SEVEN SPIRES - Gods Of Debauchery
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2021
Mehr über Seven Spires
- Genre:
- Symphonic Metal / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 10.09.2021
- Wanderer's Prayer
- Gods Of Debauchery
- The Cursed Muse
- Ghost Of Yesterday
- Lightbringer
- Echoes Of Eternity
- Shadow On An Endless Sea
- Dare To Live
- In Sickness, In Health
- This God Is Dead
- Oceans Of Time
- The Unforgotten Name
- Gods Amongst Men
- Dreamchaser
- Through Lifetimes
- Fall With Me
Überraschungen am Fließband, wenn auch mit Schönheitsfehlern.
Manchmal ist es doch schön, wenn man eine Band überhaupt nicht kennt und man nichtmal eine Ahnung hat, in welche Richtung sie musikalisch geht. So ging es mir nämlich, als ich gesehen hab, dass ich "Gods Of Debauchery" von SEVEN SPIRES rezensieren darf. Obwohl es sich hier um das dritte Album der US-Amerikaner handelt, sagte mir der Name bislang überhaupt nichts. Und warum ist das schön? Naja, man geht einfach komplett unvoreingenommen und ohne Erwartungen an die Sache heran, und manchmal erlebt man dann die größten Überraschungen.
Eine solche Überraschung ist "Gods Of Debauchery" für mich geworden. Nach dem kurzen atmosphärischen Intro 'Wanderer's Prayer' fängt der Titeltrack ebenfalls recht ruhig, jedoch mit einer Gitarrenmelodie an, die einen ersten Einfluss der Band zeigt, denn diese Melodie erinnert massiv an Michael Amott und ARCH ENEMY. Und dann legt SEVEN SPIRES endlich so richtig los und der Vergleich zu ARCH ENEMY ist in keiner Weise von der Hand zu weisen. Wobei SEVEN SPIRES keinen reinen Melodic Death Metal spielt, sondern deutlich symphonischer an die Sache herangeht. Was natürlich den Vergleich zu ARCH ENEMY besonders aufkommen lässt, sind die Vocals von Sängerin Adrienne Cowan. Die Frau growlt im Titeltrack irgendwo zwischen Angela Gossow und Alissa White-Gluz, zeigt aber stellenweise sogar stimmliche Parallelen zu Dani Filth (CRADLE OF FILTH).
Diese Dani-Filth-Vocals kommen dann im kommenden 'The Cursed Muse' noch deutlicher zum Vorschein, was aber auch zum deutlich schwarzmetallerischen Sound des Songs passt. Doch dann kommt mitten im Song die absolute Überraschung: Adrienne kann nicht nur growlen und keifen, sondern auch verdammt gut clean singen! Es klingt, als würden hier zwei verschiedene Personen singen. Bei diesem breiten Gesangsspektrum könnte man ja befürchten, dass Adrienne alles ein bisschen kann, aber nichts wirklich perfekt. Aber meine Vergleiche mit Angela Gossow, Alissa White-Gluz oder Dani Filth zeigen ja, dass Adrienne die extremen Gesangsstile schon extrem gut beherrscht. In 'Ghost Of Yesterday' zeigt sie dann erstmals im ganzen Song, wie gut sie clean singen kann. Ihre Stimme erinnert mich besonders im Refrain an NIGHTWISHs Floor Jansen.
Mit 'Lightbringer' kommt dann einer der eingängigsten Songs, der im Vergleich zu den anderen Tracks relativ wenig Abwechslung hat. Wer sich das Video ansehen möchte, wird sogar eine kurze Tanzchoreografie zu sehen bekommen, wie man sie sonst in Videos von irgendwelchen Pop-Sternchen kennt. Auf jeden Fall ist 'Lightbringer' ein gewaltiger Ohrwurm, auch wenn einem der Refrain beim Hören schon hin und wieder auf die Nerven gehen kann. Weniger nervig ist dagegen der Refrain von 'Echoes Of Eternity', der über eine schöne Melodie verfügt. In 'Shadow On An Endless Sea' kommen dann auch endlich wieder die extremmetallischen Gesänge zurück und Adrienne growlt und keift zwischenzeitlich wieder ordentlich in bester Dani-Filth-Manier. Gleichzeitig bietet der Song auch einen schönen Mix aus Black-Metal-Gebolze und bombastischem Symphonic Metal mit schönen Gitarrenmelodien. Im folgenden 'Dare To Live' zeigen sich bei mir jedoch schon erste Abnutzungserscheinungen des SEVEN SPIRES-Sounds. Zwar kann der Song zumindest mit einem schönen Mitsing-Refrain punkten, der Rest des Songs rauscht jedoch ein wenig an mir vorbei. Gleiches gilt für die balladeske Nummer 'In Sickness, In Death', der in keiner Weise bei mir hängen bleibt.
Nach den beiden letzten Liedern wird mir beim Blick auf die Laufzeit des folgenden 'This God Is Dead', mit über 10 Minuten das längste Stück auf "Gods Of Debauchery", etwas Angst und Bange. Jedoch vollkommen zu Unrecht, denn das Stück ist sehr abwechslungsreich und bietet wieder unterschiedlichste Einflüsse, von NIGHTWISH über FLESHGOD APOCALYPSE hin zu CRADLE OF FILTH. Zudem sorgt 'This God Is Dead' erneut für eine Überraschung, denn mit den Vocals von Roy Khan (Es-KAMELOT) sind jetzt auch erstmals männliche cleane Vocals auf "Gods Of Debauchery" zu hören.
'Oceans Of Time' beginnt dann wieder mit dieser Michael-Amott-Melodie und fräst sich mit einem eingängigen Refrain ins Gehirn. 'The Unforgotten Name' ist eine in weiten Teilen ruhige Ballade, die jedoch nicht vor zwischenzeitlichen Gewalteruptionen zurückschreckt. 'Gods Among Men' und 'Dreamchaser' rauschen dann leider wieder größtenteils an mir vorbei. 'Through Lifetimes klingt dann schon wie ein Outro, ist jedoch eher nur nochmal eine kurze Ruhepause vor dem letzten Albumhighlight 'Fall With Me'. Nein, SEVEN SPIRES zeigt hier nicht nochmals das ganze musikalische Spektrum der Band. Denn extreme Passagen sucht man hier vergeblich. 'Fall With Me' ist eine rundum wunderschöne Ballade, die gekonnte Tänzer sogar zu einem Wiener Walzer einladen könnte.
SEVEN SPIRES zeigt auf "Gods Of Debauchery" sowohl gesanglich als auch instrumental und beim Songwriting ein sehr breites Spektrum an unterschiedlichen Genres. Und bei aller Abwechslung hat die Band es geschafft, aus den unterschiedlichen Genres ihrer Einflüsse einen homogenen Gesamtsound zu kreieren, der insbesondere durch das unfassbare Talent der Frontfrau Adrienne getragen wird. Leider sind nicht alle Stücke auf diesem hohen Niveau. Das Album ist 77 Minuten lang, weshalb es vermutlich nicht geschadet hätte, wenn man vielleicht zwei der "vorbeirauschenden" Songs nicht mit auf das Album gepackt hätte. Dann hätte ich vermutlichnoch einen halben oder gar ganzen Punkt aufgeschlagen. Dennoch bleibt ein überraschend starkes Album mit kleinen Schönheitsfehlern.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mario Dahl