SHEOGORATH - Antimon
Mehr über Sheogorath
- Genre:
- Folk Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 24.01.2025
- Odin
- Battle Song
- Sword's Dance
- Mage In Rage
- Gerstenbräu
- Victory
- Raziel
- Magic Runes
- Set Sails
- Pharao's Grave
Kurskorrektur in die falsche Richtung ...
Vor ziemlich genau zwei Jahren landete das Duo SHEOGORATH erstmalig mit der EP "Winterhold" auf meinem Radar, wobei ich der Kurzrille damals bescheinigte, feinen Melodic Black Metal mit tollen Leads zu zelebrieren. Dass ich nach diesem positiven Eindruck natürlich darauf gespannt bin, was uns Matej Kollar (Gitarre) und Patrick Pazour (Gesang) nun für das vierte vollwertige Album "Antimon" zusammengebraut haben, versteht sich fast schon von selbst. Immerhin war der Großteil von "Winterhold" wirklich unterhaltsam und stark.
Die positive Überraschung ist für mich dann auch schon direkt beim Blick auf die Trackliste auszumachen, denn keine Songs der vorherhigen EP werden für das neue Album recycelt, sodass wir insgesamt zehn komplett firsche Tracks serviert bekommen. Allerdings wird auch schnell klar, dass diese Entscheidung nicht nur im Gedanken an die Fans getroffen wurde, die ihr Geld für "Winterhold" auf den Tisch gelegt haben. Auch die musikalische Ausrichtung dürfte hier eine Rolle gespielt haben, denn "Antimon" schlägt doch schon ganz andere Töne an als "Winterhold", sodass die alten Kompositionen kaum ins Gesamtbild gepasst hätten. Die Zeiten von melodischem und postig angehauchtem Black Metal scheinen dabei großteils vorbei zu sein. Auch wenn natürlich die heiseren Screams von Patrick und auch noch einige Gitarren-Arrangements die ursprüngliche Ausrichtung der Band erahnen lassen, schielen gerade die folkig angehauchten und fast schon zum Schunkeln einladenden Melodien des Openers 'Odin' deutlich mehr in Richtung der fröhlicheren Momente von ENSIFERUM. Damit einher geht auch eine gute Prise Heavy Metal, die für eine deutlich stärkere Eingängigkeit des Materials sorgt, die von präsenteren Orchester-Samples und Keyboards noch einmal unterstrichen wird. Sebige werden klanglich übrigens zum größten Stolperstein der Platte, denn oftmals klingen diese Einschübe doch nach eher günstigen Plugins und haben ein leichtes Kirmesflair.
'Battle Song' und 'Sword's Dance' zeigen im Anschluss dann, dass die Eröffnungsnummer keinesfalls ein Ausreißer war, denn mit dem Klargesang im Refrain schlagen die beiden Österreicher endgültig die Brücke hin zum Schunkel-Folk-Metal, der zumindest bei mir überhaupt nicht auf offene Ohren stößt. Nicht ganz unschuldig ist daran auch Patricks Gesang, denn während mir seine heiseren Screams im Black-Metal-Kontext sehr gut gefallen haben, passen sie nicht so recht zur poppigeren Ausrichtung der neuen Kompositionen und auch sein Klargesang ist nicht restlos überzeugend. Wenn dann im Sauflied 'Gerstenbräu' auch noch ganz in der Klischee-Kitsch-Schublade gewühlt und mit einer absolut ausgelatschten Akkordeon-Melodie im Oktoberfest-Milieu gewildert wird, bin ich endgültig raus und kann mich nur schwerlich beherrschen, die Scheibe nicht gänzlich aus dem Player zu rupfen. Der Sebstbeherrschung sei dank, denn durch eine verfrühte Kapitulation hätte ich zum Beispiel einen Song wie 'Victory' verpasst, der noch einmal nachdrücklich zeigt, wie viel Potential eigentlich in SHEOGORATH steckt und dass auch die folkig-poppigen Anspielungen der neuen Platte durchaus funktionieren können, wenn sie eben mit dem typischen Bandsound der Vorgänger ins richtige Verhältnis gesetzt werden.
Leider passiert das aber viel zu selten, sodass ich am Ende keine wirkliche Begeisterung angesichts von "Antimon" empfinde. Hat die Welt wirklich noch eine weitere Schunkel-Folk-Metalband gebraucht? Ich persönlich würde diese Frage mit Nein beantworten, solltet ihr das allerdings anders sehen, könnte sich ein Antesten im Falle von "Antimon" lohnen, denn zumindest handwerklich gibt es hier - abgesehen vom manchmal holprigen Gesangs - gute Kost zu hören.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs