SILENT SCYTHE - Suffer In Silence
Mehr über Silent Scythe
- Genre:
- Thrash / US Power Metal
- Label:
- New Aeon Media/ Plastic Head Music
- Release:
- 03.05.2004
- Intro
- Longing For Sorrow
- Old World Disorder
- My Only Family (My Only Enemy)
- Backstabber
- Suffer In Silence
- To Each His Own
- Feather
Haalloo? Kann mir mal einer sagen, was da gerade 42 Minuten über mich drüber gefahren ist? Eine Dampfwalze aus Skandinavien mit deutlich amerikanischer Schlagseite ... Wow, die hat mich voll erwischt.
SILENT SCYTHE nennen sich die "Übeltäter" und legen mit "Suffer In Silence" ihr Debüt-Album vor. Die Schweden veröffentlichten den Silberling bereits vor einiger Zeit in Undergroundkreisen, haben ihn aber nun, Plattenvertrag sei Dank, noch einmal überarbeitet und mit einem neuen Layout versehen. Ein edles Stück Stahl, das zu Recht das Licht der Welt erblickt.
Nach einem kurzen coolen Intro bricht die Lawine über einen herein. Schon beim Opener "Longing For Sorrow" wird deutlich, wo der Hase lang läuft. Mächtig tiefe Gitarren feuern ein typisch schwedisches Thrashgewitter auf den Hörer ab, so dass einem schon fast schwindelig wird. Ab und an wechseln sie auch in typisches Jon-Schaffer-Riffing der alten Schule und sorgen damit für die notwendige Abwechslung. Wie kann ich diese Musik am besten beschreiben? Von den Riffs her lassen AT THE GATES & Co, aber auch ICED EARTH grüßen. Das exzellente Drumming von Johan Strende erinnert teilweise an SOILWORK oder eben auch ICED EARTH und die Vocals von Tobbe Jansson wechseln zwischen DESTRUCTION / FORBIDDEN (aggressive Shouts) und klassischem Power Metal. Hammer!!
Auf "Suffer in Silence" bieten uns SILENT SCYTHE mal den absoluten Nackenbrecher ('Longing For Sorrow'), mal klassische Power-Metal-Songs mit fetten Riffs aus der Hüfte und großartigen Refrains ('Old World Disorder', 'Backstabber', 'To Each His Own') sowie die absolute Hommage an schnellere und ältere ICED EARTH ('My Old Family' - vielleicht sollte man Jon Schaffer mal eine Kopie zukommen lassen). Der Höhepunkt der CD ist jedoch das Titelstück. Ein Up-Tempo-Hammer mit FORBIDDEN-lastigen Strophen und einem zuckersüßen Refrain, den sie dem völlig geplätteten Hörer am Schluss des Songs gar noch in einer a-cappella-Version darbieten. Weltklasse. Zum Abschluss gibt es noch einen Akustiksong, der mit seinen spanischen Gitarren und den Folk-Elementen nicht nur für einen coolen Ausklang des Silberlings sorgt, sondern auch zeigt, dass die Schweden gar über einen sehr feinen Humor verfügen (viele Zwischenrufe, unflätige Bemerkungen - gute Laune garantiert).
Okay, lassen wir mal die berühmte Kuh im Dorf und schauen bzw. hören beim zweiten und dritten Durchgang mal etwas genauer hin. Viele Anleihen an bekannte Acts sind für den Rezensenten in Erklärungsnot sehr hilfreich, in Sachen Eigenständigkeit sind sie aber auf jeden Fall nicht sehr förderlich. Und doch, ich habe eine solche Mischung aus Schwedenthrash und US Power Metal noch nicht gehört. Grandios. Es schleichen sich immer mal wieder noch nicht ganz fertig ausgefeilte Parts in einzelne Songs, die aber nur minimal den Gesamteindruck schmälern. Ein richtiger Kritikpunkt dagegen ist die Tatsache, dass auf diesem Silberling nur sechs richtige Songs drauf sind (das Intro und das eher gejammte 'Feather' können nicht als richtige Songs bezeichnet werden). Das ist für ein Demo nicht unbedingt schlecht, für eine offizielle Debüt-Scheibe, die sich im Monat gegen dutzende von Neuerscheinungen durchsetzen muss, ist das aber deutlich zu wenig.
Die Produktion des Silberlings ist dann wiederum typisch schwedisch. Ein Brett vor dem Herrn. Die Gitarrenfraktion drückt und das Schlagzeug hämmert wie ein Vorschlaghammer immer wieder direkt in die Gesichtsmitte. Was die einzelnen Musiker auf "Suffer In Silence" abliefern, ist bemerkenswert, vor allem Schlagzeuger Johan Strende setzt eine deutliche Duftmarke ('My Only Family', 'To Each His Own'). SILENT SCYTHE scheint eine der vielen Bands aus dem schier unerschöpflich guten skandinavischen Fundus zu sein, doch besitzen sie ihre eigene Note, die ihnen Freunde im Thrash- wie auch im Power-Metal-Lager verschaffen dürfte. Von dieser Band werden wir noch einiges hören. Da bin ich mir sicher.
Anzumerken sei hier noch, dass Sänger Tobbe Jansson die Band mittlerweile verlassen hat. Der neue Mann am Mikrofon hat eine schwere Aufgabe vor sich, denn die vorgelegte Messlatte liegt sehr hoch. Ich wünsche ihm und der Band auf jeden Fall mal: Viel Erfolg! Lassen wir uns überraschen.
Anspieltipps: Old World Disorder, Suffer In Silence, My Old Family
- Redakteur:
- Chris Staubach