SALEM (ISR) - Strings Attached
Mehr über Salem (ISR)
- Genre:
- symphonischer Dark Metal
- Label:
- Raven Music / Israel-Import
- Release:
- 29.06.2005
- A Moment Of Silence
- Anno Domini
- Coming End Of Reason
- Dying Embers
- Winter's Tear
- Ha'ayara Bo'eret
- Eyes To Match A Soul
- Slave
- Old Wounds
- Hour Glass
- The Fading
- Recall
- Old Wounds (feat. guest-vocalists)
- The 2nd Coming
SALEM ist Israels vermutlich dienstälteste Metalband, die seit den Mittachtzigern aktiv ist und auf bisher vier vollständige Studioalben (und eine Live-DVD) zurückblickt, die meiner bescheidenen Meinung nach allesamt als Meilensteine des dunkel-atmosphärischen aber dennoch harten Metal durchgehen. Egal ob es sich um das schwarzmetallische Debüt "Creating Our Sins" handelt, um das folkloristisch angehauchte "Kaddish", das Gothic-lastige "Moment Of Silence" oder das beinharte Black/Death-Werk "Collective Demise". Alle waren sehr abwechslungsreich, sehr eigenständig und hatten einfach das gewisse Etwas. So ist es auch mehr als legitim, dass sich die Band für ihre erste Werkschau etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Das Quintett hat sich ein echtes Streicherquartett sowie einen ausgewachsenen gemischten Chor ins Studio geholt und legt mit "Strings Attached" nun sein "Lingua Mortis" bzw. sein "S&M" vor und kann dabei für meinen Geschmack in punkto Ausführung mit Ersterem gut mithalten und steckt Letzteres gar locker in die Tasche, weil es hier nicht so klingt, als würden Band und Orchester aneinander vorbei musizieren. Die Israelis haben sich spürbar viel Mühe bei der Orchestration ihrer extrem-metallischen Stücke gegeben und so das Kunststück vollbracht, den Metal-Klassik-Crossover als homogene Einheit erscheinen zu lassen, wie es RAGE oder THERION nicht hätten besser machen können.
Bemerkenswert ist dabei, dass es der Band nicht nur bei den ohnehin ruhigeren Stücken von der "Moment Of Silence" gelingt, so flüssige und anmutige Arrangements zu kreieren, sondern auch bei den harten Sachen. Los geht die Reise aber sehr einfühlsam mit 'A Moment Of Silence', das vor allem von der akustischen Instrumentierung lebt. Das Streicherquartett ist dominant, dazu kommen akustische Gitarren und verzerrte Riffs im Refrain, wo Ze'evs Keifen von Sängerin Kristen E. Wallace unterstützt wird. Das E-Gitarren-Solo ist sehr schön in das orchestrale Arrangement eingebettet. Das folgende, komplett neue Stück 'Anno Domini' ist demgegenüber sehr finster und intensiv. Da es bereits für die spezielle Kooperation mit den Streichern geschrieben wurde, könnte es natürlich als Grundstein einer neuen Ära für SALEM fungieren. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringen mag. Mit 'Coming End Of Reason' und dem phänomenalen 'Dying Embers' zeigt die Band, dass auch ihre härteren Kompositionen blendend im neuen Gewand funktionieren. Gerade das doomige Element des letztgenannten Stückes kommt durch die wuchtigen Streichereinsätze besonders gut zur Geltung, aber auch wenn in den schnelleren Momenten Stakkato gefiedelt wird, drängt sich die eine oder andere ergriffene Gänsehaut auf. Richtig melodisch und entspannt gibt sich dann 'Winter's Tear', bei dem sich Amir Neubach sehr erfolgreich am klaren, männlichen Gesang versucht. Definitiv großartig für Fans der neueren PARADISE LOST. Ihren größten Moment haben die Musiker jedoch beim legendären Volkslied 'Ha'ayara Bo'eret', dessen orchestrale Fassung fast noch emotionaler und tiefgründiger wirkt als die ältere Version auf "Kaddish". Ganz groß! Sodann endet der erste Akt mit 'Eyes To Match A Soul', das ebenfalls vom vorgenannten Album stammt, erneut die doomige Seite von SALEM betont und großartige Gitarrenleads zu bieten hat.
Als Überleitung dient dann eine rein klassische Instrumentalversion von 'Slave' die mit der berühmten "I Have A Dream ..."-Rede von Martin Luther King hinterlegt ist, bevor der zweite Akt mit dem uralten Bandklassiker 'Old Wounds' beginnt, der hier in gänzlich neuem Glanz und Licht erstrahlt. Erstaunlich, welches Potential man einer Black-Metal-Hymne aus den frühen Neunzigern entlocken kann. Sehr dramatisch, sehr eindrucksvoll. 'Hour Glass' ist elegischer und ausladender und wenn die ersten Takte des unsterblichen Bandklassikers 'The Fading' ertönen, sind wir am zweiten absoluten Höhepunkt einer famosen Scheibe angelangt. Das reguläre "Konzert" beendet dann 'Recall' mit seinem etwas folkloristischeren Touch, bevor uns die Zugabe noch eine tolle Alternativversion von 'Old Wounds' mit den infernalischen Gastsängern von u. a. ARALLU und BARTHOLOMEUS NIGHT, sowie das abschließende 'The 2nd Coming' präsentiert, bei dem es sich um eine nur vom Piano und dem zarten Gesang von Kristin E. Wallace samt Chorarrangement getragene Alternativversion von 'Coming End Of Reason' handelt. Zuletzt gibt es auch noch einen sehr schönen Multimedia-Teil mit Videos, Making-of, Bildergalerie und einigem mehr.
Vorliegendes Album glänzt neben musikalischer und kompositorischer Brillanz in Vollendung auch mit einem ausgezeichneten, sehr differenzierten Sound und mit einem sehr schönen, liebevoll aufgemachten Artwork, so dass für Freunde der Band genauso wenig ein Weg an "Strings Attached" vorbeiführt wie für Menschen, die sich speziell für die Begegnungen zwischen Metal und Klassik interessieren. Fraglos essentiell!
Anspieltipps: Moment Of Silence, Anno Domini, Dying Embers, Ha'ayara Bo'eret, Old Wounds, The Fading (Hörproben und Videoclips gibt es hier zu diesem und allen weiteren Alben der Band.)
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle