SAVOY GRAND - People And What They Want
Mehr über Savoy Grand
- Genre:
- Postrock / Slowcore / Britpop
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Glitterhouse / Indigo
- Release:
- 28.02.2005
- Took
- Change Is An Engine
- It Fell Apart
- Last Word Before Sleep
- Ending Up
- I Have The Answers
- Spike
- Recovery Positions
Entdeckung der Langsamkeit in Vollendung <br />
Eine der schönsten und wichtigsten musikalischen Entdeckungen der letzten Dekade ist für mich SAVOY GRANDs Album "People And What They Want". Ich kann hier guten Gewissens von einer Wahrnehmungserweiterung sprechen. Unheimlich ruhig, bedächtig, reduziert, langsam, entrückt, verklärt, ...und doch vertraut, intim, berührend; so präzise konturiert und verstörend nah wie eine hochauflösende Vergrößerung minutiöser Details, die durch ihren enormen Lupeneffekt das große Ganze dem Blickfeld entzieht - als ob diese Musik einzig geschaffen wurde, die Seele des Hörers auszuloten - so durchdringen diese Töne Raum, Zeit, Stimmungen und Gefühle, lassen den materialisierten Klang sacht zur Seite wegkippen wie Papier in einer Kartenhauswelt, schälen nackte Skulpturen menschlicher Zufälligkeiten aus dem Dunkel der Stille, um sie sodann traumversunken in die Vergessenheit zu entlassen. Werden und Vergehen fallen in Eins, es bleibt nur ein Hauch, der einen anblickt und verfliegt, pure Essenz: You think it could be you. Aquarellen wie die Gitarrenlinien im Umfeld von 'Took', würdevoll wie der Rhythmus von 'Change Is An Engine', zeitlos schön wie sein indirektes Mondlichtklavier im Wiederschimmern eines tiefen Sees oder die feingliedrigen Pappelblattäderchen seines Streicherspiels. 'It Fell Apart'. Im Tauchgang befindliche Bassschlieren sinken tiefer als Excalibur an der dunkelsten Stelle des Wassers hinab. Das Stück klingt, als würde man bei steigender Flut langsam in den Ozean verbluten, während gerade die Sonne aufgeht und über einem friedlich Möwen kreisen. Wunderschön, geruhsam, melancholisch. 'Last Word Before You Sleep': You know there is a darkness you can't escape. Und doch, solange noch Musik ist, ist da Trost und Leben. Das Reduzierte wirkt keinesfalls armselig bei SAVOY GRAND. Die Entdeckung der Langsamkeit ist hier Programm, kein Gimmick, und auch im Schneckentempo ist Dynamik. Langsam aushallende Gitarrenstriche reihen sich in nur scheinbar loser Prozession aneinander. Eine Prozession aus Tönen, ohne Jazz (wie noch bei BOHREN & DER CLUB OF GORE), ohne Doom (wie noch bei EARTH), ohne Rock (wie noch bei ANTIMATTER), ohne Bluegrass (wie noch bei den COWBOY JUNKIES), sondern reine Essenz, Musik für die dunkelsten, müden, erfüllten Stunden, in denen man schweigend daliegt und nur Musik hört, mit der man den Moment teilt, vielleicht auch mit einem anderen Menschen, feierlich aber nicht förmlich, miteinander verbunden durch die Musik und die ihr innewohnende Stimmung, doch ganz bei den eigenen Gedanken und Gefühlen, die in ihr gut aufgehoben sind. Das wandernde 'Ending Up', das stille 'I Have The Answers', das zart und schwach pulsierende 'Spike' und zu guter Letzt die ausgedehnte klangliche Kamerafahrt 'Recovery Positions' sind dabei nicht weniger anmutig als das zuvor Gehörte. "People And What They Want" ist ein in jeder Hinsicht perfektes Album.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz