SENTRY - Sentry Promo 2023
Mehr über Sentry
- Genre:
- Epic Metal / US Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Postmortem Apocalypse
- Release:
- 10.07.2023
- Heavensent
- Black Candles
Das erste Lebenszeichen nach MANILLA ROAD!
Ich gebe zu: Dass SENTRY nicht MANILLA ROAD heißt, spricht absolut für den Charakter der Beteiligten, denn Bryan "Hellroadie" Patrick, Phil Ross und Neudi waren neben dem zu früh verstorbenen Mark Shelton die letzte Besetzung der Kultband. Fünf Jahre nach dem Tod des Gitarristen, Sänger und Songwriters kommen sie mit einem ersten Lebenszeichen zurück. Die "Sentry Promo 2023" betitelte Scheibe (das Tape ist mittlerweile ausverkauft - ernsthaft, warum Tapes?) führt in zwei Songs und knapp elf Minuten in ein neues Setting hinein, denn man macht bewusst nicht da weiter, wo "To Kill A King" aufgehört hat. Und das ist auch gut so.
Natürlich sorgt die Stimme von Hellroadie dafür, dass man an MANILLA ROAD denkt, aber er orientiert sich weniger stark an Shelton als bei früheren Titeln, zumindest in den höheren Gesangslagen. Mit Eric "Kalli" Kaldschmidt hat man sich zudem einen Songwriter geholt, der nicht im Verdacht steht, das Erbe der Kansas-Helden weiterzuführen. Wir kennen ihn natürlich primär über seine Spielwiesen ABANDONED und MASTERS OF DISGUISE, er gehört also zum Kern der deutschen Underground-Metal-Szene. Damit handelt es sich um ein deutsch-amerikanisches Projekt. Das schlichte, aber schöne Artwork macht Lust auf mehr.
Aber am interessantesten sind natürlich die beiden Songs. 'Heavensent' war zuvor ja schon auf YouTube zu hören und ist ein Song, der vor allem vom dynamisch gesteigerten Aufbau lebt. Auch das schöne Gitarrensolo von Kalli macht Spaß. Ein starker, wenn auch nicht überragender Einstieg. Die elegische Stimme von Hellroadi, der hier nicht gerade die Keule auspackt, steht dem Titel sehr gut. Stärker finde ich aber 'Black Candles', das irgendwo zwischen Doom und dem gewohnten Epic Metal stattfindet. Der basslastige, langsame Aufbau weiß zu begeistern. Dieser Song gewinnt stark über die Atmosphäre. Wie so oft begeistert mich auch Neudis Schlagzeugspiel, das ja fast immer sofort erkennbar ist. Auch wenn wir stilistisch in einem ganz anderen Rahmen unterwegs sind, denke ich sofort an sein wunderbares Spiel auf "The Loser Strikes Back" von TRANCE - nebenbei immer noch ein sehr hörenswertes Album. Mit dieser Nummer dürfte man jedenfalls viele MANILLA ROAD-Fans ködern, und doch ist es kein Rip-Off, auch wenn es atmosphärisch gerade an die Nuller Jahre der Band erinnert, also an Alben wie "Spiral Castle" oder "Voyager".
Mir bereitet diese Promo große Freude. Greift zu, solange es noch physische Exemplare gibt. Wer will schon Downloads? Und dann hoffe ich, dass eine vernünftige Plattenfirma zugreift und uns 2024 ein ganzes Album mit ähnlichem Material bietet. Und dann sehen wir die Jungs ja wohl 2025 beim "Keep It True"-Festival. Gerne ausschließlich mit eigenem Material.
Anspieltipps: Naja, bei zwei Songs... nehmt trotzdem den zweiten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer