SCHENKER, MICHAEL - My Years With UFO
Mehr über Schenker, Michael
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- EarMusic / Edel
- Release:
- 20.09.2024
- Natural Thing
- Only You Can Rock Me
- Doctor Doctor
- Mother Mary
- This Kids
- Love To Love
- Lights Out
- Rock Bottom
- Too Hot Too Handle
- Let It Roll
- Shoot Shoot
Teils sehr gelungene Neueinspielung alter Klassiker, teils eher überflüssig.
Ich bin ehrlich, die Ankündigung des Neuaufnahmen-Albums "My Years With UFO" hat mich doch irgendwie etwas überrascht. Klar, gerade live spielt MICHAEL SCHENKER die Klassiker des UFO-Katalogs regelmäßig, aber in Sachen Studioarbeit habe ich am legendären Gitarren-Maestro immer bewundert, dass er sich eben nicht auf die Vergangenheit stützt, sondern immer wieder in verschiedensten Besetzungen mit neuer und zumeist auch wirklich starker Musik um die Ecke kommt. Dass er jetzt insgesamt elf Tracks seiner ehemaligen Hauptband mit diversen sehr namhaften Gästen frisch eingespielt hat, passt für mich nicht unbedingt ins Bild der letzten Jahre. Dennoch wollen wir der Platte natürlich eine Chance geben.
Los geht's dabei erst einmal mit einem Deepcut in Form von 'Natural Thing', dem Dee Snider seine charismatische und herbe Stimme leiht, während WHITESNAKE-Gitarrist Joel Hoekstra gemeinsam mit Mr. Schenker in die Saiten greift. Insgesamt ist die Nummer eine solide Aufarbeitung, wirklich überzeugt bin ich nach den knappen vier Minuten aber noch nicht. Joe Lynn Turner macht da bei 'Only You Can Rock Me' im Anschluss eine deutlich bessere Figur und auch Michaels Gitarre singt mit gewohnter Klasse, weshalb ich mich hier auch bestens unterhalten fühle. So sehr, dass ich die Neuaufnahme dem Original vorziehen würde? Nicht wirklich, denn diese fünf Jahre, in denen Michael Schenker mit UFO die Rockwelt auf den Kopf gestellt hat, sind einfach so legendär und so tief im Gedächtnis eingegraben, dass diese Magie wohl nie wirklich erreicht werden kann. 'Only You Can Rock Me' kommt in der neuen Version aber nah dran, was immerhin schon eine ordentliche Leistung ist.
Und so hängt auch über dem weiteren Verlauf von "My Years With UFO" immer das Damoklesschwert des musikalischen Vermächtnisses und am Ende entscheidet zumeist die Qualität der Gastmusiker darüber, ob der Song nun unterhaltsam ist, oder in keinster Weise ans Original heranreicht. Schenker selbst klingt nämlich auch 2024 noch so frisch, inspiriert und einmalig wie Ende der Siebziger, weshalb er hier definitiv nicht das Zünglein an der Waage spielt. Selbiges ist aber durchaus Drummer Carmine Appice, der seine Drum-Spielerein in 'Doctor Doctor' definitiv übertreibt und dem ikonisch-einfachen Drumming die Seele und damit auch dem Track ein wenig den Spaß raubt. Gleiches gilt für Kai Hansen, dessen Organ ich zwar im Rahmen von HELLOWEEN oder GAMMA RAY liebe, der 'Rock Bottom' hier aber nicht wirklich gerecht werden kann. 'Mother Mary' funktioniert dagegen mit Erik Grönwall am Mikro und Slash an der Gitarre geradezu wunderbar, und erstmalig habe ich das Gefühl, dass eine Nummer wirklich gänzlich ans Original herankommt. Gleiches schaffen das von Michael Voss gesungene 'Let It Roll' und das von RATT-Fronter Stephen Pearcy veredelte 'Shoot Shoot' zwar nicht ganz, doch kanalisieren beide Tracks hervorragend den Charme der Siebziger und zaubern mir ein breites Lächeln ins Gesicht. Ebenfalls sehr überzeugen werden mit 'Lights Out' die Lichter ausgeschossen, nicht nur weil Jeff Scott Soto hervorragend singt, sondern auch weil der ohnehin schön überragend agierende Mr. Schenker hier nochmal in den Hypedrive schaltet und unterstreicht, warum er für mich immer ganz oben vom Mount Rushmore der Gitarrenwelt grüßen wird.
Trotz dieser teilweisen Begeisterung bleibt am Ende die Frage, ob man "My Years With UFO" im heimischen Regal haben muss. Beantworten könnt ihr das am Ende nur selbst für euch, denn auch ich verbleibe schlussendlich zwiegespalten. Mit den richtigen Gästen und der deutlich wuchtigeren und trotzdem luftigen Produktion machen viele Klassiker in dieser Form eine ganze Menge Spaß, ohne die Magie der Originale gänzlich zu erreichen oder diese auch nur im Ansatz ersetzen zu können. Manch andere Tracks funktionieren dagegen nicht wirklich. Am Ende wäre ich damit wohl mit einem Mitschnitt der anstehenden Tour, bei der übrigens Erik Grönwall das Mikro übernehmen wird, sogar bessere bedient gewesen als mit der Studio-Sause mit diversen Gästen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs