SATAN'S HOST - By The Hand Of The Devil
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2011
Mehr über Satan's Host
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Moribund Cult
- Release:
- 03.05.2011
- By The Hand Of The Devil
- Shades Of The Unlight
- Demontia
- Before The Flame
- Bleeding Hearts Of The Damned
- Black Hilted Knife
- Revival
- Fallen Angel
- Inferior Worlds
- Norwegian Wood
Die Kultband um Patrick Evil und Harry Conklin erfindet eine bestechende Synthese aus BM und US-Metal.
Wenn eine seit über dreißig Jahren aktive Band, die einst im Jahre 1986 einen Untergrundklassiker mit einem Kultsänger veröffentlicht hat, sich danach aber lange Zeit mit einem völlig anders ausgerichteten Vokalakrobaten in stilistisch fremden Gefilden bewegte, plötzlich auf die Idee kommt, den alten Sänger zurück zu holen und einen Neuanfang zu wagen, dann kann das ordentlich ins Beinkleid gehen. So war ich bei aller Vorfreude sehr skeptisch und keineswegs optimistisch, als für das "Keep It True XIII" im Jahre 2010 angekündigt wurde, dass Colorados Proto-Black-Metaller von SATAN'S HOST mit keinem Geringeren als JAG PANZERs Harry "The Tyrant" Conklin alias "Leviathan Thisiren" auf die Bühne klettern und ein Comeback feiern würden. Als dann auch noch bestätigt wurde, dass ein neues Album in Planung sei, war das Wechselbad der Gefühle umso größer. Will die Band den grimmigen Black-Metal-Stil der durchaus gelungenen fünf Alben der letzten zehn Jahre komplett über Bord werfen und ein Retro-Projekt starten? Will sie dem Tyrant das Growlen beibringen? Wird sie zur Karikatur ihres urzeitlichen Selbst oder überhebt sie sich beim Versuch, etwas Neues zu erschaffen?
Nun, der Auftritt als solcher ließ mich hoffen, denn das Quartett aus den Rocky Mountains schien den goldenen Mittelweg zu suchen und zu finden. Dem Erbe des Klassikers "Metal From Hell" durchaus eingedenk, präsentierte sich die Band dennoch hart, unbarmherzig und extrem, dazu versehen mit dem königlichen Gesang eines der besten Sänger aller Zeiten. Meine Spannung und Vorfreude auf das neue Album stieg dadurch ins Unermessliche, und jetzt, da ich "By The Hands Of The Devil" bereits mehr als dreißigmal angehört habe, ist mir klar, dass alle meine Erwartungen nochmals deutlich übertroffen werden. Diese Scheibe schafft es in ungeahnter Perfektion, die extremen Einflüsse, welche die Band in den letzten zwölf Jahren auszeichneten, mit dem damals ebenfalls extremen und innovativen, heute aber als klassisch geltenden Stil der Achtziger zu verbinden, als würden sie schon immer zusammen gehören.
Der Schlüssel zum Funktionieren dieser faszinierenden Synthese ist dabei das einzigartige Gitarrenspiel des Herrn Patrick Evil, das schon 1986 - wegen des dürftigen Sounds des Albums weitestgehend unbemerkt - einen Teil dessen vorweg nahm, was später die zweite Black-Metal-Welle prägen sollte: Flirrendes und surrendes Strumming, die Huldigung des Tritonus, das alles natürlich kombiniert mit Strukturen und Riffs, wie sie für den klassischen, leicht thrashigen US-Metal nicht typischer sein könnten. Dazu kommt das wuchtige, hart akzentuierte, durchaus modern produzierte Schlagwerk Anthony Lopez', das nicht davor zurück schreckt, in traditionellen Metallerkreisen oft skeptisch beäugte schwarzmetallische Stilelemente wie Blastbeats einzusetzen. Allerdings wird nicht nur geklöppelt und geblastet, sondern auch mit traditionellen, entspannten und getragenen Passagen gearbeitet. Einmal mehr ist die Synthese perfekt und das Songwriting durchgehend spannend.
Die zehn Stücke der Scheibe schaffen es, die Spannung dauerhaft auf einem Niveau zu halten, das nicht von dieser Welt ist. Selbst die zahlreichen sechs-, sieben- und achtminütigen Stücke sind dermaßen vielseitig komponiert, dass sie zu keiner Sekunde langweilig werden. Beim Blick auf die Zählzeit des CD-Players ist man immer wieder überrascht, wie lange der Song schon geht. Egal ob es das wuchtige, schwarzmetallische Titelstück am Anfang des Albums ist, die überragende, herrlich melodische DIO-Huldigung 'Fallen Angel' oder das augenzwinkernd bösartige BEATLES-Cover am Ende: Jedes Stück ist ein Volltreffer! Wer sich bei der letzten JAG-PANZER-Scheibe noch fragte, ob Harry Conklin die hohen, markerschütternden Screams verlernt oder bewusst ausgespart hat, der bekommt mit 'Shades Of The Unlight' eine Antwort, die sich gewaschen hat: Von glockenhellen Screams der ganz alten Schule bis hin zu hierzu wunderbar im Kontrast stehenden Shouts zeigt der Herr Conklin hier all sein Talent und alle Vielseitigkeit, die man sich von einem Metalsänger nur wünschen kann. Es ist schlicht unfassbar, was dieser Mann alles kann!
Bei 'Demontia' arbeitet die Band mit Thrash-Riffs, die alles niederwalzen, perfekt mit der melodischen Bridge kontrastieren und in den groovenden Refrain führen. Der herrlich dramatische Achtminüter 'Before The Flame' verbindet doomige Elemente mit einer gehörigen Dosis Schwärze, die zum Ende hin in infernalische Raserei ausartet, bevor das verhältnismäßig kurze und beschwörend repetitive 'Bleeding Hearts Of The Damned' dem Hörer ein wenig Zeit zum Durchatmen gibt. Mit dem gnadenlos fiesen, bisweilen rasend schnellen und von unglaublichen Screams lebenden 'Black Hilted Knife' wird dann aber wieder voll angezogen, bevor 'Revival' sich im positiven Sinne hysterisch, mystisch und beklemmend darstellt und schließlich das bereits erwähnte, in seiner Struktur und auch in den Gesangslinien stark an Ronnie James Dio gemahnende 'Fallen Angel' einen weiteren Höhepunkt markiert. 'Inferior Worlds' spielt nochmals mit großartigen Stimmungswechseln zwischen getragenem Midtempo und grimmigen Geschwindigkeitsausbrüchen, die sich jedoch nie in unmelodische Bereiche verirren.
Zusammenfassend bleibt mir demnach nur zu sagen, dass SATAN'S HOST mit "By The Hands Of The Devil" ein Wurf von einer Reichweite gelungen ist, die ich im traditionell orientierten Heavy Metal kaum mehr für möglich gehalten hätte. Es gelingt der Band tatsächlich, etwas Neues, etwas Unerhörtes zu erschaffen, an das sich in dieser Konsequenz noch keiner gewagt hat und das in dieser Brillanz noch keiner umsetzen konnte. Patrick, Harry und ihre Mannschaft verbinden den klassischen US-Metal mit seinen traditionellen Attributen mit einer modernen, aber unaufdringlichen Produktion und mit dezenten, aber doch stets spürbaren schwarzmetallischen Stilelementen, als wäre eine Synthese dieser Genres das Natürlichste der Welt. Durch SATAN'S HOST wird es genau das: Ein völlig natürlich wirkender Brückenschlag zwischen an sich weit entfernt stehenden Positionen. So schafft das Quartett etwas wahrhaft Neues, und das instrumental und gesanglich auf einem wirklich bestechenden Niveau, weshalb für mich alles andere als die Höchstnote blanker Hohn wäre. Zumal exakt die beiden hier verbundenen Genres meine liebste musikalische Heimat sind.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle