SIX FEET UNDER - Bringer Of Blood
Mehr über Six Feet Under
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 22.09.2003
- Sick In The Head
- Amerika The Brutal
- My Hatred
- Murdered In The Basement
- When Skin Turns Blue
- Bringer Of Blood
- Ugly
- Braindead
- Blind And Gagged
- Claustrophobic
- Escape From The Grave
SIX FEET UNDER haben 2003 mit "Bringer Of Blood" ein extrem grooviges Death-Metal-Album mit unverkennbaren Thrash Einflüssen abgeliefert. »Oh my fuckin' god!« - Bereits der Opener 'Sick In The Head' geht ab wie nichts Gutes. »You're dead to me, all dead to me«, grollt da der Sänger des wüsten Haufens zu einem Mahlstrom stark verzerrter Bassläufe und knüppelnder Drumattacken. Schmurgelnd, rauschend, würgend gräbt sich seine Stimme ins Ohr und kündet von langsamem Verfall, rutscht immer wieder auch in Richtung tief kehligen Keifens ab. Es ist dies allerdings weder die heutzutage genretypische Growlstimme noch das modernde Grabesorgan eines Gothicsängers, sondern - ganz oldschool - mehr eine Art gurgelndes und zorniges Flüstern, das in rhythmischen Stößen - mit Hardcore-Anleihen dann doch noch zur vollen Lautstärke gebracht - direkt aus wuterfülltem Gedärm hervorzuquellen scheint wie Lava aus gebrochenem Felsgestein.
Riesige Brocken eines tackernden Grooves hauen die motorpflügenden Totengräber uns auch beim Anti-Irakkrieg-Song 'America The Brutal' um die Ohren, wo grobgekörnte E-Gitarren und Bässe mit Industrial- und Tribal-Rhythmen zu einem spröden Betonwall angerührt werden, an dem sich der Shout-Gesang unerbittlich den Kopf einrennt. Etwas melodischer faucht uns mit 'My Hatred' sodann die nächste Wuchtbrumme um die Ohren wie ein Nahkampfstoß Kerosin aus einem archaischen Flammenwerfer des ersten Weltkriegs. Hier dürfen erstmals auch die E-Gitarrenriffs metallmächtig schrill aus der sämigen Masse hervorstrudeln, während das Schlagzeug den schwermütigen Basslauf mit Todespräzision nach allen Regeln der Metzgerkunst im Zeitraffer zerlegt. Sehr dynamische Breaks und eine Prise Größenwahn vereinen sich zu einem bösartigen Etwas und drehen doomigen BLACK SABBATH-Sound und MUSHROOMHEADsche Atompilzgrooves schon mal zur Einstimmung durch den für alle Christen bereitgestellten Fleischwolf.
Es wundert mich wider besseres Wissen doch noch gelinde, dass diese Platte noch immer nicht indiziert wurde; denn während in deutscher Sprache vorgetragene, ihrem Wesen nach harmlose Schlaflied- und Horrorfilm-Parodien postpubertärer Spaßbands und berechtigte Kirchenkritik hierzulande recht schnell die Sittenwächter auf den Plan rufen, scheint man sich an auf Englisch verfassten, wahrhaft religions- und menschenverachtenden Zeilen wie »Ihr könnt nicht fliehen / Nun werdet ihr langsam sterben / Das alles ist Teil meines großen Plans / Zu guter Letzt enden alle tot / Ich lebe dieses Leben, um mörderisch zu töten / Und nun liegst du tot neben deiner Bibel / Lutsch an deinem verschissenen Kreuz, Mutterficker / Ich hoffe, deine Seele ist für immer verloren« weniger zu stören. Nicht, dass ich staatliche sanktionierte Zensur befürworten würde (Eltern sollten sich gefälligst selbst mit dem auseinandersetzen, was ihre Sprösslinge so hören, anstatt die Vermittlung von Werten an andere zu delegieren), aber konsequent sind die Entscheidungen der FSK nun wirklich nicht ...
Nach diesem kurzen Exkurs zum - übrigens durchweg von Zynismus und Misanthropie geprägten - Textwerk (wie ernst man dieses nehmen mag, sei jedem selbst überlassen), nun aber wieder zurück zur Musik: Die sucht auch bei 'Murder In The Basement' kompromisslos in brachialem Dampfhammerklang Zuflucht. Doch auf Dauer wird mir das etwas zu langweilig. 'When Skin Turns Blue' kann ebenfalls nicht mit einer interessanten Songstruktur aufwarten, sondern dümpelt inspirationslos im Altbekannten umher. Einen Zacken Industrial-Guitar-Scream hat man noch draufgehämmert, aber das war's dann auch schon. 'Bringer Of Blood' nimmt uns noch mal mit in die alte Schule des Metalcore: Treibende Riffs, fetteste Drums, ein wahrer Orkan verzerrter Gitarrensounds, sonor gebrüllte Schlachtrufe sowie die ein oder andere hypnotisch-blasphemisch angehauchte Chorpassage geben ordentlich Zunder.
Ziemlich unausgegoren schwappt uns dann die ewig gleiche Suppe mit noch etwas schwefliger angehauchten Death-Vocals und tief fliegenden Bombenalarmgitarren versehen dann im nächsten Aufguss namens 'Ugly' um die Ohren; die Fans werden es lieben, der Gelegenheitshörer zuckt ob des starren Konzepts der Scheibe nur gelangweilt mit den Schultern. 'Braindead' kann dieser Blaupause immerhin noch ein paar neue Nuancen abgewinnen, da die Gitarren hier zur Abwechslung mal langsam und fies vor sich hin braten, während der kontrastierende Rhythmus gegen den Strich gebürstet erscheint. Mit Speed-Thrash-Death-Metal-Core (yeah, right, whatever ...) gewittert der im Gesamtkontext eher exzeptionale Track 'Blind And Gagged' recht ohrenzerstörend daher, bleibt damit in Sachen Songwriting aber leider auch im Durchschnitt stecken. 'Claustrophobit' erinnert an BIOHAZARD, 'Escape From The Grave' an Oldschool Black Metal gekreuzt mit je einer halben Portion Thrash und Power Metal. Als Dreingabe gibt es noch eine deutsche Version von 'Bringer des Blutes', welche immerhin als partyzündender Pogotrack zum gepflegten Abmoschen geeignet sein sollte.
Was bleibt ...
... sind eine handvoll Manifestationen des Bösen, gestählt in einer arschengen Produktion mit gewaltigem Bumms dahinter, welche jedoch eher auf kurzfristig zündende Sensationen denn auf songwriterische Substanz ausgelegt sind.
Besserer Durchschnitt, also.
Repräsentative Manifestation des Bösen:
'When Skin Turns Blue'
Hörenswertere Manifestationen des Bösen:
'My Hatred', 'Bringer Of Blood', 'Braindead'.
Blitzschlagende Manifestation des Bösen:
'Blind And Gagged'
- Redakteur:
- Eike Schmitz