SALTATIO MORTIS - Zirkus Zeitgeist
Mehr über Saltatio Mortis
- Genre:
- (Mittelalter)Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Universal
- Release:
- 24.08.2015
- Wo sind die Clowns?
- Willkommen in der Weihnachtszeit
- Nachts weinen die Soldaten
- Des Bänkers neue Kleider
- Maria
- Wir sind Papst
- Augen zu
- Geradeaus
- Erinnerung
- Trinklied
- Rattenfänger
- Todesengel
- Vermessung des Glücks
- Abschiedsmelodie
Manege frei!
Nun, die langsamste Spielmannstruppe war SALTATIO MORTIS eigentlich noch nie. Seit 2005 erscheinen Alben dieser illustren Combo in regelmäßigen Zwei-Jahres-Abständen, sodass auch das Jahr 2015 von einem neuen Streich heimgesucht wird. Und viel verändert hat sich bei den Mittelalterrockern aus Mannheim seit "Das schwarze Einmaleins" nicht: Die Songs gehen aufgrund ihrer Eingängigkeit gut ins Ohr, obgleich die Mannschaft erneut sehr abwechslungsreich agiert, bleiben dort haften und entfalten spätestens nach dem zweiten, dritten Ansturm ihre Wirkung. Ihre Texte gehen über die bloße Metaphierung hinaus, trotz der teils fröhlichen, teils heftig rockigen musikalischen Untermalung lohnt es sich stets, zwischen den Zeilen zu lesen, in den Kern der Songs zu blicken, um zu erkennen, dass SALTATIO MORTIS wieder gute, für sie so typische Arbeit geleistet hat.
Bereits vor der Veröffentlichung war 'Wo sind die Clowns' als Appetizer zu hören, Kinderlachen hier und ein Akkordeon da, die Manege ist eröffnet für die knapp 55 minütige Vorstellung. Der Opener rockt hierbei schon ordentlich los, ein mitreißender, einprägsamer Refrain thront über allem und gleich wird klar: SALTATIO MORTIS hat wieder die Lust gepackt. Mit dem fast schon einlullenden 'Willkommen in der Weihnachtszeit' rechnet die Band mit dem Fest der Liebe ab, 'Nachts weinen die Soldaten', auch schon im Vorfeld bekannt, ist nicht nur musikalisch eine wuchtige Achterbahnfahrt, sondern vor allem textlich eine große Nummer und 'Des Bänkers neue Kleider' ist dank des Dudelsacks und heftigen Riffs ein richtiger Weckruf. Meine Herren, das geht schon gut los auf "Zirkus Zeitgeist".
Doch auch der Rest hat sich gewaschen und kann sich mehr als hören lassen: 'Maria' ist ein guter Ohrwurm mit knackigem Riffing, 'Augen zu' enthält wunderbarste Gesellschaftskritik und 'Geradeaus' als Statement in eigener Sache ist ebenso gelungen, wie das balladeske 'Erinnerung', das Nomen-est-omen 'Trinklied' oder das eindringliche 'Vermessung des Glücks', das noch einmal alle Register zieht und sich ins Trommelfell brennt. Auch wenn die restlichen Stücke von "ganz nett" bis "lediglich gut" umherpendeln, ist "Zirkus Zeitgeist" im Großen und Ganzen ein satter Streich an tollen Refrains, coolen Riffs, musikalischen Höhepunkten und akustischen Feinheiten.
Und um ihrem 15. Geburtstag in diesem Jahr noch ein zusätzliches Schmankerl zu geben, huldigen insgesamt 15 Bands der Mannschaft aus Mannheim mit ihren Eigeninterpretationen verschiedener SALTATIO MORTIS-Klassiker. Ihr wolltet schon immer mal hören, wie BETONTOD 'Spiel mit dem Feuer' in Szene setzen, wie DORO 'Nichts bleibt mehr' ins Mikro röhrt, wie es sich zur FIDDLER'S GREEN-Version von 'My Bonnie Mary' schunkeln lässt oder VANDEN PLAS 'Krieg kennt keine Sieger' zum Besten gibt? Dann seid ihr hier an der richtigen Adresse. Zugegeben, eine allzu große Unterscheidung gibt es zwischen IN EXTREMO, SUBWAY TO SALLY oder SCHANDMAUL und eben SALTATIO MORTIS nicht. Wunderbar anzuhören sind ihre Interpretationen dennoch und verleihen "Zirkus Zeitgeist" einen noch üppigeren Charakter.
"Value For Money" also bei SALTATIO MORTIS? Aber mit Sicherheit! "Zirkus Zeitgeist" ist per se schon ein gutes, vielschichtiges und abwechslungsreiches Album geworden, enthält allerlei Ohrwürmer und zukünftige Live-Kracher. Die hübsche Aufmachung im stabligen Digipack sowie die 15 Hommagen der Créme de la Créme des deutschen (Mittelalter-)Rocks machen den Braten zusätzlich fett. Inside The Middleage-Circus, genießt die Show!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp