SCALE THE SUMMIT - Carving Desert Canyons
Mehr über Scale The Summit
- Genre:
- Instrumental Progressive Metal
- Label:
- Prothestic Records/ Soulfood Music
- Release:
- 20.03.2009
- Bloom
- Sargossa Sea
- Great Plains
- Dunes
- Age Of The Tide
- Glacial Planet
- City In The Sky
- Giants
SCALE THE SUMMIT. Ich glaube deren musikalischer Organismus stammt aus einem Paralleluniversum…
Ach, wie herrlich, ach wie schön, ganz allein in imaginativer Wüste spazieren zu gehen! Ein instrumental-progressives, „sturm-und-drängerisches“ Stelldichein und dazu auch noch ein ausklappbares Poster-Booklet. So etwas hatte ich das letzte Mal in meinen „Metal-Kindheits-Tagen“ bei SLAYERs "Divine Intervention" erlebt. Ach, wie habe ich diese rar gestreute Beilagenaufmachung nur vermisst. Progressive Metal oder „Adventure Metal“, der von musikalisch höchst begabten und studierten Instrumentalisten und Instrumentenbauer zugleich(!) entwickelt wird, ist schon etwas Ansehnliches, Platonisch-Sublimiertes und einfach Saucooles! Schon die ersten Töne von SCALE THE SUMMITs "Carving Desert Canyons" sind einfach herzerfrischend. Da möchte man am liebsten auf all den destruktivistisch-schwarzseherischen und die dunklen Seiten des Lebens näher beleuchtenden Stoff komplett verzichten – oder vielleicht sogar sich freiwillig in eine Entzugsklinik einweisen lassen. Es ist so, als würde eine für das menschliche Auge nicht sichtbare Blume inmitten der Wüste ihre Blüten tragen und auf animistischer Ebene ihre seelisch-friedvollen Sporen in alle Himmelsrichtungen verteilen, auf dass irgendwo in weiter Ferne eine neue musikalische Gottheit entstünde, die über die Tonkunst und die dazugehörige Kultur wacht. Besonders unterstrichen wird diese überirdische Vorstellung allen voran dadurch, dass SCALE THE SUMMIT eine reine Instrumentalcombo sind. Kein Gesang, kein gesprochener Text, keine Textualisierung oder Literaturstarrheit, keine Gehirnwichserei. Ganz besonders letzteres ist an keiner einzigen Stelle zu finden.
So wie Chris Letchford (Guitar), Travis LeVrier (Guitar), Joe Eberhardt (Bass) und Pat Skeffington (Drums) es beschreiben, ist die von ihnen gespielte Musik sehr organisch und natürlich aus dem Bauch heraus gespielt. Stimmt. Klingt definitiv so! Bei den Jungs (die im Schnitt gerade einmal sage und schreibe 22 Jahre alt sind) klingt nichts gewollt, geplant oder zurechtgezimmert. Kein einziger patriarchalischer Vorzeigeprophet oder buchhalterischer Pläneschmieder scheint hier seine Kontrollfinger im Spiel gehabt zu haben. Der Geist des Zen, das gemeinsame musikalische Meditieren wird hier unweigerlich zum Dreh- und Angelpunkt der sehr visuell gefärbten Klangreise. Leute, ich sage Euch: Vergesst LIQUID TENSION oder PLANET X! Das ist bloß alles Buchhalter-Bildungsstahl, SCALE THE SUMMIT ist ästhetischer Experimentalismus, der aus einem anderen Universum zu sein scheint. So wunderschöne, die Unfassbarkeit der Unendlichkeit streifende und geheimnisvoll prächtige Musik habe ich schon lange nicht mehr gehört. Da können wir auch locker weg mal ganz einfach die Größenwahnsinnskompositionen eine Iannis Xenakis vergessen. Seine stochastische Musik mag eine Notenblatt-Perfektion sondergleich darstellen, aber Seele hatte diese nicht, nicht einmal eine mathematische (hätte er das behauptet, hätte der gute Pythagoras sich wohl im Grabe umgedreht). So viele Töne, Tonfolgen und Spielereien und null Prozent Verkopftsein. Das ist Magie… das Werk von einfach drauflos spielenden Genies.
Nun schließt sich auch der Kreis und eines der ältesten Comic-Rätsel wird hier in weniger als 50 Minuten Spielzeit aufgelöst. Superman war nicht der letzte seiner Art. Auch wenn SCALE THE SUMMIT nicht zu seiner Bruderschaft zuzurechnen ist, so gehören sie doch zu seinen näheren Verwandten. Der Rock 'n' Roll dürfte damit ein Stück weit mehr gerettet sein.
- Redakteur:
- Markus Sievers