SATYRICON - Now, Diabolical
Mehr über Satyricon
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 15.04.2006
- Now, Diabolical
- K.I.N.G
- The Pentagram Burns
- A New Enemy
- The Rite Of Our Cross
- That Darkness Shall Be Eternal
- Delirium
- To The Mountains
Endlich sind sie wieder da! SATYRICON, meiner bescheidenen Meinung nach die eigenständigste und einflussreichste Düsterheimercombo der letzten Dekade.
Bereits zu Beginn ihrer Karriere lieferten die beiden Berserker Satyr und Frost Meilensteine des Black Metal ab, die im Album "Rebel Extravaganza" ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Stand dieser Output schon unkaputtbar an der Spitze der damaligen Szene, legten die Macher mit dem 2001 erschienenen, gewaltigen "Volcano" noch ein paar Schippen drauf. Zwar drosselte man die Geschwindigkeit, doch stopfte man diese, zugegebenermaßen nicht zwingend notwendige Stilmittellücke mit einer Megatonne psychotischen Flairs, welches einem beim Lauschen immer und immer wieder die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Unter den flächendeckend genialen Songs befanden sich zudem absolute Jahrhundertnummern wie zum Beispiel 'Black Lava', das in seinem knapp vierzehnminütigen Höllenritt zu einem grausam entstellten, wahllos vernichtenden, Gift speienden Monster mutiert, das den Hörer langsam aber zielsicher in seinen atmosphärisch dichten, unbeugsamen Spannungsbögen absorbiert.
Vier Jahre hat es insgesamt gedauert, die neue Stahlzarge zu gießen, doch nun hat das Warten ein Ende. Eine verdammt lange Zeit, und ich hoffte seit der Ankündigung von "Now, Diabolical" innständig, dass sich meine Helden noch einmal auf das verdammt hohe Niveau des Vorgängers hievten.
Eines vorweg: Die neue Abrissbirne ist einen Tacken sperriger ausgefallen als "Volcano" und entpuppt sich nicht sofort als schwarzmetallischer Earcatcher. Hat sich der Rundteller aber erst einmal in die Lauschlappen gefräst, lässt er einen nicht mehr los.
Gleich der titelgebende Opener knackt mit stürmischer Innbrunst den Eierschädel. Die Nummer dürfte, flankiert mit Frosts brachialen Doublebass-Attacken und garniert mit einem wahrhaft erhabenen Refrain, die Lefzen Belzebubs persönlich nach oben schnellen lassen. Ganz großes Kino, wie die Band zwischen peitschenden Strophen und dem nackenbrechenden Chorus immer wieder dynamische Elemente einstreut und so die Saat des Unbehagens in die Gehörgänge der Anhängerschar streut.
Mit dem mächtig stampfenden 'K.I.N.G' folgt eine fast schon rockige Nummer, die man in einer solchen Lässigkeit wohl noch nie von SATYRICON geboten bekam. Punkig gehämmerte Klampfen und ein mörderisch präzises Drumming machen den Song zum eingängigsten des Albums, was nicht heißen soll, dass die Norweger ihr Faible für schizoide Atmosphären außen vor gelassen hätten. 'The Pentagramm Burns' lässt die Corpsepaintmaske noch ein wenig tiefer rutschen und offenbart eine unheilvoll stimmungsgeladene Melange, die sich in teils mächtig stillen Momenten der totalen Finsternis entlädt. Wieder einmal Tennis von Weltformat, wenn die Buben nach dem melancholischen Mittelteil in ein Oldschool-Metalriff kippen, der mal eben mit Links die Suppe aus der Hirnschale bläst. In diesen Momenten kann man einfach nicht anders als seinen Schädel wie bekloppt zu schütteln.
'A New Enemy' ist ein Spagat zwischen leidenden Harmonien und brachialer Hysterie. Nicht schnell, aber dennoch rasend, wenn auch nur unterschwellig. Ganz im Gegenteil zum Hassklumpen 'The Rite Of Our Cross', der, progressiv und durchsetzt von Breaks, mächtig angepisst den surrenden Morgenstern in den Eingeweiden der Fans versenkt. Holla, die Waldfee! Das ist schwarz, nicht mehr und nicht weniger.
'That Darkness Shall Be Eternal' ist ein Satyrica in purster und reinster Form. Die im Song versprühte Finsternis ist definitiv ewiglich, so viel steht fest! Der Track ist ein Dämon vor dem Herrn und ein brachialer Tritt in die Fresse all jener, die meinen, sich mit einem pseudobösen Grimmigimage einen Platz in der Hall of Fame des Black Metal erschleichen zu können. Buben, Anschauungsunterricht!!!
Black Metal hatte für mich immer etwas mit Verachtung der gesellschaftlichen Regeln zu tun. Mit mehr oder weniger gesunder Selbstsucht, mit rebellischem Egoismus, mit tiefster Arroganz und Misanthropie. All diese Attribute peitschen förmlich aus den Membranen, um den Hörer in einem Blizzard aus Wut und Hass im Bodenbelag einzustampfen. Noch dazu ist 'That Darkness Shall Be Eternal' heavy wie ein überladener Zweiachser, der vier Wochen lang in der Einöde eingeschneit wurde.
Es folgt das außergewöhnliche 'Delirium', das seinen Titel nicht zu Unrecht trägt. Die Nummer ist schlichtweg hypnotisch, wobei mir im Zusammenhang mit der musikalischen Untermalung des pechschwarzen Streifzuges auch noch Attribute wie Koma, Katatonie oder Rigor Mortis einfallen. Schleichende, fast siechende Melodien auf langsam vor sich hinwabernden Drums.
Überhaupt sollte ich auch noch ein paar Worte zu Frosts wieder einmal verdammt genialer Performance sagen. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen weiß er sehr genau, wann er sein Spiel zurücknehmen muss und wann er aufdrehen kann, dass der polternden Kesselzunft die Pampe aus der Fresse bröckelt. Jeder Schlag sitzt und ist perfekt platziert. Wie immer einfach nur grandios!
Lange Rede, mächtig Sinn: Wie schon auf dem Vorgänger "Volcano" steht der Knaller am Ende einer sowieso schon göttlichen Scheibe!
So etwas Massives, Erhabenes, Majestätisches und Imposantes wie 'To The Mountains' habe ich bislang reichlich selten gehört (abgesehen von 'Black Lava' vom Vorgängeralbum). Passend zum Titel hatte ich beim ersten Durchlauf einen monströsen Eisberg vor Augen, an dem ein nicht unbekanntes Passagierschiff zerschellt. Und während sich die Insassen nach einem unerbittlichen Überlebenskampf der Ewigkeit des Meeresgrundes ergeben, thront über ihnen der Fels aus Eis. Ein schneeweißer, blütenreiner Grabstein, der Zeuge tausender letzter Atemzüge. 'To The Mountains' bindet alles, was SATYRICON jemals war, ist und sein wird. Nichts anderes als die künstlerisch wertvollste Vereinigung visionärer Musiker.
Schlussendlich sei einmal mehr die geniale, organische und dennoch eiskalt klirrende Produktion erwähnt, die die Nordlichter aus allen Bands des Genres sofort definierbar macht. So klingen nur SATYRICON! Sie regieren eine eigene Galaxie innerhalb eines vor sich hin schwärzelnden Universums. Eine eigene Hall of Fame innerhalb eines überwiegend überbewerteten Kasperltheaters des Schminkfetischs.
That darkness shall be eternal! Dem bleibt nichts hinzuzufügen.
Anspieltipps: Now, Diabolical; That Darkness Shall Be Eternal; To The Mountains
- Redakteur:
- Alex Straka