SARACEN - Vox In Excleso
Mehr über Saracen
- Genre:
- NWoBHM
- Label:
- Escapi
- Release:
- 21.07.2006
- Lament
- Meet Me At Midnight
- Exile
- The Order
- Militum Christi
- Mary
- Vive Dieu...Saint Amour
- The Power & The Glory
- Chain Reaction
- Vox In Excelso
- Where Was Their God?
- Priory Of Zion
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich in meinem Review zum doppelt gedeckten Vorgänger sehnsüchtig diesem Album entgegengefiebert. Nun liegt es vor mir und bereits der erste Höreindruck lässt mich entspannt zurückfallen. SARACEN – oder sollte ich es lieber auf den Hauptsongwriter und Urgitarristen Rob Bendelow beschränken? – haben es nicht verlernt. Auch auf "Vox In Excelso" servieren sie uns melodischen Bombast-Rock, der irgendwo zwischen alten MAGNUM, Mid-80er-RUSH und PALLAS angesiedelt ist. Alles beim Alten also, dann kann ich mein Review nun ja eigentlich schließen, denn alle alteingesessenen Freaks, die seit Ewigkeiten auf dieses neue Lebenszeichen ihrer einstigen NWoBHM-Helden warten, werden spätestens nach dem Lesen der obigen Zeilen hastig zum Plattendealer ihres Vertrauens rennen, um "Vox In Excelso" zu verhaften.
Da es aber auch den einen oder anderen Leser dieser Seiten geben wird, der nicht allein aufgrund der Tatsache, dass SARACEN einen weiteren Output in die überflutete Scheibenwelt geworfen haben, begeistert losrennen wird, verfasse ich noch ein paar Zeilen.
Oberflächlich betrachtet, könnte man dem britischen Quintett Kalkül vorwerfen, dass es ausgerechnet zur Verfilmung von "Sakrileg" ein Album herausbringt, das sich textlich genau mit diesem Thema beschäftigt. Fakt ist allerdings, dass die Truppe bereits seit geraumer Zeit an diesem ambitionierten Werk herumbastelt und einige Rückschläge zu verkraften hatte. So musste man den Weggang des langjährigen Weggefährten und Keyboarders Richard Lowe kompensieren und auch ein neuer Bassist musste her. Während man die zweite Position mal eben familienintern lösen konnte und Robs Sohnemann Richard seit knapp vier Jahren den Tieftöner betätigt, fand man den aktuellen Tastendrücker Paul Bradder im Freundeskreis des Sängers Steve Bettney. Aber auch die Taktvorgabe musste neu organisiert werden und liegt zurzeit in den Händen von Mark Cross(FIREWIND), den einige eventuell aus seiner Zeit bei NIGHTFALL, KINGDOM COME, HELLOWEEN oder METALIUM her kennen werden. So weit, so gut.
Zwölf Songs – inklusive eines Intros ('Lament') und eines Instrumentals ('Militum Christi') – sind es geworden, die den Hörer in die Welt der Templer und ihres größten Geheimnisses führen soll. Welches das ist, wird für alle, die "Sakrileg" weder gesehen noch gelesen haben, nicht verraten. Es soll doch spannend bleiben. Durch diverse Sprechpassagen, die allerdings teilweise etwas steril klingen, wird man auch als unvorbelasteter Genießer gut in den Handlungsverlauf eingebracht, und es sollte keine große Mühe machen, der Story zu folgen.
Lang-Gelaber, Kurz-Musik? Falsch! SARACEN bieten auch musikalisch das komplette Spektrum der melodisch-bombastischen Spielweise unserer Lieblingsmusik und überraschen ihre alten Anhänger gleich zum Einstieg mit der gelungenen Neuauflage einer alten Nummer. 'Meet Me At Midnight' stand nämlich bereits auf dem allseits verschmähten Zweitwerk "Change Of Heart". Die aktuelle Version rockt allerdings um einiges mehr und zeigt die Band von ihrer zackigen Seite. Wer bislang dem Irrglauben verfallen ist, der Fünfer würde vorwiegend in extrem schnulzigen Gewässern plätschern, sollte sich schleunigst das Doublebass-gesteuerte 'The Order' zu Gemüte führen. Da helfen auch alle gut gemeinten Keyboardattacken nicht, diese Nummer ist eine lupenreine Bangerfregatte, bei der man herrlich abschädeln kann. Ganz groß!
Aber ich will euch nicht völlig in die Irre führen: Noch heftiger wird es nicht. Vielmehr setzen SARACEN vor allem ab Song Nummer sechs auf epische Melodik und verteilen Pathos mit der Salatkelle. Kitsch? Nur dann, wenn ihr dieses Attribut auch bei Kapellen wie WARLORD anwenden würdet. Gut, deren Klasse erreichen SARACEN nicht ganz, aber weit davon entfernt sind gerade die langen Longtracks nicht. Und davon gibt es am Ende des Albums nicht wenige. Vor allem die abschließende Doublette 'Where Was Their God?' und 'Priory Of Zion' teilt sich momentan den Thron meiner aktuellen Jahres-Charts. Spätestens wenn Steve Bettney den heiligen Chorus zum Finale anstimmt, berührt er meine Seele. Altobelli, was für eine Melodie! Was für ein Ausdruck!
Mehr muss ich jetzt nicht mehr schreiben. Basta. Wer nicht ausschließlich auf ganz harte Kost steht und wem ein etwas altbackener Sound nicht das Hörvergnügen raubt, der sollte hier zumindest einmal hineinlauschen. "Vox In Excelso" ist ein echter Grower, der aufgrund seiner ergreifenden Melodien sofort zu begeistern vermag, mit zunehmendem Verzehr aber immer wieder neue Details preisgibt.
Anspieltipps: The Order; Vox In Excelso; Where Was Their God; Priory Of Zion; Mary; Meet Me At Midnight
- Redakteur:
- Holger Andrae