SIGH - Hangman's Hymn
Mehr über Sigh
- Genre:
- Black Metal / Avantgarde
- Label:
- Osmose / Twilight
- Release:
- 12.06.2007
- Introitus / Kyrie
- Inked In Blood
- Me-Devil
- Dies Irae / The Master Malice
- The Memories Of A Sinner
- Death With Dishonor
- In Devil's Arms
- Overture / Rex Tremendae / I Saw The World's End
- Salvation In Flame / Confutatis
- Hangman's Hymn / In Paradisum / Das Ende
War es auf den letzten Alben der Japaner schwer geworden, sie noch guten Gewissens in die Schublade Black Metal zu stecken, so ist das mit dem achten Werk "Hangman's Hymn" wieder etwas leichter geworden. Nicht, dass die Mannen um Musik-Genie Mirai Kawashima nun die volle Retro-Wende eingeschlagen hätten und wieder klingen würden wie auf "Scorn Deafeat". Sie sind immer noch avantgardistisch wie kaum eine zweite Band und machen ihre ganz eigenen, anspruchsvolle Synthese der verschiedensten Stile.
Doch dieses Mal haben sich die Schwerpunkte merklich verlagert, es gibt wieder jede Menge garstige Screams, viel mehr Blastbeats und insgesamt auch wieder deutlich schwarz-metallischeres Riffing. Doch dazu sind so ziemlich alle Stücke auch mit cleanen Gesangspassagen, mächtigen, echten und vor allem außergewöhnlichen Chören versehen, die häufig Elemente des gregorianischen Chorals rezitieren (man höre das phänomenale 'Dies Irae'). Außerdem gibt es auch instrumental massenweise klassische Einflüsse. Mirais Orchestrierungen und Piano-Sequenzen sind absolut eigenständig und fügen sich toll ins Gesamtbild und die Trompete von Gastmusiker Tim Conroy veredelt Stücke wie 'Introitus / Kyrie', 'Dies Irae / The Master Malice' und das abschließende Epos 'Hangman's Hymn / In Paradisum / Das Ende' auf ganz besondere Weise.
Insgesamt ist "Hangman's Hymn" deutlich weniger schräg und Space-Rock-lastig als der Vorgänger "Gallow's Gallery", dafür hat die Epik, die Dramatik und die Schwärze wieder zugenommen. Die exotischen Elemente des letzten Albums weichen ein gutes Stück weit dem Einfluss der europäischen Klassik, des teutonischen Thrashs und der choralen Veredelung, so dass die dienstälteste japanische Düstermetallband einmal mehr ihre Sonderstellung untermauert, in dem sie mehr als nur eindrucksvoll belegt, dass es sich bei den Musikern um wahre Meister der Eigenartigkeit, der Innovation und der perfekten musikalischen Umsetzung "unmöglicher" Synthesen handelt, die bei 95% aller anderen Bands als Stückwerk erscheinen oder bereits im Ansatz scheitern.
Die Neue SIGH ist das vermutlich schwärzeste und härteste Album der Band seit Urzeiten und bringt es Mirai & Co. einen Stück weiter in Sachen Komplexität und Perfektion. Das in drei Akte gegliederte Werk bietet von wahrhaft rasendem Black Metal bis zur morbiden Anmut der an den ersten "Omen"-Soundtrack ('Overture' / 'Rex Tremendae' / 'I Saw The World's End') erinnernden Elemente, vom gregorianischen Choral und majestätischer Epik ('Hangman's Hymn') über das sägende Thrash-Riff ('In Paradisum') bis hin zum ausufernden Gitarrensolo eine Bandbreite, die kaum eine Band erreicht. Und das Kunststück dabei ist die stimmige Gesamtkonzeption, die atmosphärische Dichte, der unnachahmliche musikalische Fanatismus.
Wer auf anspruchsvollen und bedingungslos originellen Extrem-Metal steht, der kommt an SIGH per se nicht vor bei, an "Hangman's Hymn" als Album schon gleich gar nicht. Anspieltipps gibt's keine; die Scheibe ist ein umfassendes Gesamtkunstwerk ohne Schwächen.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle