SANCTUARY - The Year The Sun Died
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2014
Mehr über Sanctuary
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 02.10.2014
- Arise And Purify
- Let The Serpent Follow Me
- Exitium (Anthem Of The Living)
- Question Existence Fading
- I Am Low
- Frozen
- One Final Day (Sworn To Believe)
- The World Is Wired
- The Dying Age
- Ad Vitam Aeternam
- The Year The Sun Died
Ein rundum großartiges Comeback nach Maß!
Um die wieder massiv erstarkte Old-School-Gemeinde gar nicht erst auf den falschen Dampfer zu bringen und vorprogrammierte Enttäuschungen zu vermeiden, gingen Warrel Dane und seine Mannen auf Nummer Sicher und ließen bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des dritten SANCTUARY-Albums verkünden, dass die wartende Fanschar mit einem durchaus zeitgemäßen Werk zu rechnen habe und nicht mit "Refuge Denied Revisited". Ganz ehrlich, damit hätte ich auch so nicht gerechnet, denn wenn ich von dem blondmähnigen Fronter und Basser Jim Sheppard etwas nicht erwarte, dann sind das verklärte Retrotrips und Nostalgieorgien. Dafür waren sie mit NEVERMORE und davor ja auch bereits mit SANCTUARY stets viel zu innovativ und forschend unterwegs, und dafür sind sie einfach zu sehr mit moderner Produktionstechnik gewachsen.
Genau das lässt sich folgerichtig auch auf "The Year The Sun Died" nachhören, das ein Album in rundum zeitgemäßem Soundgewand geworden ist, aber die bösen Klippen der Sterilität und Kälte gekonnt umschifft. Das Schlagzeug ballert nämlich nicht klinisch und brachial alles nieder, und die Gitarrenwand erstickt nicht jedes zarte Melodiepflänzchen im Keime, wie dies bisweilen bei neueren NEVERMORE-Werken der Fall war. Ohne dem Meistertechniker Jeff Loomis etwas wegnehmen zu wollen, so muss ich doch sagen, dass ich mich bei SANCTUARY mit Lenny Rutledge deutlich besser aufgehoben finde als auf Werken wie "Enemies Of Reality". Auch bei SANCTUARY gibt es messerscharfe Riffs und gen Himmel strebende Soli zuhauf, wofür speziell 'Frozen' ein herrliches Beispiel ist, doch das Gesamtbild wirkt ausgewogener, harmonischer, und - das ist das Wesentliche - die Melodie erhält den Vorzug vor der Schrotladung. Auch die akustische Klampfe wird bei 'One Final Day (Sworn To Believe)' angeschlagen, einer von Warrel wirklich magisch gesungenen Ballade.
In ihrer Gesamtheit wirkt die neue SANCTUARY auf mich wie eine Mischung aus dem NEVERMORE-Debüt und der Dane-Soloscheibe "Praises To The War Machine", versehen mit einem zarten Hauch von "Into The Mirror Black". Dieser Eindruck liegt vor allem daran, dass die Stimme allzeit sehr präsent ist und Warrel vornehmlich das tun darf, was er am besten kann, nämlich mit glockenheller, klarer und dabei dennoch gelegentlich auch sehr aggressiver Stimme singen! Natürlich nicht in den krassen Höhen, wie dereinst im Jahre 1987, aber das hatten wir ja schon. Zu den weiteren Songs ist zu sagen, dass der bereits vorab ausgekoppelte Opener 'Arise And Purify' und das folgende 'Let The Serpent Follow Me' mit seinem sehr eingängigen Refrain die Oberkante der Brachialität darstellen und damit auch die stärksten NEVERMORE-Referenzen offenbaren. Mit 'Exitium' wird es mystischer und dunkler, wobei hier ein herrlicher Kontrast zwischen den theatralischen Refrainparts, massiven Riffwänden und elegisch schwebenden Gitarrensoli und Leads erzeugt wird.
Mit 'Question Existence Fading' kommen wir den späten SANCTUARY-Sachen von vor dem Split dann verhältnismäßig nahe, weil der Song eine recht klassisch-metallische Struktur hat und Warrels Screams hier sehr bissig und stark phrasiert sind. Das folgende 'I Am Low' glänzt mit dem herrlichen Kontrast zwischen nackenbrecherischen Riffs und verträumt gezupften Passagen, jeweils begleitet von Warrel Danes dazu passenden Vocals, welche die Atmosphäre perfekt unterstreichen. Gekrönt wird das Stück von einem übermächtigen Chorus und einem genialen Solo. Bevor wir nun in eine ellenlange Besprechung aller Songs verfallen, will ich die Sache mit dem Hinweis beschließen, dass auch die restlichen Stücke des Albums kein Stück weit abfallen, und dass das abschließende Titelstück ein großartiges Album mit einem echten epischen Paukenschlag der Extraklasse beschließt.
Ja, liebe Leute, ganz egal, ob ihr bisher SANCTUARY, NEVERMORE oder Warrels Soloscheibe bevorzugt habt, ich kann mir nicht vorstellen, dass euch "The Year The Sun Died" kalt lässt. Das Album ist vollgepackt mit großartigen Gesangs- und Instrumentalleistungen, hat einen passenden, zeitgemäßen, aber dennoch harmonisch angenehmen Sound, und nicht zuletzt eben auch die markanten Songs, die nötig sind, um einem Album in Herz und Hirn rasch einen exponierten Platz zu sichern.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle