SECRETS OF THE MOON - Black House
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2020
Mehr über Secrets Of The Moon
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Prophecy (Soulfood)
- Release:
- 08.05.2020
- Sanctum
- Don't Look Now
- Veronica's Room
- He Is Here
- Cotard
- Black House
- Heart
- Mute God
- Earth Hour
Ein Meisterstück der Gratwanderung.
Es wäre auf dem Papier ein Leichtes, das neue SECRETS OF THE MOON-Album aus der Perspektive des Trueness-Gralshüters zu verreißen. Man könnte der Band attestieren, sich mit der kreativen Gratwanderung, welche ja schon "Sun" versaut habe, keinen Gefallen getan zu haben und wutbürgerlich fordern, ein neuer Bandname hätte da hergemusst. So viel zur einfachen Herangehensweise, die das Review in Windeseile geschrieben hätte und damit dem Album und den Musikern keinen Funken Respekt erwiesen hätte. Die Wahrheit ist: Ich mag "Black House". Ich mag es sogar sehr, obwohl ich beim Erstkontakt befürchtet hatte, zum obig beschriebenen Typus des Hörers zu gehören. Und das, obwohl ich kaum zu denen gehöre, die bei FIELDS OF THE NEPHILIM oder JOY DIVISION ein feuchtes Höschen bekommen. Was hat die Truppe also angestellt, um mir das schwarze Haus so schmackhaft zu machen?
Arg verkürzt: "Black House" klingt wie eine düstermetallisch gefärbte Reinkarnation meiner liebsten Artrock-Band RPWL: der Schwermut, die eingängigen Gesangslinien, die Atmosphäre. Einfach mal 'Don't Look Now' hören, da zeigt sich diese Seite besonders häufig. Obwohl man hier natürlich schnell die Begriffe Grunge, Post-Punk oder Goth parat hat, wirkt die kunstvolle Ausarbeitung der Songs auf mich eben recht proggig. Denn alles auf "Black House" ist so geschmackvoll angerichtet, dass der vermeintliche Spagat zwischen den Stühlen hier zu keinem Zeitpunkt negativ ins Gewicht fällt. Das gilt für die eingängigen Songs (allen voran 'Veronica's Room) genau so wie für die Schweremüter (beispielsweise 'Cotard'). Das "Black House" hat so viele Facetten wie Fassaden und besticht gleichermaßen durch seine Offenheit wie durch sein kohärentes Klangbild. Dass das nicht zwangsweise ein Widerspruch sein muss, zeigt der Verweis in die Prog-Richtung, wo die besten Alben davon leben, ein großes Spektrum an Emotionen und musikalischen Farben zu verweben.
Zugegeben: Dieses Album offenbart die von mir genannten Stärken nicht beim ersten Durchgang. Es dauert eine Weile, bis man sich in der fantastischen Produktion genug verlieren kann. Zu viel Nachdenken, Einordnen, Katalogisieren, all das versperrt zu Beginn den Genuss. Alben, an die man sich erst gewöhnen muss, haben meistens die größere Substanz. Für SECRETS OF THE MOON galt das schon immer, mit "Black House" ändert sich an diesem Anspruch nichts. Und obwohl die Band inzwischen weiter von ihrem musikalischen Kern entfernt sein mag als auf "Sun", klingt das jüngste Opus der Mannen mehr nach sich selbst. Auch - oder gerade - Zweifler sollten sich also unbedingt mit "Black House" beschäftigen. Ihr werdet es nicht bereuen!
Anspieltipps: Don't Look No, Veronica's Room
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher