SIVYJ YAR - A Scarlet Sunset Over The Horrid Abyss
Mehr über Sivyj Yar
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 28.02.2025
- Our Tears Have Turned To Ice
- A Scarlet Sunset Over The Horrid Abyss
- The Deadly Fog Drags Forth
- Everything Under The Snow Will Hush, Then Die
- In Their Slumber, The People Shall Forget Us
Lange unter dem Radar unterwegs und jetzt endlich flügge.
SIVYJ YAR ist in meinem persönlichen Sprachgebrach genau das, was ich vor Jahren noch als typische Bandcamp-Combo bezeichnet hätte. Im Klartext bedeutet dies soviel wie: Hier spielt eine Truppe auf, die auf dem nach wie vor unterschätzten Streaming-Service eine ganze Palette von Singles und Alben herausgegeben hat, dabei aber in der öffentlichen Wahrnehmung nie sonderlich aufgefallen ist.
Mittlerweile ist das eigentlich als Soloprojekt von Mastermind Vladimir gestartete Unterfangen zumindest insoweit anerkannt, dass es sich einen Deal bei Avantgarde Music sichern konnte und dort erstmalig auch ein Album in englischer Sprache aufgenommen hat. Doch die gegebenen Anpassungen auf der insgesamt bereits achten Full-Length sind nicht gleichbedeutend mit einer Kompromisslösung für den musikalischen Output. Das ist angesichts so mancher starken Platte aus der Vergangenheit auf jeden Fall ein sehr beruhigendes Indiz.
Vladimir hat über die Jahre Verstärkung von Schlagwerker Aeargh bekommen, der sich jedoch lediglich auf die Studioarbeit konzentriert und seinem Kollegen den kompositorischen Prozess alleine überlässt. Infolgedessen trägt auch "A Scarlet Sunset Over The Horrid Abyss" eine klare Handschrift, die einerseits von zahlreichen melodischen Parts durchsetzt ist, aber auch einige dezent folkige Momente beinhaltet, die SIVYJ YAR auch in der Vergangenheit immer wieder mal einbezogen hat. Als typisches Kennzeichen für den russischen Black Metal gibt es weiterhin nicht ganz so schräge Dissonanzen, sondern eher heroische Abschnitte, die weite Teile des neuen Albums prägen und für eine durchgängige Einprägsamkeit sorgen. Nun aber zu glauben, SIVYJ YAR würde ausschließlich mit Melodien um sich werfen, um möglichst zugänglich klingen zu wollen, geht in die falsche Richtung. Nach wie vor zeichnet der russische Komponist einige experimentelle Arrangements, nutzt bereits im überlangen instrumentalen Intro 'Our Tears Have Turned To Ice' post-metallische Klangflächen, streut dramatisch anmutende Violinen ein und nähert sich immer wieder auch dem Bereich der Klassik, wenn auch im vertrauten schwarzmetallischen Rahmen.
Einzig kritisch ist hierbei die inflationäre Verwendung von Backing-Keyboards, die an manchen Stellen einfach zu stark präsent sind und den Sound ein bisschen verwässern. Dies ist zwar noch nicht in einem Maße dramatisch, dass der Genuss deutlich eingeschränkt wird, doch manchmal sollte sich Vladimir einfach auf die rohe Kraft der Gitarren verlassen, die ihm auch auf "A Scarlet Sunset Over The Horrid Abyss" einige majestätische Passagen abringen.
Im Großen und Ganzen ist der achte vollwertige Release von SIVYJ YAR auf jeden Fall eine arg lohnende Sache. Leichte Einkerbungen in den heroischen Fluss bringen lediglich die überproportionierten Tasten, die man mit der Zeit aber immer besser ausblenden kann. Dass die Platte fünf überlange Tracks bietet, ohne dabei echte Länge zu erzeugen, macht die Sache dann auch rund und klar: Liebhaber melodischen Black Metals sollten daher mal das eine oder andere Ohr riskieren!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes