SATAN - Cruel Magic
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2018
Mehr über Satan
- Genre:
- Heavy Metal (NWoBHM)
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 07.09.2018
- Into The Mouth Of Eternity
- Cruel Magic
- The Doomsday Clock
- Legions Hellbound
- Ophidian
- My Prophetic Soul
- Death Knell For A King
- Who Among Us
- Ghosts Of Monongah
- Mortality
Ooops, they did it again!
Drei Jahre sind ins Land gezogen seit die fünf sympathischen Briten uns mit "Atom By Atom" ihr zweites, sensationelles Album seit der Reunion offeriert haben. In der Zwischenzeit ist es mit SKYCLAD weiter gegangen, bei BLITZKRIEG gab es neues Material und Russ hat sich mal eben still und heimlich der wunderbaren Truppe TANITH angeschlossen, welche die beste 7" seit Erfindung der Himbeermarmelade veröffentlicht hat. Von Trägheit kann also keine Rede sein, eher von einer offenbar unendlichen Kreativität, die nicht immer zu SATAN passt. Nun aber ist die lange Zeit des Wartens vorüber und "Cruel Magic" ist fertig. Wie es immer bei besonders lieb gewonnenen Interpreten ist, hat man vor dem ersten Anhören ein kleines bisschen Angst, dass die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden.
Allerdings bin ich schon bei den ersten Takten des fulminanten Openers 'Into The Mouth Of Eternity' völlig aus dem Häuschen. Der offensichtliche Grund meiner Begeisterung: Erneut hat die Klangschmiede einen unfassbar transparenten und gleichzeitig kantig-grantigen Sound für die grausame Magie gezaubert. Neben den gewohnt furiosen Gitarren des wohl besten Doppels der europäischen Szene, macht rein klangtechnisch vor allem die druckvoll-dynamische Umsetzung der Rhythmussektion eine höllische Freude. Man sieht Graeme English vor dem geistigen Auge voller Passion und mit dem Schwung eines 20jährigen, pumpende Tieftonmassagen in die Boxen pressen. Dazu zelebriert Sean Taylor mitreißend-treibende Galoppier-Gewitter mit swingenden Clive-Burr-Beats und steckt jeden Hörer unwillkürlich an. Wer allein bei dieser Rhythmik nicht automatisch den viergliedrigen Zappelphillip imitiert, hat Gewichte am Gemächt. Jedem sein Fetisch. Über diesem rhythmischen Zauberwerk duellieren sich Russ Tippins und Steve Ramsey in typisch satanischer Art und Weise. Man fühlt die Spielfreude in jeder Note und spürt trotz aller Feinheiten, wie leichtfüßig diese Band zusammen agiert. Das ist der wahre Zauber: Ansteckend-mitreißende Kompositionen mit Widerhaken zu schreiben, die sich trotz aller Eingängigkeit nicht abnutzen. Da ich die Scheibe bereits seit einigen Wochen in Dauerrotation laufen habe, kann ich versichern, dass das Material eher noch immer wächst.
Beinahe hätte ich Brian Ross unterschlagen. Das war keine böse Absicht, aber ich denke, jeder weiß, dass er ein begnadeter Sänger ist, der mir aus irgendeinem Grund immer am besten bei SATAN gefällt. Natürlich drückt er mit seinem markanten Gesang auch "Cruel Magic" wieder seinen Stempel auf, aber dieses Mal habe ich den Eindruck, er würde mit noch mehr Gefühl singen als zuvor. An manchen Stellen klingt er ungewohnt roh und harsch, was aber ganz hervorragend zum Material passt.
Und wo wir es gerade schon angesprochen haben, möchte ich Euch natürlich auch nicht vorenthalten, wie die neue Scheibe denn nun klingt. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern empfinde ich "Cruel Magic" als gleichzeitig härter und sogar etwas flotter, aber auch etwas verspielter. So war ich bereits vom vorab als Single erschienenen 'The Doomsday Clock' bannig begeistert, da die Herrschaften hier bereits die gewohnt grandiose Kombination aus feurigen Riffs und eingängigen Hooks am Start hatten. In Sachen Tempo gibt es im bezeichnend mit 'Legion Hellbound' betitelten Kracher und dem als digitalen Appetizer veröffentlichten Albumopener 'In The Mouth Of Eternity' zwei weitere Maulsperrenerzeuger. Diese beiden Nummern beinhalten bei aller Zackigkeit aber auch viele Feinheiten und Details, sowie akustische Verschnaufpausen, die mich bei jedem neuen Durchlauf erneut faszinieren.
Ganz anders kommt dann 'Ophidian' daher. Dies ist ein kurzer Longtrack, der vorwiegend getragen gespielt und mit schönen Gesangspassagen eine tollen Kontrast zum harschen Restprogramm darstellt. Im direkten Anschluss geht es dann aber auch sofort weiter mit der wilden Abfahrt. 'My Prophetic Soul' geht dann wieder mit rattenscharfem Riffing auf den Hörer los und lassen im Mittelteil mal wieder mit schlangenbeschwörenden Gitarrenläufen und kühlen Percussion-Einlagen aufhorchen. Tolle Nummer! Da wir gerade so richtig schon auf Touren sind, wird bei 'Deathknell For A King' auch sofort hoch geschaltet. Das ist schon wieder so eine Granaten-Nummer, in der es kurz vor dem Finale noch eine coole Einlage gibt. Etwas sanfter startet 'Who Among Us', in welchem die Herren noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen. Akustisch eingeleitet und von Brian toll gesungen, folgt danach einer der abwechslungsreichsten Songs aus dem Katalog der Band. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Knaller bald zu den absoluten Hochlichtern eines jeden SATAN-Konzertes gehören wird.
Da auch die verbleibenden drei Nummern die eben geschilderte Qualität bieten, kann ich abschließend freudig verkünden, dass die fünf Briten es erneut geschafft haben, von mir die Höchstnote zu bekommen. Wer in diesem Jahr nur ein traditionelles Heavy-Metal-Album erwerben will, muss "Cruel Magic" kaufen. Besser geht es in dieser Sparte nicht.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae