SAXON - Hell, Fire And Damnation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/24
Mehr über Saxon
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Silver Lining Music
- Release:
- 19.01.2024
- The Prophecy
- Hell, Fire And Damnation
- Madame Guillotine
- Fire And Steel
- There's Something In Roswell
- Kubla Khan And The Merchant Of Venice
- Pirates Of The Airwaves
- 1066
- Witches Of Salem
- Super Charger
Marie Antoinette und die Aliens.
In einer Zeit, in der alles in stetigem Wandel ist und man heute nicht weiß, was morgen passiert, ist es immer wieder schön, etwas verlässliches zu haben, an das man sich klammern kann. Etwas, das immer irgendwie auf positive Weise gleich bleibt und einem in düsteren Zeiten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und genau da kommen die Angelsachsen von SAXON ins Spiel, die in schöner Regelmäßigkeit ein Album nach dem anderen veröffentlichen und einem Fan wie mir damit auch nach 45 Jahren immer wieder Freude bereiten. Jedoch hat sich dieses Mal doch etwas verändert: Das Urgestein Paul Quinn hat die Gitarre (zumindest im SAXON-Kontext) an den Nagel gehängt, und man hat mit Brian Tatler von DIAMOND HEAD hochwertigen Ersatz an Bord geholt.
Dennoch klingt alles wie zuvor, außer vielleicht, dass nach dem meiner Meinung nach etwas schwächeren Vorgänger "Carpe Diem" der Arschtrittfaktor nochmals nach oben geschraubt wurde. Heißt, es wird wieder mehr aufs Gaspedal getreten, die Band agiert insgesamt nochmals ein Stück brachialer, was sich besonders gut am, in der Mitte des Albums platzierten unglaublichen Triple aus dem Uptempo-Killer 'Fire And Steel', dem unfassbaren Groover 'There's Something In Roswell' und dem folgenden 'Kubla Khan And The Merchant Of Venice' zeigt. Gerade erst- und letztgenannte Tracks leben von einem überirdisch geilen Riff, das zwar simpel, aber wahnsinnig effektiv gehalten ist und der treibenden Schlagzeugarbeit von Nigel Glockler, die der eines Jörg Michael in keinster Weise nachsteht. Oder um es anders auszudrücken: Es braucht keine Marie Antoinette (die im rockigen 'Madame Guillotine' besungen wird), um den Kopf von der Schulter zu demontieren, die drei genannten Songs reichen für dieses Unterfangen komplett aus.
Neben dem Mittelteil sollen aber natürlich auch die restlichen Songs nicht unerwähnt bleiben, sind diese bis auf eine Ausnahme doch ebenso granatenstark ausgefallen. 'Hell, Fire And Damnation' (+ 'The Prophecy' als Intro) gibt gleich die Marschrichtung vor und führt die Tradition großartiger Titelsongs als Opener fort. Zudem hat man es hier mit einem Song zu tun, der durch seinen Fistraiser-Refrain ein absoluter Livekracher werden dürfte (ebenso wie die in ganz alte Zeiten zurückgehende NWOBHM-Huldigung 'Pirates Of The Airwaves'), wohingegen das folgende, bereits erwähnte 'Madame Guillotine' erst einmal runterfährt (typischer SAXON-Rocker), um auf die Ruhe vor dem Sturm, sprich den erwähnten Mittelteil, vorzubereiten. Ebenfalls nicht vergessen werden darf natürlich die Schlacht um Hastings, dessen Text im grandiosen '1066' eingebettet ist und den gewaltigen, abschließenden Arschtritt in Form von 'Supercharger'. Beides Songs, die nochmal die Großartigkeit zusammenfassen, die die Band auf ihrem neuen Longplayer abliefert.
Neben den Songs sollte aber unbedingt die Inbrunst erwähnt werden, mit der Biff Byford auf seine alten Tage seine Geschichten erzählt. Die Stimme des Mannes scheint um keinen Tag gealtert zu sein, ganz im Gegenteil. Man höre sich nur den Schrei am Ende von 'There's Something In Roswell' an und bedenke dann, dass der Mann vor drei Tagen seinen 73. Geburtstag gefeiert hat (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!). Aber auch der Sound scheint etwas erdiger als in den letzten Jahren, so dass "Hell, Fire And Damnation" so manches Mal an die Bandphase in den Neunzigern erinnert, zumindest mal für mein Hörempfinden.
Und so bleibt mir zum Schluss nur zu sagen, dass SAXON das für mich beste Album der letzten Jahre abgeliefert hat und sogar den 2007er Klassiker "The Inner Sanctum" vom Thron werfen konnte. Müsste ich "Hell, Fire And Damnation" zeitlich einordnen, käme wohl die Phase zwischen "Forever Free" und "Metalhead" in Frage. Als Letztes bleibt dann nur zu sagen, dass ich hellauf begeistert bin und die Platte fast nur Highlights am Start hat. Leider verwehrt das etwas zäh daherkommende 'Witches Of Salem' (da brennt irgendwie nix, außer die titelgebenden Hexen) eine noch höhere Bewertung. Da diese aber im 0,5er-Bereich liegt, sollte das verschmerzbar sein und Biff nicht nachträglich den Geburtstag versauen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Michael Meyer