SATYRICON - The Shadowthrone
Mehr über Satyricon
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Moonfog Productions
- Release:
- 12.09.1994
- Hvite Krists Død
- In The Mist By The Hills
- Woods To Eternity
- Vikingland
- Domininions Of Satyricon
- The King Of The Shadowthrone
- I En Svart Kiste
Ein Meilenstein, wie er erhabener und grimmiger nicht sein könnte.
Auf das beeindruckende Debütalbum, das schon viel von dem vorweg nahm, was SATYRICON insgesamt in den folgenden Jahren ausmachen sollte, folgte im Jahre 1994 der zweite Akt der Geschichte einer wegweisenden Band. Bereits ein gutes halbes Jahr nach der Veröffentlichung von "Dark Medieval Times" kam der Nachfolger "The Shadowthrone" in die Läden, oder in der damaligen Zeit doch eher in die einschlägigen Mailorder. Doch betrachten wir zunächst einmal die Ausgangslage: Nach "Dark Medieval Times" war die Begeisterung in der Black-Metal-Szene groß. SATYRICON schloss quasi aus dem Stand zu den Flaggschiffen der Szene auf und wurde sehr ernst genommen, die Erwartungen für den Nachfolger waren sehr hoch, doch dieser Band trauten wir es tatsächlich zu, "Dark Medieval Times" zu übertreffen.
Dass jedoch bereits ein halbes Jahr nach diesem faszinierenden Debüt ein Album folgen würde, das die im Werden begriffene Szene mit derartiger Macht überrollen würde, konnte niemand ahnen. Doch ja, "The Shadowthrone" war und ist ein solches Album: Der völlig unfassbare Opener 'Hvite Krists Død' erschüttert Mark und Bein, und er lässt das Blut gefrieren. Satyr grollt seine vernichtende, hasserfüllte Botschaft in einer derart majestätisch artikulierten und perfekt verständlichen Weise ins Mikro, dass uns damals wirklich eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken lief. Dieses Erlebnis wirkt bis heute nach, und vermutlich ist es der Grund dafür, dass beim Verfasser dieser Zeilen im Endeffekt alle anderen Scheiben dieser großartigen Band einen schwierigen Stand hatten und haben: Sie müssen sich an einem Werk messen lassen, das für mich zum Perfektesten und Erhabensten gehört, was ich jemals gehört habe.
Ja, 'Hvite Krists Død', bereits dieser eine Song alleine ist für mich bis heute ein Fanal des Hasses und das vermutlich grimmigste Lied der Menschheitsgeschichte, das zudem beweist, dass keine Sprache dem Ausdruck und dem Klangbild des Black Metals besser gerecht wird als die Sprache des Mutterlandes der zweiten Welle. Die bei aller klanglichen Härte stets sehr melodisch intonierte norwegische Sprache passt perfekt zu dieser Band und ihrem Stil. Doch auch in englischer Sprache weiß sich Satyr in Szene zu setzen, denn das getragene 'In The Mist By The Hills' steht mit seinem getragen marschierenden, ja, fast rockenden Drive, dem Opener kaum nach. Wer mag, der kann hier bereits erste Ansätze der späteren, rockigeren Ausrichtung der Band vermuten, die hier allerdings noch komplett im grimmigen Black Metal der alten Schule eingebettet sind und damals vermutlich der Band selbst nicht bewusst geworden sind.
Wenn ich hier jedoch vom Black Metal der alten Schule spreche, dann ist diese Einschätzung aus heutiger Perspektive zu werten. Für die damalige Zeit war das Schaffen SATYRICONs keineswegs traditionell oder gar generisch, nein, es war wegweisend, progressiv und nahm vieles von dem vorweg, was die Szene bis heute prägt: Klirrend und blastend setzen 'Woods To Eternity' oder das Titelstück 'The King Of The Shadowthrone' aggressive Maßstäbe, kennen aber auch hier die akustsiche, naturmystische Verschnaufpause oder dort das melodische Lead-Intermezzo, während 'Vikingland' mit seinen nicht überladenen, cleanen Chören und dunkel-folkigen Melodien und Rhythmen die majestätisch-epische Seite der Band betont. Satyr beweist hier mit seinem keifenden und knurrenden Gesang, sowie mit seinen Chören und Spoken-Word-Einlagen, dass er zu den vielseitigsten und beeindruckendsten Stimmen der Szene zählt.
Neben dem ausgezeichneten Songwriting zeigt sich SATYRICON auch technisch in diesem halben Jahr seit Veröffentlichung des bereits absolut großartigen Debüts in jeder Hinsicht nochmals gereift und gewachsen. Der Sound hat keinerlei Schwächen mehr, die Stimmungswechsel sind flüssiger arrangiert, die Stimme ist nochmals besser verständlich, dabei aber kein bisschen weniger furchterregend. Auf der anderen Seite haben die Ambient-Einflüsse abgenommen, das nach wie vor omnipräsente, majestätische Keyboard steht nun in Sachen Melodieführung nicht mehr über der Gitarre, sondern es bildet mit den Saiten eine Synthese auf Augenhöhe. Lediglich in Teilen der Bandhymne 'Dominions Of Satyricon' übernimmt das Keyboard eine sehr stark exponierte Stellung, was jedoch allein die majestätische Stimmung für die sich daneben aufbauenden Riffwalzen und mächtigen Perkussionselemente bereitet.
Auch das folkige Element wird zu Gunsten des metallischen Gesamtbilds ein wenig reduziert und dominiert allein bei 'Vikingland' und dem instrumentalen Finale 'I En Svart Kiste'. Die Songs sind homogener geworden, die Stimmungswechsel nun weniger abrupt. "The Shadowthrone" bietet einfach alles, was ein majestätisches und dabei doch völlig kitschfreies Black-Metal-Werk haben muss: Rasende und klirrende Riffs, grimmigen, finsteren und bedeutungsschwangeren Gesang, erhabene atmosphärische Keyboards mit herrschaftlichem Ambiente, kurze, aber effektive akustische Melodieelemente und dezent eingesetzte, klar gesungene Chöre, die eine gewisse archaische Naturmystik verkörpern, dabei aber doch einen mitreißenden Drive haben. Mein Fazit kann daher nur sein, dass ein Album nicht vollendeter sein kann als "The Shadowthrone".
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle