SAOR - Forgotten Paths
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2019
Mehr über Saor
- Genre:
- Black Metal / Folk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 15.02.2019
- Forgotten Paths
- Monadh
- Bròn
- Exile
Braveheart trifft Black Metal
Es ist vermutlich eine Tatsache, die weniger offensichtlich ist, aber von Zeit zu Zeit habe ich Phasen, in denen ich vor allem atmosphärischen Black Metal irgendwo jenseits von SUMMONING, CALADAN BROOD und Kollegen höre. In einer solchen Phase fiel mir vor Jahren "Aura" der schottischen Band SAOR in die Hände und konnte mich mehr als überzeugen. Wie es das Schicksal so wollte kehrte ich dem folkigen Black Metal wieder den Rücken und verlor die Band aus Augen und Ohren. Nun, im Jahre 2019 erscheint nicht der Nachfolger, sondern der Nachnachfolger "Forgotten Paths" und ich bin ziemlich geplättet von dem, was mir da aus den Boxen entgegenkommt. Denn seit den Tagen von "Aura" hat SAOR in allen Belangen massiv zugelegt.
Da ist zunächst einmal der Sound, denn "Forgotten Paths" klingt nicht mehr nach einem Ein-Mann-Projekt im dünnen Klanggewand, nein, hier tönt alles mehr als kompetent in Szene gesetzt, alle Instrumente haben Platz und klingen erstaunlich natürlich, das Album muss sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Dann die Kompositionen, das wichtigste bei jedem Album: "Forgotten Paths" hat ganze vier Stücke, wobei das abschließende 'Exile' ein kurzes Instrumental ist, welches das Album ausklingen lässt. Bleiben also drei überlange Epen, die jeweils die Zehn-Minuten-Marke reißen und die haben es allesamt in sich. SAOR gelingt es durchweg, in den langen Stücken einen durchgehenden Spannungsbogen aufzuspannen, so dass die Stücke bei weitem nicht so lang wirken, wie sie es tatsächlich sind. Ruppigere Black-Metal-Passagen und ruhige Sequenzen wechseln sich in einer Weise ab, die durchdacht wirkt und nie aufgesetzt, folkige Melodien und Violineneinsatz ergänzen die Lieder ebenso wie dezenter Chorgesang und andere Elemente, so dass man es im Prinzip mit drei kleinen Meisterwerken zu tun hat, die jeweils für sich alleine stehen können, aber in Verbindung mit dem abschließenden Instrumental ein großes Ganzes erschaffen. Das hat natürlich mit rohem Black Metal nicht viel zu tun und auch mit traditioneller keltischer Folklore nur wenig mehr, es atmet vielmehr die Atmosphäre eines romantisierten Schottlandbilds, wie es Blockbuster á la Braveheart präsentieren, tut dies aber auf höchstem Niveau und kann entsprechend gut unterhalten.
Letztendlich ist es diese Qualität, die SAOR so stark und "Forgotten Paths" so interessant für Fans aus dem Folk und Black Metal macht. Wer sich einfach mal 40 Minuten in seine eigenen Highlands-Fantasien fallen lassen will, bekommt nirgends einen besseren Soundtrack als hier.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst