SCREAM YOUR NAME - Face To Face
Mehr über Scream Your Name
- Genre:
- Popcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Deep Dive / H' art
- Release:
- 24.10.2014
- In Reverse
- My Game
- Save & Secure
- Me Vs. Myself
- Memories
- Stronger
- With Or Without You
- (Un)Expected Ending
- The Last Call
- Thank You
- The Blue House
- Last Words
Kleine Schritte aus der Sackgasse.
Nein, Stillstand kann man den Jungspunden von SCREAM YOUR NAME nun nicht mehr vorwerfen. Anderthalb Jahre nach seinem gleichnamigen, in erster Linie von belanglosem Popcore geprägtem Debüt, legt der Vierer aus der Schweiz mit "Face To Face" schon Album Nr. 2 nach. Und auf diesem kristallisiert sich tatsächlich ein Weg aus der musikalischen Sackgasse heraus, wenngleich dieser in meinen Augen noch viel konsequenter beschritten werden müsste.
Es ist gleich der Opener 'In Reverse', der alle Kritiker des Vorgängeralbums aufhorchen lassen sollte: Statt weiter ausschließlich die immergleichen Wechsel aus Bassbomben und breaklastigen Riffs zu zelebrieren, spielt die Band mit einem Male eingängigen Ami Rock, mit punkigen Grooves und eingängigen Gesangslinien. Das ist zwar ebenso wenig neu oder innovativ wie das – mit Verlaub – pubertäre Gedresche des Vorgängers, weist aber deutlich mehr Charme und Kurzweil auf als ebendieses. 'In Reverse' ist punkig wie SUM 41, emotional hart wie THE AMITY AFFLICTION, unterhaltsam wie BLINK182. Diese Ausrichtung steht der Band und besonders Sänger Stefan Jaun deutlich besser, da der gute Mann auch weiterhin nur ein relativ eng gefasstes stimmliches Spektrum bedient. Mit 'My Game' wird als nächstes zwar wieder poppiger Partycore aufgefahren, aber diesmal sind neben dem kompakteren, zweckdienlicheren Songwriting auch Anflüge von Humor vorhanden, und anstelle von bemühtem Herzschmerz scheint auf "Face To Face" nun in erster Linie Spaß an der Freude im Vordergrund zu stehen. 'Save & Secure' kickt glücklicherweise ebenfalls ordentlich Arsch und lässt die Tränendrüse abermals außen vor. Auch der Wechsel aus Schreigesang und cleanen Refrains ist bei weitem nicht mehr so aufgesetzt wie auf dem Erstling der Schweizer, und zwischendrin darf auch mal die Gitarre anständig solieren. Auch das zurückgenommene 'Memories' weiß als US-Rock-Ballade durchaus zu gefallen.
Leider lässt die Qualität der Songs im weiteren Albumverlauf wieder deutlich nach. Den vier Musikern scheinen irgendwann die Ideen ausgegangen zu sein, und am Ende wirken besonders die Lieder der zweiten Hälfte, wie das allzu durchschnittliche 'The Last Call' oder das großteils indiskutable 'With Or Without You', musikalisch und textlich wie Überbleibsel des unrühmlichen Vorgängers. Davon abgesehen fällt nach einer Weile neben des zum Ende hin einfallslosen Songwritings auch der sehr eindimensionale, rotzig vorgetragene Schreigesang zunehmend negativ auf. Erst 'The Blue House' kriegt ganz am Ende des Albums wieder einigermaßen die Kurve.
Fazit: SCREAM YOUR NAME bietet auch auf dem zweiten Bandoutput in erster Linie locker-flockigen Partycore, der einer jungen, musikalisch wenig anspruchsvollen Clubaudienz in Feierlaune zum ausgelassenen Abrocken dienen wird. Zu Beginn erarbeitet sich die Truppe mit einer punkig-rockigen Ausrichtung eine neue Perspektive, weiß in Teilen positiv zu überraschen, geht diesen Weg jedoch nicht konsequent zu Ende, und stößt daher leider erneut an ihre musikalischen Grenzen. Wer sich für diese Art Musik begeistern kann, für den dürfte das im Genrevergleich recht abwechslungsreiche "Face To Face" hingegen vielleicht die neue Referenz darstellen. An die Fans hätte ich allerdings noch eine persönliche Bitte: Wollt ihr nicht eine Petition zur Änderung des hochgradig albernen Bandnamens auf die Beine stellen? Oder könntet ihr mir stattdessen erklären, wer wann und wieso zum Henker unbedingt den eigenen Namen schreien sollte?
Anspieltipps: In Reverse, The Blue House, Memories
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause