SATYRICON - Nemesis Divina
Mehr über Satyricon
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Moonfog Productions
- Release:
- 22.04.1996
- The Dawn Of A New Age
- Forhekset
- Mother North
- Du Som Hater Gud
- Immortality Passion
- Nemesis Divina
- Transcendental Requiem Of Slaves
Einer der unbestreitbar größten Klassiker des Genres.
Wenn ich heute, siebzehn Jahre nach der Veröffentlichung, dieses Album aus dem Regal ziehe und die CD-Hülle aufschlage, dann fällt mir ein eingelegter Flyer entgegen, der die Tourdaten der 1996er-Tour enthält. Darauf steht unter anderem: "15.04.1996 - Stuttgart - Röhre". Da war ich dabei, exakt eine Woche bevor das Album in die Läden kam. Also kannten wir damals, als wir in die Röhre pilgerten, den Song noch gar nicht, der dafür gesorgt hat, dass dieses Album bis heute selbst jenen ein Begriff ist, die sich nie besonders intensiv mit dieser Band befasst haben. Doch vor wir uns den Songs widmen, wollen wir erst einmal die Wirkung des Albums auf die schwarzmetallische Nachwelt betrachten:
Aus heutiger Sicht wird die "Nemesis Divina" oft als der Überklassiker gefeiert, manchmal aber auch als Anfang einer angeblich immer kommerzieller werdenden Ausrichtung der Band kritisiert. Die erstere Feststellung kann ich aufgrund des wirklich grandiosen Songmaterials durchaus nicht nur nachvollziehen, sondern ich teile sie voll und ganz, auch wenn mir persönlich der Vorgänger "The Shadowthrone" noch näher steht. Den Vorwurf der zu kommerziellen Ausrichtung halte ich indes für reichlich absurd, auch wenn natürlich klar ist, was die Ursache dieser Wahrnehmung ist. Mit dem hier inkognito als Kveldulv auftretenden DARKTHRONE-Fronter Nocturno Culto war an der Gitarre prominente Unterstützung an Bord, und in der Szene war dieses Namedropping natürlich trotz des verschleiernden Pseudonyms (dem manche passionierten DARKTHRONE-Boykotteure im Blätterwald der szeneprägenden metallischen Kompetenz damals glatt auf den Leim gingen) ein Hinhorcher, zum anderen gab es das berühmt berüchtigte Promo-Video zur Hymne 'Mother North', die zudem eine gewisse kommerzielle Eingängigkeit nicht ganz verleugnen kann.
Davon abgesehen hat sich jedoch in den seit "The Shadowthrone" vergangenen zwei Jahren nicht allzu viel verändert, im Hause SATYRICON. Das Keyboard lässt den Gitarren eher noch etwas mehr Raum als zuvor, so dass das Klangbild eher härter als kommerzieller wird, und Satyrs Gesang hat an Grimmigkeit nichts verloren. Das atmosphärisch-ambiente Element, das durch die Keyboards früher noch prominenter inszeniert wurde, weicht einer wachsenden Geradlinigkeit der Stücke, die sich so zwar teilweise durchaus noch eingängiger, aber - mit Ausnahme des bereits erwähnten 'Mother North' - nicht kommerzieller oder gar weichgespülter präsentieren. Im Gegenteil, die Produktion ist hart, die Riffs sind schneidend, der Groove ist grimmig.
Im Übrigen, selbst wenn "Nemesis Divina" ein kommerziell ausgerichtetes Album sein sollte, ist das so dermaßen egal, weil es eben bis zum Anschlag vollgestopft ist mit großartigen Hymnen, deren bestechendste tatsächlich dieses verruchte 'Mother North' ist, das als Video mit der leicht bis gar nicht bekleideten Monica Bråten und gar garstig geschminkten Musici für Furore sorgte, aber als Song ohne Video mindestens ebenso gut funktioniert. Mit sinistrer Magie umschmeichelt das Stück die Ohren und es bohrt sich tief in Hirn, Herz und Seele, um dort auf ewig zu verweilen. Doch auch davon abgesehen, ist auf dieser Scheibe jeder Song ein Volltreffer: Wie schon auf dem Schattenthron schleudert uns Satyr mit dem Auftakt des Openers 'The Dawn Of A New Age' eine hasserfüllte Parole zur Apokalypse entgegen, bei 'Forhekset' und 'Du Som Hater Gud' darf die norwegische Sprache allen Ingrimm der Band befeuern, das Titelstück baut sich als thrashiges, hackendes und headbangendes Monster auf, das den Nacken knacken lässt, und zum Ende hin majestätisch, atmosphärisch und erhaben mit dem Instrumental 'Transcendental Requiem of Slaves' verklingt.
So bleibt mit "Nemesis Divina" ein weiteres perfektes Album, das nicht nur die Diskographie der Ausnahmeband SATYRICON mit einem weiteren Edelstein ziert, sondern einer der unbestritten größten Klassiker des Genres überhaupt ist.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle