SATAN'S HOST - Pre-dating God Parts 1 & 2
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2015
Mehr über Satan's Host
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Moribound Records
- Release:
- 19.01.2015
- Hell's Disciples
- Embers Of Will
- Valley Of Blood
- Pre-Dating God
- Greed, Lust, Hate, War
- After The End
- See You In Hell (Bonus Track)
- Fanning The Flames Of Hell
- Soul Wrent
- Lady N' The Snake
- As The Dead, They Sleep
- Descending In The Shadow Of Osiri
- Reprise_ Pre-Dating God
Die originellste aktive US-Metal-Band liefert das erste Jahreshighlight.
Wer sieht, mit welcher unbändigen Kreativität SATAN'S HOST seit der Wiedervereinigung mit Frontmann Harry Conklin zu Werke geht, den dürfte es kaum mehr wundern, dass der Ausnahmesänger aktuell keine allzu große Lust darauf hat, mit seinen in Sachen Karriereplanung etwas wankelmütigen gewordenen ex-Kollegen von JAG PANZER nochmal einen neuen Versuch zu unternehmen. Alles zu seiner Zeit, mag man da sagen, und nun ist eben Zeit für SATAN'S HOST, denn eine Band, die seit der Reunion jährlich mindestens ein bärenstarkes neues Album an den Start bringt, verdient es, die absolute Priorität zu genießen. Immerhin konnten die letzten drei Releases der Colorado-Metaller in unserem Soundcheck Platz 2, Platz 4 und Platz 1 in Folge erreichen, und das ist doch mal eine Ansage, oder?
Eben, und jetzt kommen die Jungs auch noch mit einem Doppelalbum um die Ecke, das in zwei separate Tonträger geteilt ist, die auch einzeln oder aber im deutlich günstigeren Doppelpack erworben werden können. Mancher mag nun fürchten, dass die Herren um Bandgründer Patrick Evil nun auf Masse statt Klasse setzen würden, doch "Pre-Dating God" beweist ziemlich eindrucksvoll das Gegenteil, und zwar vom Schädel spaltenden, eröffnenden Riffmonster 'Hell's Desciples' an. Die Band sprudelt tatsächlich vor Kreativität, sie lässt Harry Conklin gesanglich absolut freie Hand, und der gute Mann nutzt diese künstlerische Freiheit weidlich aus: Er zeigt Facetten seiner Sangeskunst, die bei JAG PANZER ebensowenig gefragt waren wie bei TITAN FORCE, und er verzückt den geneigten Fan mit Glas schneidendem Falsett der verschärften Karo-König-Liga, mit seiner glockenhellen normalen Stimmlage und darüber hinaus mit fein artikulierten, dabei aber dennoch grandios bösartigen Screams und Growls, die natürlich weniger Raum einnehmen als die klaren Stimmlagen, die aber dennoch den Charakter der Band prägen und zusammen mit Patricks nach wie vor einzigartigem Riffing einen großen Teil ihrer Eigenständigkeit ausmachen.
Die Rahmendaten sind also klar: Bei SATAN'S HOST ist alles beim Alten, und die Qualität beider neuer Alben ist so bestechend wie man dies nach "By The Hands Of The Devil" und "Virgin Sails" erwarten durfte. Das fängt einmal mehr mit den tollen, sich nur farblich unterscheidenden Joe-Petagno-Artworks an, die inzwischen längst zum Markenzeichen der Band geworden sind, das geht bei der Produktion weiter, welche sich dieses Mal etwas organischer und klassischer präsentiert, wenn auch die Selbsteinschätzung der Band nur bedingt zutrifft, dass auch das Schlagzeug weniger steril klinge, denn Anthony Lopez hackt und tackert im Hintergrund nach wie vor sehr laut und aggressiv. Dennoch ist auch dies inzwischen als Trademark der Band zu sehen. Letztlich ist es jedoch die kompositorische Stärke in der "Pre-Dating God" kulminiert: Die dreizehn neuen Stücke, decken die volle Bandbreite der Band ab, und lassen immer wieder auch die Fans der anderen Bands des Frontmannes aufhorchen. Das Hymnische am großartigen Titelstück erinnert ein wenig an JAG PANZER, das Verspielte an 'Greed, Lust, Hate, War' oder im Einstieg zum verträumten 'After The End' stünde auch TITAN FORCE gut zu Gesicht, doch in letzter Konsequenz haben wir es durch die ureigene Mischung aus Aggressivität und Hymnenhaftigkeit, aus kristallener Klarheit und fieser Boshaftigkeit stets unverkennbar mit SATAN'S HOST in reiner Form zu tun.
Da gemahnen zwar Stücke wie 'Valley Of Blood' und 'Embers Of Will' durch die Art der Dramatik und der Melodieführung an KING DIAMOND, doch ist die Handschrift von Patrick stets unverkennbar, so dass selbst ein brachial groovendes Cover des NWoBHM-Klassikers "See You In Hell" (GRIM REAPER) zum Abschluss der ersten CD noch als gewinnbringend und eben nicht als lauer Aufguss empfunden werden kann. Die zweite CD räumt dann vollends mit dem Vorurteil auf, dass ein stattlicher Achtzigminüter fast zwangsläufig Füllmaterial enthalten müsse, das man sich auch hätte sparen können. Ganz gleich, ob der schnelle, hackende Thrasher 'Fanning The Flames Of Hell' das Höllenfeuer entfacht, oder ob 'Soul Wrent' doomig und pechschwarz wie Lava aus den Boxen fließt, bevor das Tempo wieder merklich anzieht und die Gitarre des Hauptsongwriters schreddert und soliert als gäbe es kein Morgen: Auf "Pre-Dating God" sitzt wirklich jeder Song! Harry Conklin gibt den keifenden Deibel, den sirenenhaft kreischenden Dämonen, den dramatisch intonierenden Heerführer; und dazu passen die tollen Backing Chöre wie die Faust aufs Auge.
Dass sich "Pre-Dating God" insgesamt etwas traditioneller und einen Tick weniger schwarzmetallisch präsentiert, kann man etwa an Stücken wie 'Lady N' The Snake' festmachen, das sich sehr doomig präsentiert und BLACK SABBATH ebenso huldigt wie MERCYFUL FATE, doch auch hier brechen Patricks flirrende Riffs sich immer wieder Bahn. Bei 'As The Dead, They Sleep' erhält der schwarzmetallische Einfluss höheres Gewicht, doch auch hier finden sich fabelhafte, einschmeichelnde Gesangsmelodien, die tief unter die Haut gehen. Dem setzt das DIO-lastige, hymnische und relativ ruhige, halbballadeske 'Descending In The Shadow Of Osiris' in Sachen Prägnanz und Eindringlichkeit noch eins drauf, bevor die Reprise des Titelstücks das Album standesgemäß beschließt.
So bleibt im Endeffekt ein weiteres Fabelwerk der in meinen Augen und Ohren aktuell besten und originellsten US-Metal-Band der Achtziger, das ohne Wenn und Aber das erste große Jahreshighlight des noch jungen Jahres 2015 markiert. Dass unter dieser Rezension nicht die volle Punktzahl steht, liegt allein daran, dass das sehr ausladende aber dennoch kurzweilige Doppelalbum doch noch etwas Zeit braucht, um sich genauso tief in die Seele einzubrennen wie das in seiner Genialität und Einzigartigkeit seinerzeit völlig unverhoffte 2011er-Comeback "By The Hands Of The Devil". Davon abgesehen ist "Pre-Dating God" aber ein nahezu perfektes Album, das sogar das Zeug dazu hat, in einigen Monaten den Spitzenplatz der Diskographie der Band einzunehmen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle