'Demon Ize' ist für sich genommen eine feine Abrissbirne, doch der Rhythmus fühlt sich irgendwie ungewohnt an.
Wenn da 'Well Of Souls' nach einem episch-verspielten Intro dann auch noch aus den Boxen groovt, dass vor dem geistigen Auge ANTHRAX und RUN DMC mit UGLY KID JOE um die Wette hüpfen, während die Band immer wieder ein paar zarte Relikte ihres althergebrachten Stils einflicht, wie etwa die tolle Warrel-Dane-artige Gesangspassage im Mittelstück, das anschließende Zupfgitarrenintermezzo und das tolle, flammende Solo dann wird die Ganze geschichte vollends bizarr. Ja, in der Tour geht es immer weiter, funky Sprechgesang gibt sich mit Sirenenvocals und Hardcore-Shouts die Klinke in die Hand, thrashige Groove-Parts mit klassischen Soli und rockigen Riffs, und Hardrock mit US Metal, Funk Thrash und Hardcore. Klingt verzettelt? Ja, von der Beschreibung her schon. Auf der Platte wirkt der Stilmix aber überraschend schlüssig und harmonisch. Da es an musikalischer Finesse und markanten Songs auch nicht fehlt, wächst die Scheibe auch langsam immer mehr in meiner Gunst, nachdem sie zunächst doch kaum zündete. Dennoch muss erst noch verdaut werden, dass das die gleiche Band sein soll, die "A Crystal Vision" gemacht hat. Aber mit solchen Verdauungsproblemen ihrer Fans sind die Jungs aus Connecticut zum einen keineswegs alleine in der Metalwelt, und zum anderen zeigen sie mit dem bärenstarken epischen Neunminüter 'The Last Word' zum Schluss dann doch noch, dass sie es wirklich sind. Die Tendenz der Wertung geht also seit der Notenabgabe für den Soundcheck dann doch wieder deutlich nach oben, aber von den ersten drei Alben sind wir eben in jeder Hinsicht Meilen entfernt. Hört's euch trotzdem an, denn spannend ist es!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle