SEVEN SERAPHIM - Believe In Angels
Mehr über Seven Seraphim
- Genre:
- Neoclassic Metal
- Label:
- Scarlet Records
- Release:
- 15.09.2003
- Atmosphere Collide
- Anastasia
- Lady Jade
- Song Blaque
- Dance In The Red
- The Discordant
- The Rain Keeps Falling (Thru Rose Coloured Glass)
- Cyanide By Moonlight
- The Hand That Feeds
- A Prayer For The Innocents
Sieben Englein kommen geflogen, und sie scheinen alle bestrebt zu sein, die Größen aus dem barocken Zeitalter wiederzubeleben. Zumindest das Intro von 'Anastasia' lässt doch sehr auf dieses Vorhaben schließen - derart neoklassisch überladen habe ich noch nicht einmal eine Langrille von Yngwie "nicht Bach" Malmsteen gehört. Schröcklich.
Einen Schritt zurück: Mit "Believe In Angels" legen die Amis von SEVEN SERAPHIM ihr Debut vor, welches sich musikalisch gesehen angeblich in progressiven, neoklassischen Gefilden aufhalten soll. Kopf hinter der ganzen Sache ist Gitarrentalent Andrew Szucs, der allem Anschein nach die komplette neuere Gitarrenschule von Malmsteen bis hin zu Romeo absolviert hat. Der gute Andrew ist zweifelsohne ein sehr talentierter und verdammt flinker Gitarrist, bei dem allerdings auch auf der anderen Seite seine Virtuosität ganz klar im Mittelpunkt zu stehen hat.
So lahmt das Songwriting auf "Believe In Angels" doch sehr deutlich, viel mehr als Intro-Strophe-Bridge-Refrain-Solopart haben SEVEN SERAPHIM sehr selten zu bieten. Das Prädikat "progressiv" hat diese Truppe nicht im Ansatz verdient und wird diesem zu keinem Zeitpunkt gerecht.
Der Anteil an "neoklassischen" Melodien ist meines Erachtens fast schon unerträglich hoch und toppt das Gefiedel von Malmsteen-Jüngern wie den immerhin im Bereich Songwriting bewanderten MAJESTIC noch um Längen. Hinzu kommt ein ausdrucksschwacher Sänger, der insbesondere in den höheren Passagen deutliche Probleme offenbart. Einprägsame, tolle Refrains stehen ebenfalls nicht auf der Haben-Seite, und wenn es die Band dann mal schafft, ein wenig aus ihrem songschreiberischen Einheitstrott herauszutreten, so klingt man doch sehr schnell nach einer schwachen Kopie von SYMPHONY X - aufgrund der Tatsache, dass ein überirdisch schneller Gitarrero noch lange kein gutes Team ausmacht.
Sehr bezeichnend im Übrigen, dass nur ein mit sechs Saiten ausgestatteter Mitstreiter an Bord von SEVEN SERAPHIM ist - Szucs' Ego scheint in etwa so groß zu sein wie der Tonumfang, den er in wenigen Sekunden aufs Griffbrett zaubern kann - so hält der gute Herr es offensichtlich für überflüssig, bei Solopassagen noch eine Rhythmusgitarre einzuspielen, was der Härte ungemein zuträglich gewesen wäre. Auch bei der Produktion hatte der Griffbrettwichser seine Griffel mit im Spiel, was letztendlich in einem mittelmäßigen, schwachbrüstigen Sound resultiert: Den Bass hört man so gut wie gar nicht (tolle Idee, wenn schon keine Rhythmusgitarre mit an Bord ist...), die Drums rauschen zwar sehr akzentuiert und deutlich aus den Boxen, haben aber in Sachen Bassdrum in Etwa so viel Wumms zu bieten wie der Dackel von Nebenan beim Bellen. Seufz.
Das Hauptohrenmerk liegt deutlich auf der schon aufdringlich im Vordergrund stehenden Gitarre und dem meist mit Spinett-Klängen nervenden Keyboard. Tolles Feingefühl.
Einzig und allein mit 'Song Blaque' (dessen Melodie-Idee man schlechter in 'The Hand That Feeds' verbraten hat) und dem immerhin etwas treibenden 'Dance In The Red' kann die Band einigermaßen überzeugen, der Rest der Kompositionen bleibt Stückwerk, dominiert von teils wahrlich belanglosen Selbstdarstellungen auf der Gitarre - das Aufwärmen von altbekannten klassischen Themen dürfte nicht einmal mehr für Fiedel-Freaks interessant sein.
Absoluter Tiefpunkt ist das in Puncto Schnulzigkeit nicht mehr zu überbietende 'The Rain Keeps Falling', bei dem zielloses Klassik-Nachgespiele auf eine schwulstige Melodieführung und einen unerträglichen Kitsch-Faktor trifft. Abschreckend.
Summa summarum haben SEVEN SERAPHIM ein in keinster Weise überzeugendes Debut abgeliefert, welches lediglich als Lehrstück verwendet werden sollte: So armselig klingt eure Band, wenn ihr euch mehr auf die Gitarre und Soloarbeit mit dieser als auf die Songs konzentriert. Setzen, sechs.
Anspieltipps: Song Blaque, Dance In The Red, Songwriting-Crashkurs.
- Redakteur:
- Rouven Dorn