SIDLING SISTERS - Der Acker bebt
Mehr über Sidling Sisters
- Genre:
- Harter Deutschrock
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- GUNN Records/Bellaphon
- Release:
- 29.08.2014
- Herzlich willkommen
- Ein Wort von dir
- Kleine geile Welt
- Ein neuer Tag
- Junger Mann im Frühling
- Der Acker bebt
- Bunker
- Manege frei
- Tanz mit mir
- Sommernachtstraum
- Auf der zweiten Welle reiten
- Ein neuer Tag (Piano Version)
Schwiegersohn-Softrock sucht interessierte Zuhörer!
Interessante Konstellation - 4 Cousins (nee, kein Nebenprojekt von DEATH ANGEL) musizieren unter dem witzigen Banner SIDLING SISTERS, alle tragen den gleich Nachnamen und dazu ein Debütalbum, das den Acker zum Beben bringen soll. Nicht schlecht, Herr Specht! Aber schauen wir mal, ob die 12 Eigenkompositionen die tektonischen Platten unter dem Acker wirklich in Bewegung versetzen …
Schon von Beginn an fällt auf, dass die beiliegende Presseinfo nicht lügt. Auf Teufel komm raus wird vom ersten bis zum letzten Ton versucht, gut gelaunt auf bodenständige Sympathiebolzen zu machen. So schnell ich diese Erkenntnis auch gewonnen habe, so schnell war mir diese überproportional zur Schau gestellte Musikantenstadel-Attitüde auch schon zuwider. Handwerklich ist an keinem der 12 Songs etwas auszusetzen, aber was soll auch schon groß passieren, wenn man 1000-fach gehörte lahme Rock-Blues-Hardrock-Punk-Reggae-Standards aneinanderreiht und darüber einen Gesang klatscht, der einfach nur brav und unschuldiger als das Stimmchen einer 10-jährigen Klosterschülerin daherkommt. Wo sind die Eier, wo die Ecken und Kanten, wo das Reibeisen? Kein Schmerz, keine Leidenschaft, Rebellion = Fehlanzeige - nichts …
Trauriger Höhepunkt auf "Der Acker bebt" ist die schrecklich schwülstige Ballade 'Ein neuer Tag', den man unter Garantie nicht erlebt, wenn nicht rechtzeitig vor dem Ende des Liedes die Stopp-Taste gedrückt wird. Getoppt wird diese Unglückseligkeit nur noch beim Rausschmeißer – 'Ein neuer Tag' als Piano-Version. Dort ist mir dann auch klargeworden, warum mir das Stück so gegen den Strich geht … im Punk sind gewisse Unschärfen das Salz in der Suppe, aber bei einer ernsthaft vorgetragenen Ballade werden feinflaumige Nackenhaare schnell zum tödlichen Nagelkissen, wenn mit einer unumstößlichen Beharrlichkeit latent minimalst am richtigen Ton vorbeigesungen wird. Grauenhaft!
Auch wenn ich so meine Probleme mit der Scheibe habe, um es mal vorsichtig auszudrücken, muss ich allerdings gestehen, dass man in textlicher Hinsicht durchaus zu unterhalten weiß. 'Junger Mann im Frühling' wird unter Garantie nicht für den Pulitzer-Preis in der Kategorie "Best Foreign Rock Lyrics" nominiert. Dafür ist das Thema einfach schon zu abgedroschen, aber die Story über einen Herrn der Schöpfung, der vergeblich versucht mit dem anderen Geschlecht anzubandeln und dabei kläglich scheitert, ist durchaus witzig in Worte gefasst.
Wenn ich bei meinem Fazit zu "Der Acker bebt" im landwirtschaftlich unverblümten und direkten Fachchargon bleiben soll, dann würde es wie folgt ausfallen: Das Debüt der vier Seidler Cousins bringt den Acker nicht zum Beben, versetzt vielmehr Feldmäuse selbst im Hochsommer auf selbigem in eine temporäre Schockfroststarre!
Sorry Jungs! Ich bin trotzdem gespannt, wie es auf dem Nachfolger weitergeht. Musikalisches und spielerisches Potential ist ausreichend vorhanden. Jetzt müssen nur noch die ausgelatschten, sicheren Pfade verlassen werden und zur Abwechslung auch mal der Stier auf der Weide bei den Hörnern gepackt werden. Beim nächsten Mal klappt's – davon bin ich überzeugt!
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Oliver Kast