SCREAM YOUR NAME - Scream Your Name
Mehr über Scream Your Name
- Genre:
- Popcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Deepdive Records (Intergroove)
- Release:
- 25.01.2013
- 24/7
- Wrong For Me
- Moments Of Pleasure
- Waste Myself
- So Much Pain
- Sometimes I Hate
- The Cinderella Story
- Underrated
- Between The Truth
- Some Questions
- Worldbreaker (Bonus Track)
- This Is The Last Time (Bonus Track)
- Atmosfear (Bonus Track)
Wohlkalkulierter, recht belangloser Popcore
Nomen est omen - oder: Was ist von einer Band zu erwarten, die auf den schwer klischeebehafteten Namen SCREAM YOUR NAME hört? Meine erste Befürchtung war, es mit einer jener austauschbaren Screamo-/Metalcorebands zu tun zu haben, die auf der leider immer noch nicht abebbenden Welle der zahllosen, offenbar geklonten Verwässerer eines vor Jahren einmal interessant gestarteten Musiktrends mitschwimmen möchten. Auch das Cover des selbstbetitelten Debüts lässt spontan die Frage aufkommen, ob denn im Fernsehen mittlerweile auch ein Popcore-Casting-Format unterwegs ist. Aber verbirgt sich nicht oftmals unter einer weichen Schale doch ein harter Kern, oder zumindest ein paar erfrischende neue Ansätze?
Pustekuchen. Der Höreindruck bestätigt meine Erwartungen durchweg: Rollende Blasts und melodiöse Gitarren zum Auftakt, gefolgt von gebrüllten Versen, aufgelöst in lieblich-schmeichelnden Gesang, danach ein paar Breakdowns von der Stange - fertig. Richtig, diesen Kram hören wir jetzt schon seit zig Jahren von Bands aus allen Himmelsrichtungen. Und bei jedem Sommerfestival zeigt sich, was dieser Mix aus Pop und Metalcore bewirken soll: Reihenweise stehen schmachtend Schülerinnen vor den Bühnen und werfen den wenigen headbangenden Exoten nebenan böse Blicke zu. Das ist Kommerz, vollständig austauschbar, dermaßen ausgelutscht und abgedroschen, dass es beinahe körperliche Schmerzen bereitet. Hat denn niemand verstanden, wieso BULLET FOR MY VALENTINE nach "The Poison" einen deutlichen Richtungswechsel gen klassischen Metal vollzogen haben? Anbiedernde Musik für die (genrefremde) Jugend zu liefern, ist leider von weitaus geringerem Risiko: Ja, wir schreien und klingen böse, aber keine Sorge, wir tun niemandem weh, deswegen folgt so sicher wie das Amen in der Kirche rasch weinerlicher Klargesang fürs Herz. "Scream Your Name" ist diesbezüglich leider keine Ausnahme. Sicher, der angesprochenen Zielgruppe wird's gefallen; zudem sind die Songs ordentlich durchkomponiert, auch technisch gibt es keine Beanstandungen. Vor sieben Jahren hätte man den Schweizern möglicherweise noch interessiert gelauscht – heutzutage verschwimmt ihr Debüt in einer endlosen Masse an belanglosen Veröffentlichungen.
Dass sie es besser können, blitzt hier und da gelegentlich auf, in einem thrashigen Interlude, einem ungewöhnlich böse gegrowlten Vers, in manch originellem Einfall. Am meisten Spaß machen noch 'Waste Myself' und 'Between The Truth': Beide kombinieren gefällig melodische Leads, 4LYN’sche Nu-Metal-Elemente, hier und da eine Prise Thrash, sowie elektronische Effekte – nur um die erfreulichen Ansätze jedoch früher oder später wieder in 0815-Gedudel zu versenken. Neben der musikalischen Anbiederung an den Screamo-Mainstream fallen im Übrigen noch die Texte teils extrem unangenehm auf: Liebeleien und zwischenmenschliche Probleme werden hier besungen, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist – doch lyrische Ergüsse wie "She was so damn cute but nobody saw it", "If you can’t accept this, then shut the fuck up" oder "We gonna have fun tonight, tomorrow I’ll be gone" (gesungen und gegrowlt, was selbst, wenn es augenzwinkernd gemeint wäre, einfach nur lächerlich wirkt) lassen sich weder mit Alkoholrausch noch Unbedarftheit ernsthaft rechtfertigen.
Sorry, Jungs, selbst wenn ihr es mit dieser risikofreien Nummer einmal ins Vorprogramm von BRING ME THE HORIZON oder A DAY TO REMEMBER schaffen solltet – ich plädiere für einen radikalen Neustart. Da ist viel mehr drin; das Potential ist da. Macht’s euch doch nicht so leicht!
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Timon Krause