SAINT - The Mark
Mehr über Saint
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Armor Records
- The Spirit
- The Vision
- Ride To Kill
- He Reigns
- On And On
- The 7th Trumpet
- The Mark
- Bowls Of Wrath
- Babylon The Great
- Reap The Flesh
- Gog & Magog
- Alpha & Omega
Vor zwei Jahren sind Josh Kramer, Richard Lynch & Co. mit dem starken Comeback-Album "In The Battle" aus der Versenkung zurückgekehrt, in der die einstigen White-Metal-Helden der Achtziger lange Zeit verschwunden waren. Danach konnte Josh Kramer mit seiner kurzen Solotour in Deutschland weitere Anhänger des klassischen Metals von den Qualitäten SAINTs überzeugen, so dass es nicht wenige Untergrund-Fanatiker geben dürfte, die sehnsüchtig auf die sechste reguläre Studioveröffentlichung der amerikansischen Metaller warten. Nach der Rückkehr von Gitarrist Dee Harrington, der auch schon im Jahre 1988 auf "Too Late For Living" mit von der Partie war, ist es nun endlich so weit, dass "The Mark" auf die Menschheit losgelassen werden kann.
Das Album, das sich konzeptionell an der Offenbarung des Johannes orientiert, präsentiert sich im Vergleich zum Vorgänger ein gutes Stück abwechslungsreicher, ist jedoch noch immer im altbewährten SAINT-Stil gehalten, der sich nach wie vor ein gutes Stück weit an den klassischen Werken von JUDAS PRIEST anlehnt. Das selbe gilt für Frontmann Josh, der stimmlich durchaus die eine oder andere Parallele zu Herrn Halford erkennen lässt. Er wirkt dabei aber keineswegs wie ein Klon, sondern hat durchaus seine Eigenarten - gerade im tieferen Bereich, und vor allem bringt er von den schrillen Screams über die kraftvollen Shouts bis hin zu den einfühlsamen Passagen alles blitzsauber und charismatisch rüber. Der bereits erwähnte höhere Abwechslungsreichtum gründet vor allem darauf, dass sich SAINT dieses Mal nicht nur auf hymnisch stampfendes Midtempo konzentrieren, sondern auch mal richtig aggressive Parts einstreuen, wie dies bei der schmerztöterischen Abrissbirne 'The 7th Trumpet' der Fall ist, bei der auch öfters mal der Bass gut rauskommt. Untypisch ist auch die Dämonenstimme im Intro des sehr starken Titelstücks. Der leicht modern ausgerichtete Opener 'The Spirit' wird schon im Einstieg mit einem tollen Lead von Dee Harrington veredelt, kommt aber mit einem sehr ungewöhnlichen Refrain um die Ecke. Überhaupt ist das, was uns Herr Harrington auf der Sechssaitigen vorzaubert sehr eindrucksvoll, und zwar in so ziemlich jedem Song.
Auch auf der neuen Scheibe sind es jedoch die klassisch rockenden Midtempo-Stampfer mit hymnischen Refrains, die eine dominante Rolle übernehmen und das urtypische SAINT-Feeling perfekt transportieren. Paradebeispiele dafür sind das großartige 'The Vision' mit den tollen Leadgitarren und dem langen, prägnanten Chorus, und das ultra-eingängige 'He Reigns', dessen gefühlvolles Solo absolut fantastisch rüberkommt und das auch einige coole Backing-Vocals aufzuweisen hat. Bei 'On And On' darf die Leadgitarre gleich zu Anfang singen, Verse und Chorus haben trotz der gegensätzlichen spirituellen Ausrichtung ein gewisses MERCYFUL FATE-Feeling. Ein solches schimmert auch bei 'Bowls Of Wrath' durch, das Josh Kramers ganze stimmliche Bandbreite abdeckt. 'Babylon The Great' ist ein rhythmischer Stampfer, der tempomäßig ein wenig anzieht, ein nettes Drumsolo und einen ausgedehnten Instrumentalteil aufweist, die auf das epische Finale vorbereiten. Im Anschluss rockt 'Reap The Flesh' mit seinen straighten Riffs und dem einfachen Chorus erdig drauf los, nicht ohne mit einem schönen melodischen Zwischenspiel zu glänzen, bevor das lange, vielseitige und sehr verspielte Instrumental 'Gog & Magog' auf das epischer angelegte Finale in Gestalt von 'Alpha & Omega' vorbereitet, das vor allem durch die instrumentalen Arrangements besticht, aber auch gesanglich mit einer etwas entspannteren, sehr lässigen Performance von Josh Kramer punkten kann und so auch noch ein dezentes Siebziger-Feeling mit einbringt.
Als einziger Kritikpunkt mag für manchen Soundfetischisten gelten, dass die Produktion doch irgendwie ein wenig undifferenziert und dumpf zu sein scheint und gerade die sehr gute Bassarbeit von Richard Lynch ein wenig untergehen lässt. Stört mich persönlich zwar nur unwesentlich, sollte aber erwähnt werden. Was wirklich zählt sind die Songs, und die sind instrumental, gesanglich und kompositorisch echt sehr cool, so dass "The Mark" für SAINT-Fans ohne weiteres als Pflichtkauf gelten darf und auch den einen oder anderen weiteren Underground-Metaller von den Qualitäten der Band aus Oregon überzeugen können sollte. Zumal sich die Band dieses Mal endlich auch ein richtig gutes Artwork zugelegt hat. Bestellen könnt ihr die im Eigenvertrieb erschienene Import-Scheibe für sehr faire 13 Euro bei Karthago Records.
Anspieltipps: The Vision, He Reigns, The Mark, Babylon The Great, Alpha & Omega
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle