SACRED REICH - Awakening
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2019
Mehr über Sacred Reich
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 23.08.2019
- Awakening
- Divide & Conquer
- Salvation
- Manifest Reality
- Killing Machine
- Death Valley
- Revolution
- Something To Believe
Lange Rede, kurzer Sinn: Endlich!
Es ist DAS Thrash-Metal-Comeback des Jahres: Seit 2007 tourten die Arizona-Thrasher von SACRED REICH in den Hallen, Bühnen und größeren Festivals dieser Welt, um die Gemeinde mit einstigen Göttergaben wie "Ignorance", "The American Way" oder zum Teil auch "Independent" live zu beglücken. Phil Rind und Co. sorgten für viele Moshpits, doch auch für relativ vorhersehbare Setlists, denn an neues Material war zumindest bis vor anderthalb Jahren nicht zu denken. Doch Rind und Co. juckte es in den Fingern und bevor zumindest die Idee von etwas Neuem reifen konnte, ging ein größerer Ruck durch das Bandgefüge. Greg Hall wurde durch den eigenen 1990er-Jahre-Schlagzeuger Dave McClain ersetzt und die Idee reifte immer mehr.
Sollte doch ein neues SACRED REICH-Album folgen? Könnten die vier Jungs 23 Jahre nach "Heal" überhaupt an die damalige Zeit ansetzen? Und ausgerechnet bevor alles spruchreif wurde, musste Jason Rainey aus gesundheitlichen Gründen die Segel setzen und wurde durch den Jungbrunnen Joey Radziwill ersetzt. Doch dann erschien Anfang April die Split-EP mit IRON REAGAN und 'Don't Do It Donnie' machte unheimlich viel Freude auf mehr. Dieses "mehr" folgte dann auch mit dem recht straighten, aber bei Fans eher als unspektakulär eingestuften 'Awakening" Mitte Juni sowie mit dem unaufhaltsamen Riff-Monster 'Manifest Reality' und spätestens dann durfte festgestanden haben: SACRED REICH ist zurück!
"Awakening" heißt das neue Album, hätte treffender nicht tituliert werden können und knüpft genau dort an, wo die Jungs 1990 mit "The American Way" einen Szenemeilenstein veröffentlichten. Der Spirit, die Energie, der Charme sowie das Feuer ist exakt wie vor 29 Jahren: Als hätten die letzten drei Dekaden nie existiert, versprüht "Awakening" ein affengeiles Underground-Feeling und lässt bei all den genialen Riffs, tollen Breaks und Erhobenen-Zeigefinger-Texten wahrlich nichts anbrennen. Zu Rinds passenden Vocals und Arnetts Soli gesellen sich mit McClain ein Drummer, der den Geist SACRED REICHs perfekt in die Gegenwart transportiert und mit Radziwill ein überaus talentierter Jungspund, der den Spagat aus damaligem "The American Way"-Glanz und der Moderne durch seine filigrane Gitarrentechnik überhaupt erst möglich macht.
Genug gequatscht, kommen wir zu den einzelnen (restlichen) Songs: Nachdem der Titeltrack die Platte zwar ganz nett, aber nicht sonderlich spektakulär einläutet, folgt mit 'Divide & Conquer' die erste richtige Up-Tempo-Abrissbirne, bei der vor allem der melodische Refrain überrascht – für Live-Shows prädestiniert. 'Salvation' hingegen ist ein hymnischer Headbanger, der aber dank entsprechender Härte eine tolle Figur zwischen 'Divide & Conquer' sowie 'Manifest Reality' abgibt. 'Killing Machine' leitet die zweite Plattenhälfte ein und lässt mich mit offenem Mund zurück: Phil schreit, der Refrain ist eine Wucht und die Verspieltheit lädt zum Headbangen und Luftgitarren-Massaker ein. 'Death Valley' sticht folgend musikalisch stark heraus: Es swingt, der Rhythmus lässt die Hüften schunkeln und dank Sonnenbrille und 180 Sachen auf den Straßen dieser Welt ist dieser Groover der perfekte Song für stundenlange Roadtrips. Zu guter Letzt folgen mit der zwingenden Speed-Metal-Keule 'Revolution' und 'Something To Believe', das auch locker auf "Independent" oder "Heal" hätte stehen können, wieder etwas typischere, aber nicht minder geile Songs.
Anstatt sich also in Rekordgeschwindigkeit durch die 31-minütige Spielzeit zu zocken, riffen und moshen, setzen die vier Arizona-Jungs auf sehr viel Abwechslung und eben den Geist der Vergangenheit. Dies ist aber absolut positiv gemeint, denn bei "Awakening" hat man zu keiner Sekunde den Eindruck, als ob SACRED REICH jemals etwas anderes getan hätte. Die neue Comeback-Platte vereint alle Trademarks der Band, die sie einst derart beliebt gemacht hat und weiß dennoch – entweder durch hymnisches Know-How, bockstarkem Groove oder bemerkenswerten Soli – an vielen Ecken und Enden zu überraschen. Und sicherlich ist "Awakening" eine Platte, die aufgrund ihrer Kurzweiligkeit derart viel Spaß macht und darüber hinaus mit der Zeit noch reifen wird. Doch genau das taten die anderen Meilensteine der SACRED REICH-Diskografie einst auch. Ein Comeback nach Maß also – Welcome back!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp