SKINDRED - Shark Bites And Dog Fights
Mehr über Skindred
- Genre:
- Crossover / Grooverock / Ragga / Hardcore Punk
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Bieler Bros. Records
- Release:
- 13.11.2009
- Stand For Something
- You Can't Stop It
- Electric Avenue
- Calling All Stations
- Corrupted
- Who Are You?
- Days Like These
- Invincible
Raggainspirierter Groove-Crossover in den Sound-Shredder geworfen.
Was bei den ersten Durchläufen von "Shark Bites And Dog Fights" das Hörerlebnis zuvorderst bestimmt (und später immer noch beeinträchtigt), ist zunächst einmal der Sound: Die Produktion klingt mächtig, mächtig verstellt nämlich. Da klebt alles dichtgedrängt unter der Decke, die von der maximalen Lautstärkebegrenzung gezogen wird. Eventuell im Rahmen der Songdynamik noch hinzutretende kompositorische Elemente haben keinen Entfaltungsspielraum mehr nach oben, ja überhaupt kaum Platz, sich durchzusetzen, da sie sich irgendwo dazwischen in die Nischen im bereits bestehenden Gedränge einfügen müssen. Bei all dem Gerangel wird es eng, nicht nur in der auralen Moshpit sondern auch im Hörzentrum des Ohrenzeugen. Je nun, das ist modern, gilt vielen gar als auf der Höhe der Zeit, und manch einer glaubt wohl, eine bessere habe es soundtechnisch nie gegeben. Bei mir verursacht diese Tonabmischung jedoch eine Abneigung, öfter zur CD zu greifen, als die Qualität der Songs das wieder wett machen könnte. Kann sie das?
Schwer zu sagen, wenn einem diese Songs im Einheitslärm entgegengekotzt kommen, und spätestens da beißt sich der buckelnde Nepeta cataria-Süchtling in den Steißfortsatz. Ich vermute schon, dass die Stücke von "Shark Bites And Dog Fights" in dynamischerer Produktion eine mosh- oder tanzwillige Crowd, und vielleicht sogar eine gewisse Daheimhörerschaft, über weite Strecken wirklich mitreißen, statt nur die Ohren zum Schmerzen, bringen könnten. Auf Schönklang scheint hier ohnehin weniger geachtet worden zu sein als auf Eingängigkeit und Groove. Insofern konnte die wie vom Dampfhammer gestauchte Produktion einerseits weniger zerstören, andererseits schlägt einem die zu vermittelnde Energie eher massiv und konstant vor den Kopf, statt wendig und flexibilisierend in die Beine kanalisiert zu werden.
Brachiale Stop-Go-Rhythmik freilich setzt sich selbst gegen eine Betonplattenproduktion noch leidlich durch, doch wo das Songwriting auch von melodischem Gesang über dem groovenden Instrumentarium und von zwischengeschobenen Gitarren-Soli leben will (trauriges Beispiel: 'Calling All Stations'), klingt "Shark Bites And Dog Fights" so, wie ein Gremlin aussieht, nachdem der Mixer angestellt wurde. Dass der Gesang dann stellenweise noch schwer flüstertütenmäßig oder gar autotune- (abschreckendes Beispiel: 'You Can't Stop It') gefiltert daherkommt und zu den bandobligatorisch rifflastigen walls of sound auch wieder dubähnliche Elemente, metallisch rasselnde Percussion mit tüchtig Hall und von Dancehallreggae inspirierte Vokalakrobatik und Sound-Effekte hinzutreten, klingt die ganze Chose über weite Strecken heillos überladen, wovon die rar gesäten ruhigeren Passagen kaum Erholung bieten, da hier luftig-ambiente, chillige Flächensounds produktionsbedingt einfach nicht drin sind. Umso ärgerlicher ist dieser Effekt, als die Stücke an und für sich eher nach einem simplen Baukastensystem erstellt erscheinen als wirklich kompositorisch überladen. Auf "Root Rock Riot" hatte das noch funktioniert.
Inwieweit mein Gesamturteil eines nahezu durchgängigen Scheiterns auch auf die Kompositionen als solche übertragbar ist, muss mangels Live-Erfahrung oder Hören einer alternativen Einspielung/Abmischung leider offen bleiben. Ironischerweise klingt aber gerade das am gepressten Klang vermutlich noch am wenigsten Schaden nehmende Coverstück 'Electric Avenue' seltsam inspirationslos, zumal wenn einem bewusst ist, dass eine vom Ansatz her sehr ähnliche aber deutlich bessere Version bereits 1997 von RAGGADEATH eingespielt wurde. Somit ist "Shark Fights And Dog Fights" nur für eingefleischte SKINDRED-Fans und Lärmfanatiker zu empfehlen. Klar wird einem auch hier wieder der bandtypische Trademarksound halbwegs abwechslungsreich, wenn auch diesmal weitgehend innovationsfrei (sieht man mal von den hübsch in 'Corrupted' und das dann doch recht chillige 'Who Are You?' integrierten Breakbeats ab), dargereicht. Ansonsten gilt: Moshpit- und refrain-orientierter Nu-Rock-Brei mit reggae- & dancehall-inspirierter Exotik-Duftnote.
Anspieltipps: You Can't Stop It, Days Like These, Invincible
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz