SHADOWKEEP - Shadowkeep
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2018
Mehr über Shadowkeep
- Genre:
- Progressive Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pure Steel Records
- Release:
- 30.03.2018
- Atlantis
- Guardian Of The Sea
- Flight Across The Sand
- Horse Of War
- Little Lion
- Angels And Omens
- Isolation
- Never Forgotten
- The Sword Of Damocles
- Immortal Drifter
- Minotaur
Vielseitiges Comeback, das für alte Fans der Band und für die Freunde des Sängers viel zu bieten hat.
Erinnert ihr euch an SHADOWKEEP, die junge britische Band, die im ersten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends mit ihrem frischen und doch harten progressiven Power Metal immer wieder an die guten alten Zeiten von US-Veteranen wie QUEENSRYCHE, FATES WARNING und CRIMSON GLORY erinnerte? Gut, dann wisst ihr sicher auch, dass das letzte nennenswerte Lebenszeichen "The Hourglass Effect" (2008) inzwischen auch schon gut zehn Jahre auf dem Buckel hat, und es würde mich nicht überraschen, wenn ihr genau wie ich die Band schon längst in den ewigen Jagdgründen wähntet. Nun, dann dürft ihr euch jetzt freuen, denn die unerwartete Rückkehr der Truppe aus der südenglischen Grafschaft Surrey ist Realität, das selbstbetitelte Comebackalbum kommt demnächst über Pure Steel Records in die Regale!
Bereits mit Eintreffen des Infomaterials zum kommenden Album mischte sich jedoch auch ein klein wenig Skepsis in die Freude über die Rückkehr der Briten. Dies liegt an einem nicht ganz unwesentlichen Detail der Bandbesetzung, denn wo drei der Instrumentalisten mit dem Line-up von "The Hourglass Effect" identisch sind, da hat die Neubesetzung der Position des Sängers durchaus das Potential, die Fangemeinde ein wenig zu spalten. Es singt nämlich weder der Originalsänger Rogue Marechel, der die ersten drei Releases veredelt hatte, noch Richie Wicks der zuletzt mit SHADOWKEEP im Studio war, sondern es wurde kein Geringerer verpflichtet als James Rivera. Die einen sind ob dieser Verpflichtung begeistert, denn dass der kleine Texaner zu den ganz großen Meistern seines Faches zählt, ist kein Geheimnis. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einige Stimmen, welche die Meinung vertreten, dass Herr Rivera zum einen bei zu vielen Bands singe, und dass er zum anderen durch die Einzigartigkeit seiner Stimme einfach jeder Band einen allzu dominanten HELSTAR-Stempel aufdrücke.
So ganz sind die Bedenken der Skeptiker auch nicht von der Hand zu weisen, denn wer sich an James Rivera sattgehört hat, oder wer mit HELSTAR-Anklängen nicht klar kommt, der hat bei "Shadowkeep" durchaus einige Klippen zu umschiffen. Nach etlichen Durchläufen des neuen Albums möchte ich dennoch sagen, dass SHADOWKEEP zumindest in meinen Ohren nicht zu einer weiteren allzu typischen Rivera-Band wird, die ihre Identität dem Nimbus des Sängers opfert. Klar, ein Stück weit prägt Riveras Stimme natürlich nun auch SHADOWKEEP, doch hätte man dies nicht genau so gewollt, dann wäre James bestimmt nicht ans Mikro geladen worden. Klar, besonders wenn es schneller und/oder aggressiver wird, wie dies etwa beim Opener 'Guardian Of The Sea' oder bei 'Angels And Omens' und vor allem bei 'Immortal Drifter' der Fall ist, dann drängen sich die HELSTAR-Assoziationen schon sehr deutlich auf.
An anderen Stellen nutzt die Band jedoch auch viele Freiräume, um ihrer progressiven Ader zu frönen, um vielseitige und verspielte, teils akustische und oft mehrstimmige Gitarrenarrangements zu zelebrieren, wie zum Beispiel bei der tollen, sehr entspannten Ballade 'Little Lions', oder beim durchaus an mittlere FATES WARNING gemahnenden 'Isolation' und der sehr verträumten und ungewöhnlich sanft gesungenen weiteren Ballade 'Never Forgotten' mit ihren mehrstimmigen Akustikgitarren. Wo sich 'Flight Across The Sand' hackend-vertrackt, mit einem feinen, hochmelodischen Solo und recht schmerztöterischer Gesangsdarbietung von James Rivera präsentiert, da glänzt am Ende der Platte das neuneinhalbminütige Epos 'Minotaur' mit allerlei kreativen Breaks, Stimmungswechseln, ruhigen Parts, vertrackten instrumentalen Elementen und sogar einem pfeifenden James Rivera, was außerhalb des Repertoires eines Klaus Meine sicherlich nicht alltäglich ist. Doch mit jenem teilte sich James Rivera ja bereits vor bald 20 Jahren in Balingen die Bühne des "Bang Your Head!!!" - auch dieser Kreis schließt sich also.
SHADOWKEEP ist nach alledem ein wirklich gelungenes Comeback zu attestieren, das sich abwechlungsreich und kompositorisch sehr spannend präsentiert. Die Gitarren entfachen ein echtes Feuerwerk, und auch James Rivera leistet - trotz einer an manchen Stellen recht effektbeladen klingender Stimme - ganze Arbeit. Ja, er gibt natürlich immer wieder den unnachahmlich brennenden Höllenstern, doch er zeigt auch ungewohnt häufig, dass er doch deutlich mehr sein kann als diese unverkennbare Sirene, ja, dass er auch feinfühlig kann. Auf diese Weise wirkt "Shadowkeep" als vielseitiges, abwechslungsreiches Werk, das sowohl für eingefleischte Rivera-Fans als auch für die alten Fans der Briten viel zu bieten hat.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle