SCHANDMAUL - Wie Pech und Schwefel
Mehr über Schandmaul
- Genre:
- Folk Rock
- Label:
- Vielklang
- Release:
- 26.04.2004
- Leb
- Drachentöter
- Der Tyrann
- Kalte Spuren
- Das Geisterschiff
- Das Tuch
- Stein der Weisen
- Der Sumpf
- Das Duell
- Der Fluch
- Der Schatz
- Tief im Reich der Träume
- Klagelied
- Der verbotene Kuss
- Folk You
Kaum eine Band machte in den letzten Jahren so von sich reden wie die Folkrocker von SCHANDMAUL.
Aus der klassischen Covertruppe ist mittlerweile eine Band geworden, die es in sich hat. Ganz ohne große Promoaktionen haben die zwei Mädels und vier Jungs die Leiter des Erfolgs erklommen und gehören heute zu den vielversprechendsten Bands der deutschen Folkszene. Das Geheimnis des Erfolgs ist recht simpel: SCHANDMAUL haben einfach zur richtigen Zeiten an vielen richtigen Orten alles richtig gemacht. Deutsche Folkinstitutionen wie SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO wurden immer metallischer und suchten mit mehr oder minderem Erfolg ihr Glück in anderen Genres. Als Ersatzdroge boten sich sofort sechs Musiker aus dem Münchner Umfeld an. Zuerst als reine Coverband geplant, wurden sie des Nachspielens überdrüssig und begannen eigene Kreationen aus Mundwerk, Schalmeien und E-Gitarre zusammenzubasteln. Das Rezept ging auf, das Erstlingswerk "Wahre Helden" wurde durch Mundpropaganda im ganzen Land bekannt, und die Band schien sich mit dem wachsenden Interesse einer ganzen Szene konfrontiert. Die darauf folgende, auch selber produzierte Platte "Von Spitzbuben und Halunken" schloss nahtlos an die erste Scheibe an und ermöglichte der Band nicht nur eine Tour durch die komplette Republik, auch ein Plattendeal war bald unter Dach und Fach. Was ab da kam, ist bekannt: Jeder kennt SCHANDMAUL, fast jeder mag sie und alle warten sie nun auf die vierte Ausgabe der Mischung: Märchenerzähler meets Schalmeientruppe meets Rock'n'Roll.
"Wie Pech und Schwefel" heißt das Neulingswerk der Erfolgstruppe und lässt absolut keine Fragen offen. Die bewährte SCHANDMAUL-Methodik kommt auch hier wieder zum Zuge: erst die Geschichte, dann die Musik. So mutet das Album auch eher wie eine Art Hörbuch an, eine Art Film zum Soundtrack.
Frontmann Thomas singterzählt in gewohnter Art und Weise seine Schauer-, Abenteuer- und Liebesgeschichten mit abwechselnd Melodie und Rhythmus in der Stimme (und der genau richtigen Portion Betonung, um das Ganze tatsächlich wie eine Session auf Opas Knie zu Grimm und Andersen anmuten zu lassen) und kreiert schon so eine unglaubliche Stimmung, dazu kommt die Musik seiner Bandkollegen, die es perfekt verstehen, die Stimmung der Geschichten wiederzugeben, die Geschichten selber noch mit Musikinstrumenten zu erzählen (bisher bestes Beispiel für diese Musik: "Peter und der Wolf" von Sergej Prokofjiew) und, um das Ganze noch zu toppen, ein eigenständiges und mitreißendes Folkrockalbum zu präsentieren.
Wer gedacht hätte, dass Geniestreiche wie "Narrenkönig" und "Von Spitzbuben und Halunken" nicht zu überbieten seien, kann sich mit "Wie Pech und Schwefel" eines Besseren belehren lassen. Wieder mal wird alles richtig gemacht, die Stimmung passt, der Text perfekt an die Musik angeglichen und die Musik perfekt an den Text, und damit das Ganze nicht zu sehr als Hörbuch anmutet, wird auch kräftig abgerockt. An der Leistung der Musiker gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil: Man versteht es besser den je, Märchen mit Musik zu vereinen, und so gerät die Scheibe zu einem unverwechselbaren Hörgenuss, der den Namen SCHANDMAUL noch tiefer in die Musikszene einbrennen wird.
Auch wenn die Scheibe nicht ganz so locker zusammengeklampft wurde wie die Vorgängeralben und teilweise recht gezwungen anmutet, begeistertet die Scheibe dennoch durch die Raffinesse und den Einfallsreichtum, mit denen das Sextett das Album zusammengeschraubt hat.
Hörerlebnis pur.
Anspieltipps: Drachentöter, Geisterschiff, Der Schatz, Der verbotene Kuss
- Redakteur:
- Michael Kulueke