SARACEN - Red Sky / Heroes, Saints & Fools
Mehr über Saracen
- Genre:
- NWoBHM
- Label:
- Escape Music / Point
- Release:
- 20.01.2006
- We Have Arrived
- Red Sky
- Faith
- Horsemen Of The Apocalypse
- Castles In The Sand
- Heroes, Saints & Fools
- Flame Of Youth
- Jekyll And Hyde
- Menage A Trois
- Ride Shotgun With The Wind
- Angel Eyes
- Follow The Piper
- Crusader
- Rock Of Ages
- No More Lonely Nights
- Horsemen Of The Apocalypse
- Heroes, Saints & Fools
- Dolphin Ride
- Ready To Fly
- We Have Arrived
- Blue Stanza
- Come To The Light
SARACEN sind ein schönes Beispiel für die Vielfältigkeit der NWoBHM. Das Quintett aus Derbyshire würde mit seinem keyboardlastigen Pomp-Rock heute kaum noch unter der Rubrik Heavy Metal geführt werden. Vor etwa 25 Jahren sahen das Musikpresse und auch die Fans komplett anders. Die Band um Gitarrist Rob Bendelow und Sänger Steven Bettney eroberte zumindest die Freaks auf der heimischen Insel im Sturm und auch die Plattenindustrie versagte in diesem Fall einmal nicht. Das (Klassik-)Unterlabel von Polygram, Decca, nahm sich dem grandiosen Debüt "Heroes, Saints & Fools" an, nachdem die Band es im Vorfeld auf dem Minilabel Nucleus bereits selbst veröffentlicht hatte. Die Singleauskopplung 'No More Lonely Nights' enterte die Top 50 der britischen Charts und alles schien gut zu werden. Leider führten krankheitsbedingte Umbesetzungen und ein Stilwechsel der Kapelle zum Desinteresse der Fangemeinde und SARACEN lösten sich 1985 nach nur einem weiteren Album, namentlich "Change Of Heart" auf.
Soviel zur Vorgeschichte. Ich muss nicht erwähnen, dass ich ziemlich aufgeregt war, als im Jahr 2003 zu hören war, SARACEN hätten sich in (fast) alter Besetzung erneut zusammen gefunden und würden an einem neuen Album arbeiten. Zählt oben erwähntes Debüt doch zu meinen Lieblingswerken der melodischen NWoBHM. Vor allem die epischen Momente dieses Kleinods kommen bei mir auch heuer immer wieder gerne zum Einsatz und zehren gern an den Nerven jüngerer Anwesender.
Bevor es aber zu einem komplett neuen Album kommen wird - es soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden! - hat man unter dem Titel "Red Sky" ein paar alte Bekannte neu eingespielt und bislang Unveröffentlichtes dazu gemischt. Sicherlich eine gute Idee, um auch jüngere Fans zu erreichen, die anno 1981 noch nicht in der Lage waren ihren Kopf rhythmisch im Takt zu wippen. Damit der geneigte Fan auch einen reellen Gegenwert für seine hart verdiente Knete erhält, hat man auch noch das Debüt plus einiger Schmankerlis dran gehangen und so einen detailliert verpackten Doppeldecker gezimmert. Sehr cool.
Wenden wir uns nun aber (endlich!) dem musikalischen Inhalt zu: Auf dem ersten Rundling bekommen wir wie gesagt neue Interpretationen alter SARACEN-Klassiker geboten, die anno 2005 deutlich dynamischer klingen. Sehr angenehm empfinde ich die Tatsache, dass man auch zwei der besseren Nummern ihres AOR-lastigen Zweitwerks "Change Of Heart" berücksichtigt hat. Namentlich wären dies der hervorragende Opener 'We Have Arrived' (nein, kein DARK ANGEL-Cover - der Verf.) und das flotte 'Jekyll And Hyde', welches wir in einer Version aus der legendären Tommy Vance-Show serviert bekommen. Vom Erstling gibt es mit den beiden Longtracks auch gleich dessen Highlights in sehr guten Überarbeitungen zu hören. Die weiteren Nummern sind meines Wissens nach bislang unveröffentlicht geblieben und stammen teilweise gar noch aus der Pre-SARACEN-Phase. So zumindest der lange Rausschmeißer 'Follow The Piper', der so etwas wie die Bandhymne darstellt. Kein Wunder, trieft er doch vor Pathos und wird sicherlich auch Freunden solcher Bands wie beispielsweise MAGNUM sehr gut gefallen. Hier rocken die Jungs auch mal so richtig nach vorne los und zeigen, dass Gitarre und Keyboard auch sehr gut miteinander duellieren können. Spätestens dieser Track sollte jetzt genug Kaufanreiz für die alten Fans sein, die diese Nummer sicherlich auch nur in schlechter Qualität auf irgendwelchen Livetapes haben werden.
Zwischendurch gibt sich die Band teils sehr melancholisch und offeriert mit 'Castles In The Sand', 'Faith' und 'Angel Eyes' gleich drei balladeske Nummern, die aber spätestens aufgrund des immer noch exquisiten Gesanges von Steve Bettney absolut gänsehäutig klingen. Während 'Castles In The Sand' kommen mir zumindest immer wieder Vergleiche zu einem gemäßigteren Rob Halford - ich verweise mal auf 'Before The Dawn' - in den Sinn. Und im instrumentalen 'Menage A Trois' wird eine völlig neue Auslegung dieses Begriffes definiert. Eine Gitarre treibt es mit zwei Saxophonen. Interessant.
Wer jetzt denkt SARACEN hätten ihre epischen und hardrockenden Momente im Alter außen vor gelassen, dem seien neben dem druckvollen Titelsong auch noch 'Ride Shotgun With The Wind' und 'Flame Of Youth' ans Ohr gelegt. Hier kommt die andere Seite der Band zum Vorschein. Immer melodisch, aber auch herrlich ergreifend, zaubern SARACEN federleichte Pomprocker aus dem Hut und wagen es auch anno 2006 diesen antiquierten Stil völlig überzeugend darzubieten. Respekt!
Der zweite Silberling beinhaltet das komplette "Heroes, Saints & Fools" Album in seiner ursprünglichen Fassung. Klar, man hört an allen Ecken das Alter dieses Monumentes heraus, aber bislang ziehe ich die Versionen vom Titelsong und 'Horsemen Of The Apocalypse' denen der Neuauflage noch vor. Es klingt irgendwie authentischer. Sind diese beiden Giganten irgendwie das Herzstück des Albums, so können auch alle weiteren Titel mehr als überzeugen. Sei es der epische Opener 'Crusader', bei dessen Eröffnungsschreien viele sicherlich verwirrt nach der Männlichkeit des Sangesakrobaten fragen werden, sei es das kommerzielle 'No More Lonely Nights', welches sich sofort in den Lauschern festsetzt. Sei es der Headbanger 'Rock Of Ages' oder das gigantische 'Ready To Fly' mit seinem grandiosen Chorus und seinen treibenden Riffs. Alle sieben Kompositionen, inklusive dem verträumten Instrumental 'Dolphin Ride', leben von ihrer Vielseitigkeit, ihren Überraschungsmomenten und ihrer Eingängigkeit. Großes Kino!
Als Bonüsse auf Disc Zwo erfreut uns eine alternative Version von 'We Have Arrived', 'Blue Stanza', sowie die TEMPLAR (unter dieser Bezeichnung veröffentlichten einige SARACEN-Mitglieder in der Zwischenzeit ein Album - der Verf.) Komposition 'Come To The Light'. Etwas zu esoterisch für meinen Geschmack, aber gut, es mal gehört zu haben.
Insgesamt also ein extrem lohnenswerter Tonträger, der auch optisch ansprechend 'rüberkommt. Ich für meinen Teil bin nun umso mehr auf das reguläre neue Album "Vox In Excelso" von SARACEN sehr gespannt. Wer die Band bislang nicht kannte oder wer grundsätzlich auf Kapellen in der Schnittmenge MAGNUM, PALLAS, PRAYING MANTIS steht, sollte hier zwingend ein paar Ohren investieren. Es lohnt sich!
Anspieltipps: Heroes, Saints & Fools; Horsemen Of The Apocalypse; Follow The Piper; Ready To Fly; No More Lonely Nights; Rock Of Ages; Jekyll & Hyde; Crusader; Castles In The Sand
- Redakteur:
- Holger Andrae