SAILLE - Gnosis
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2017
Mehr über Saille
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Code666 Records
- Release:
- 17.03.2017
- Benei ha'Elohim
- Pandaemonium Gathers
- Blôt
- Genesis 11; 1-9
- Before the Crawling Chaos
- Prometheus
- Thou, My Maker
- Magnum Opus
- 1904 Era Vulgaris
Opulenter, facettenreicher, dabei jedoch wenig charismatischer Black Metal.
Die Belgier von SAILLE sind eine recht rührige Truppe. Erst im Jahre des Herrn 2008 gegründet, bringen die fünf Jungs aus Ghent dieser Tage bereits ihre vierte Langrille unters Volk. Diese hört auf den Namen "Gnosis" und befasst sich mit mystisch-mythologischen Geschichten um die Erkenntnis, um den Dualismus zwischen prometheischem und luziferianischem Streben, welchen die Band aus Flandern in ein opulentes, mit mächtigen Keyboardsequenzen orchestriertes Black-Metal-Werk gefasst hat.
Dieses hat allerlei spannende Facetten aufzuweisen, die den Hörgenuss abwechslungsreich gestallten. So begegnen uns bei 'Blôt' kurze Sequenzen mit weiblichem Gesang für welchen Gastmusikerin Niki Dierickx verantwortlich zeichnet, während etwa beim sehr gelungenen 'Before The Crawling Chaos' tolle Leadgitarrenparts einen fantastischen Kontrast zu den symphonischen Streicher-Orchestrierungen bilden und einige Kehlkopfgesang-Elemente wirklich passende Farbtupfer setzen. Hier wird auch das Tempo immer wieder geschickt variiert, so dass der Song zu einem klaren Glanzlicht der Gnostiker avancieren dürfte. Ebenso begeistern auch die wuchtigen Hörner-Synths am Ende des abschließenden '1904 Era Vulgaris'.
Von diesen immer wieder aufflackernden Kreativitätsausschlägen abgesehen, bietet "Gnosis" jedoch auch viel im Genre Altbekanntes: Blastendes Schlagzeug, surrende Gitarrenriffs vor zur verstärkten Dramatik beitragenden Keyboardwänden und Jonathan Vanderwals heiserer Gesang, der jedoch nicht viel mehr als guter Standard ist und keine besonders charismatischen Akzente setzen kann, die es eben im extremeren Metal zumeist sind, die eine gute Genreband von einer echten Marke absetzen. Ein paar Kanten und eine individuelle Note mehr, und die Jungs wären bestimmt zu höheren Weihen berufen.
Was man SAILLE indes nicht vorwerfen kann, das wäre, dass sich die Band am eigenen Anspruch überhoben hätte. Die Scheibe ist sehr stark umgesetzt und produktionstechnisch mehr als nur angemessen umgesetzt. Im Gegensatz zu manch stümpernden Genrekollegen legen unsere Belgier nämlich viel Wert darauf, dass der Knöpfchendreher weiß, was er tut, und so haben die Gebrüder Wieslawscy, die in der Vergangenheit bereits mit Größen wie BEHEMOTH, VADER und DECAPITATED arbeiteten, dem Album in ihrem Hertz Studio im polnischen Bialystok einen blitzsauberen und differenzierten, dabei aber doch aggressiven und dunklen Sound verpasst, der die orchestralen Keyboards sehr schlüssig und homogen mit den schwarzmetallischen Gitarren verbindet, so dass nichts zu kurz kommt, aber auch nichts überbetont wird. Wer also das Genre liebt und seinen Klassikern von DIMMU BORGIR und Untergrundperlen von BISHOP OF HEXEN eine handwerklich sauber gemachte und gut unterhaltende Scheibe zur Seite stellen möchte, der liegt bei SAILLE goldrichtig; einen deutlich weiter gehenden Einschlag im Feld der symphonischen Schwarzkunst hat unser hauseigener Seismograph aber dann doch nicht vernommen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle